Elektronikgeräte leben länger als angenommen
Jean-Marc Hensch, CEO Swico. (Foto: Swico)
Zürich – Handy, Drucker und Co. leben deutlich länger als gemeinhin angenommen. Das ist das Ergebnis eines Studienprojekts der Fachhochschule Nordwestschweiz, welches Swico, der Verband der ICT-Anbieter sowie weiterer verwandter Branchen in der Schweiz, am Greenforum 2013 vorgestellt hat.
Die Projektgruppe der FHNW hat während sechs Monaten über 1‘500 ausgemusterte Geräte aus Schweizer Recyclingbetrieben auf ihre Lebensdauer hin analysiert und ausgewertet. So gelangen beispielsweise Mobiltelefone erst durchschnittlich acht Jahre nach der Produktion zurück in den Recycling-Kreislauf. Laptops und Drucker leben mir rund neun Jahren sogar noch länger.
Rücklaufquote von rund 90 %
Letztes Jahr wurden in der Schweiz mehr als 60‘000 Tonnen Altgeräte aus Informatik, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation zur Entsorgung abgegeben. Fachgerechtes Recycling ist essentiell für die umweltgerechte Entsorgung dieser Geräte. Mit einer Rücklaufquote von rund 90% ist die Schweiz führend im Elektronikgeräte-Recycling. Das ist einzelnen Politikern nicht genug. Unlängst forderte eine Partei mehr gesetzliche Bestimmungen wie eine vorgezogene Reparaturgebühr, subventionierte Reparaturbetriebe oder gesetzlich vorgeschriebene Lebensdauern. Hintergrund dieser Forderungen ist der Vorwurf an die Hersteller, die Produkte absichtlich auf eine kurze Lebensdauer auszurichten um die Absatzzahlen zu erhöhen und ihren Profit zu steigern (geplante Obsoleszenz).
Die geforderten gesetzlichen Regulierungen sind nach Ansicht von Swico nicht zielführend. Produkte würden häufig nicht ersetzt, weil sie defekt seien. Geräte mit neuen Technologien seien dank kürzeren Innovationszyklen heute in viel geringeren Abständen verfügbar – und meist auch deutlich energieeffizienter als ihre Vorgänger. Eine gesetzlich erzwungene Lebensdauer sei deshalb weder ökologisch sinnvoll, noch entspreche sie dem Bedürfnis der Konsumenten, schreibt Swico in einer Medienmitteilung. Hinzu komme, dass elektronische Geräte ohnehin schon langlebiger seien, als gerne behauptet wird.
Fachgerechtes Recycling
Swico betreibt seit knapp 20 Jahren das freiwillige Entsorgungssystem der Geräteproduzenten aus Informatik, Unterhaltungselektronik, Büro und Kommunikation. Damit können rund 75% der Mengen in Form von wieder gewonnenen Rohstoffen in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Nur eine geringe Menge an Schadstoffen muss neutralisiert werden und der Rest wird energetisch verwertet, kann also in Form von Wärme oder Strom genutzt werden.
Für Schweizer Anbieter sind die Entwicklungen in der Europäischen Union von hoher Relevanz, da die Hersteller sich primär auf diesen grossen Markt ausrichten. Einen Einblick in die nach wie vor anziehende europäische Regeldichte gab David Scuderi, Umweltverantwortlicher von Samsung Europe, am Greenforum 2013. Als Sprecher des Branchenverbands Digitaleurope in den Bereichen Produktesicherheit, Energieeffizienz, Entsorgung und Umweltstandards zeigte er insbesondere auf, wie neue Standards und Vorgaben die Recycling-Landschaft in Europa verändern werden. Über kurz oder lang erreichen solche Entwicklungen auch die Schweiz, welche dann jeweils die EU-Regeln via „autonomen Nachvollzug“ umsetzt.
Umweltschutz ist Verantwortung aller
Den Rahmen für das Greenforum 2013 bot die Umwelt Arena in Spreitenbach. Sie ist ein Ort, an dem die zentralen Themen Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit für alle erlebbar und begreifbar werden. Denn wie der Gründer Walter Schmid sagt: „Es ist wichtig, dass die oft hochkomplexen, abstrakten Informationen zum Thema Nachhaltigkeit und Energieeffizienz vereinfacht dargestellt werden.“ Er ist der Überzeugung, dass die Konsumenten mehr ressourcenschonende Produkte kaufen, wenn sie deren Vorteile aktiv erleben können. So ist Umweltschutz nicht nur die Verantwortung von Politik und Wirtschaft. Die Konsumenten können einen wesentlichen Teil dazu beitragen, indem sie bewusst energieeffiziente und wiederverwertbare Elektronik-Geräte nachfragen. (Swico/mc/pg)