(Foto: Agroscope)
Avenches – In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Avenches und dem Ingenieurbetrieb Meterus Sàrl hat die Forschungsanstalt Agroscope den Prototyp einer E-Kutsche vorgestellt, die im Rahmen eines Projektes zur Integration von Pferden in den öffentlichen Raum entwickelt wurde. Nach den Testeinsätzen wird Agroscope einen praktischen Leitfaden für interessierte Gebietskörperschaften anbieten.
In den letzten Jahren hat das Pferd erneut Einzug in das öffentliche Leben gehalten und dies sowohl in der Stadt wie auch auf dem Land. Müllabfuhr, Grünflächenbewirtschaftung, Schultransport, Tourismus, soziale und berufliche Eingliederung – die Einsatzfelder des Pferdes sind zahlreich. Das Huftier des 21. Jahrhunderts strahlt ein positives und ökologisches Image aus, steht für soziale Integration und findet sein Wirkungsfeld als lebendiger Motor.
Grosses Interesse in Frankreich
Immer mehr Gemeinden interessieren sich für den Einsatz von Pferden. Besonders in Frankreich ist das Interesse gross, wo über 120 Gemeinden diese Transportmöglichkeit wieder in Mode bringen. Wirtschaftliche Aspekte und Sicherheit werden grossgeschrieben, denn die Mehrheit der Nutzer wünscht, diese Aufgaben mit nur einem Pferd auszuführen, dessen natürliche Zugkraft beschränkt ist. Die E-Kutsche soll all diesen Ansprüchen genüge leisten.
Ein wissenschaftlicher Rahmen für eine innovative Idee
Die Forschungsanstalt Agroscope hat, gemeinsam mit der Gemeinde Avenches und einem Freiburger Ingenieurbetrieb, der auf Industriewerkzeuge spezialisiert ist und seinen Wirkungsbereich mit Arbeiten für Tiergespanne diversifiziert (Meterus Sàrl), heute Morgen das Projekt zur „Nutzung des Pferdes für Kommunalarbeiten dank einer E-Kutsche“ vorgestellt. Ein ähnliches Bild hat sich den Einwohnern von Avenches wohl noch nie geboten: Abfälle wurden in der Altstadt mit der innovativen Kutsche eingesammelt. Die ersten Feldtests werden am 23. August 2012 stattfinden.
Die Forschungsanstalt Agroscope spielt in diesem Projekt eine doppelte Rolle. Zum einen leistet sie einen wissenschaftlichen Beitrag zum Experiment, indem sie ethologische Analysen zum Wohlbefinden des Pferdes durchführt. Zum anderen sollen anhand der zusammengetragenen Informationen und Messungen die notwendigen Kenntnisse erworben werden, um interessierten Gebietskörperschaften mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. In dieser Hinsicht ist das Projekt in der Schweiz eine wahre Premiere.
Eine zum Wohl des Pferdes entworfene Kutsche
Der Prototyp des vorgestellten elektrisch betriebenen Gespanns vereint Rentabilität und Wohlbefinden des Pferdes. Die Kutsche verfügt über ein System zur Messung und Unterstützung der Zugkraft des Tieres und verleiht dem Gespann so mehr Leistungsfähigkeit und Ausdauer. Bei den für dieses Experiment eingesetzten Pferden handelt es sich ausschliesslich um Freiberger Hengste, die im Besitz des Schweizerischen Nationalgestüts stehen.
Aufwertung des Pferdes im öffentlichen Leben
Mit diesem innovativen Projekt wird eine ökologische, praktische und lärmfreie Lösung für den Nahverkehr vorgestellt. Einige Kommunalarbeiten, wie zum Beispiel die Müllabfuhr, verschlingen grosse Mengen an Kohlenwasserstoff, da die hierfür verwendeten, motorisierten Nutzfahrzeuge ständig anhalten, neu starten, beschleunigen und wieder abbremsen müssen.
Tradition und Technologie werden in diesem Projekt in Einklang gebracht – aber damit noch nicht genug; hinzu kommt eine bedeutende soziale Komponente, da die Pferdekutsche insbesondere bei der sozialen Integration von Jugendlichen oder Behinderten viel Potenzial bietet. Schlussendlich unterstützt das Projekt auf indirekte Art und Weise die Zucht der Schweizer Pferderasse, da sich hier neue Einsatzmöglichkeiten und Absatzmärkte für die Pferde finden. (Agroscope/mc/pg)