Energie-Agentur der Wirtschaft: 10 Jahre erfolgreicher Klimaschutz

Bern – Im Jahr 2001 hat die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) mit einem heute international gefragten Modell ihren Auftrag aufgenommen, die CO2-Emissionen der Unternehmen in der Schweiz zu reduzieren. Zehn Jahre später wurden die Erwartungen und Ziele deutlich übertroffen. Die heute 2200 bei der EnAW engagierten Unternehmen reduzieren jährlich über 1.3 Millionen Tonnen CO2 und sparen 1000 TWh Strom.

CO2-Reduktion und Energieeffizienz gehen mit dem EnAW-Modell der Zielvereinbarung Hand in Hand. Die Wirtschaft ist motiviert, auch in Zukunft ihren Beitrag zu Klimaschutz und Energieeffizienz zu leisten, vorausgesetzt die gegebenen Rahmenbedingungen stimmen. Die in diesem Jahr zehnjährige Public-Private-Partnership zwischen Wirtschaft und Bund für den Klimaschutz ist ein Erfolgsmodell. Der Bund setzte der Wirtschaft im Jahr 2001 im Rahmen des CO2-Gesetzes ein Globalziel von zehn Prozent CO2-Reduktion. Die Wirtschaft setzte dieses Ziel in Eigenregie unter der Federführung der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) um. «Das Resultat ist eindrücklich» betonte Pascal Gentinetta, Präsident der EnAW vor den 350 Teilnehmern am Jubiläumsanlass der EnAW in Bern. Denn das vom Bund gesetzte Ziel wurde nicht nur erreicht sondern übertroffen.

Rund 1200 Unternehmungen mit freiwilligen Zielen
Bis heute haben sich 2200 Unternehmen in der ganzen Schweiz je nach Unternehmenstypus in den drei Reduktionsmodellen der EnAW organisiert. Knapp die Hälfte der Unternehmen hat sich auf verbindliche Ziele festgelegt, um von der CO2-Abgabe des Bundes befreit zu werden. Rund 600 KMU und eine gleich grosse Anzahl grösserer Unternehmen haben sich darüber hinaus freiwillig Ziele gesetzt, um ihren CO2-Ausstoss zu mindern und ihre Energieeffizienz zu steigern. Mit einer Reduktion des absoluten CO2-Ausstosses von über 20 Prozent seit 1990 haben diese Unternehmen einen massgeblichen Beitrag zur Erreichung der Kyoto-Ziele der Schweiz geleistet. Für Gentinetta ist klar, dass die Aktivität der EnAW eindrücklich beweist, dass Stromeffizienz- und Klimaschutzziele mit massvoller Regulierung wirtschaftsverträglich erreicht werden können. Umso bedauerlicher sei der vom Parlament im Rahmen der laufenden CO2-Gesetzrevision beabsichtigte Systemwechsel. Denn damit besteht die Gefahr, dass das EnAW-Erfolgsmodell, das mittlerweile von anderen Ländern adaptiert wird, zum Auslaufmodell in der Schweiz wird. Nur Verordnungsspielräume zugunsten der Weiterführung eines realitäts- und betriebsbnahen Modells mit wirtschaftlichen Massnahmen und effektiven Potenzialen, kann aktuelle Unsicherheiten in der Gesetzgebung ausmerzen.

Wichtige Scharnierfunktion
Bundesrätin Doris Leuthard hielt in ihrer Rede fest, dass die EnAW eine wichtige Scharnierfunktion zwischen den Unternehmen und dem Bund innehalte. Diese Rolle könne sie auch in Zukunft wahrnehmen. Das neue CO2-Gesetz, das die heutige Rechtsgrundlage auf 2013 ablösen soll, setze auf Kontinuität. Freiwillige Massnahmen hätten auch nach 2012 einen hohen Stellenwert. Die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) erklärte weiter, dass der Bund der Wirtschaft nichts Unmögliches abverlangen werde. Der Hauptfokus der zukünftigen Anstrengungen liege bei den Gebäuden und bei den Fahrzeugen. Die Wirtschaft habe in der Vergangenheit viel beigetragen. Diejenigen, die bereits viel geleistet hätten, sollten belohnt werden. Für den Bund gebe es in der Energie- und Klimapolitik keine valable Alternative zur bewährten engen Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Aber: «Wir wollen aus den Erfahrungen der letzten zehn Jahre lernen und die Instrumente im Hinblick auf die künftige Zusammenarbeit weiter verbessern. Neben den CO2-Verpflichtungen und den freiwilligen Zielvereinbarungen (EnergieSchweiz) gilt es, auch im Bereich der Stromeffizienz das riesige Potenzial zu erschliessen.»

Beispiel praktischer Umsetzung
Wie das EnAW-Modell konkret in den Unternehmen umgesetzt wird, veranschaulichten Olivier Michaud, Fabrikdirektor Nestlé Suisse S.A., Werk Konolfingen und Guido Bardelli, Inhaber Bourquin S.A. in Couvet. In der 2011 in Konolfingen neu eröffneten Pulverfabrik der Nestlé SA werden jährlich 30 Tausend Tonnen qualitativ hochwertige und sichere Nahrung in Pulverform produziert. Durch die Einführung proprietärer Technologie und der Optimierung des Produktionsprozesses wie auch der Wasser- und Energieversorgung spart Nestlé am Standort Konolfingen 140 Millionen Liter Wasser und 7’610 Tonnen CO2. Die Bourquin SA, Anbieter von Verpackungslösungen in Couvet, konnte alleine bei der Abfallentsorgung durch die Nutzung neuer Technologien den Energieverbrauch um 85 Prozent senken. «Mit weiteren Energieeffizienzmassnahmen werden pro Jahr 100’000 Franken Energiekosten eingespart», so Luis-Manuel Luis, Bereichsleiter Fabrikation und Logistik. Beide Unternehmensvertreter betonten, dass mit dem Know-how der EnAW und der Umsetzung im Betrieb eine Win-Win-Situation für die Umwelt und das Unternehmen geschaffen worden ist.

Klimaschutz und Energieeffizienz mit Gewinn betreiben
Dass Klimaschutz und Energieeffizienz mit Gewinn betrieben werden können, war auch Thema der Podiumsdiskussion. Unter der Leitung von Daniel Hanimann diskutierten Lino Guzzella Institutsleiter, ETH Zürich, Patrick Hofstetter, Leiter Abteilung Klima & Energie, WWF Schweiz, Christian Keller, CEO Keller AG Ziegeleien, Bruno Oberle, Direktor des Bundesamts für Umwelt (BAFU) und der langjährige Ständerat und Präsident der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) Rolf Schweiger über Klimaschutz – Innovation – Wettbewerbsfähigkeit. Synergien oder Zielkonflikt?

Ausstieg aus fossiler Energie
Mit einem Ausblick auf die drohende Ressourcenknappheit der fossilen Energien bei steigendem Energieverbrauch rundete der Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser den inhaltlichen Teil der Jubiläumsfeier der Energie-Agentur der Wirtschaft ab. Peak Oil: Gefahr oder Chance für die Schweiz? titelte Ganser seinen Vortrag. Sein Fazit: «Die globalen Megatrends Klimawandel und Peak Oil zwingen die Welt und auch die Schweiz zum Ausstieg aus Erdöl, Erdgas und Kohle. Aber die Energiekrise kann für die Schweiz zur Chance werden, wenn wir global denken und lokal handeln.» (EnAW/mc/ps)

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