Energiewende: Pro Solar und WWF fordern Dreckstrom-Abgabe
Aktion in Bern zum Start der Dreckstrom-Petition von Pro Solar und WWF. (© WWF / Marcel Bieri)
Bern – Aus Schweizer Steckdosen fliesst heute zu mehr als 50% schmutziger Strom aus Kohle-, Atom- oder Gaskraftwerken, und dieser Anteil droht noch zu wachsen. Pro Solar und WWF Schweiz starten deshalb eine Petition für eine Dreckstrom-Abgabe. Sie kann Marktverzerrungen mildern und der Umwelt helfen, ohne die Haushalte und Wirtschaft unnötig zu belasten – das zeigt eine neue Studie.
Die Allgemeinheit zahlt heute doppelt: für die Förderung von erneuerbaren Energien und – deutlich mehr – für die ungedeckten Kosten der Stromproduktion mit Gas, Uran und Kohle. Die Folge: ein kranker Strommarkt mit viel zu hoher Umweltbelastung und kostspieligen Marktverzerrungen. Deshalb fordern Pro Solar, eine Initiative von Swissolar, und WWF Schweiz eine Dreckstrom-Abgabe (DSA) auf Strom aus Uran, Kohle und Gas und lancieren dazu eine Petition an Bundesrat und Parlament. Die Abgabe soll sich nach den von der Allgemeinheit bezahlten externen Kosten der atomaren und fossilen Stromproduktion richten.
Dreckstrom-Abgabe ist machbar
Vom Beratungsunternehmen Infras haben die beiden Initianten der Petition die Wirksamkeit einer solchen Abgabe untersuchen lassen. Fazit: Die DSA ist machbar und kann die problematischen Marktverzerrungen stark mildern. Sie hilft damit der Wirtschaft, aber auch der Umwelt, weil erneuerbare Energien eine faire Chance bekommen. Die Studie rechnet mit mittelfristig 10 Rappen pro Kilowattstunde Strom aus Kohle, Gas oder Atomkraft. Damit kämen jährlich 1,1 bis 1,8 Milliarden Franken zusammen, mit denen sich andere Steuern oder Abgaben (etwa für die Förderung erneuerbarer Energien) senken liessen. Wer heute schon erneuerbaren Strom bezieht, profitiert also. Ein durchschnittlicher Haushalt mit nicht erneuerbarem Strom müsste pro Monat rund 25 Franken zusätzlich bezahlen, für die heute die Allgemeinheit aufkommt.
«Andere bezahlen die Kosten»
„Schmutziger Strom ist heute billig, weil andere die Kosten bezahlen“, sagt Thomas Vellacott, CEO des WWF Schweiz. „Mit einer Dreckstrom-Abgabe bringen wir das Verursacherprinzip in den Strommarkt.“ Damit haben die einheimischen erneuerbaren Energien ihre verdiente Position und die Umwelt profitiert, weil in der Schweiz weniger schmutziger Strom konsumiert wird. „Die Schweizerinnen und Schweizer wollen sauberen Strom“, sagt Roger Nordmann, Nationalrat und Präsident von Swissolar. „Sie wollen nicht einfach inländischen Atomstrom durch ausländischen Dreckstrom ersetzen.“ Für WWF und Swissolar ist eine DSA darum ein wichtiges Element der Energiewende und eine zwingende flankierende Massnahme einer vollständigen Öffnung des Strommarkts. (WWF/mc/ps)
Weitere Informationen:
Studie: http://assets.wwf.ch/downloads/infras_schlussbericht_stromabgabe.pdf
Die Petition finden Sie auf www.dreckstrom.ch.