Video-Still Human Brain Project. ( © EPFL)
Brüssel – Die ETH Lausanne (EPFL) darf frohlocken: Für ihr Human Brain Project (HBP) erhält sie über die nächsten zehn Jahre 1 Mrd EUR EU-Fördergelder. Das Hirnforschungsprojekt ist als einer von zwei Siegern aus dem FET-Flagship-Programm der EU hervorgegangen.
Das teilte die ETH Lausanne am Montag mit. Das HBP hat zum Ziel, das menschliche Gehirn zu simulieren. Die Simulationen sollen dabei helfen, Erkrankungen des Hirns besser zu verstehen und neue Medikamente zu entwickeln und zu testen. Zudem nehmen die Forscher das Hirn als Vorbild für künftige Supercomputer.
Graphen-Projekt zweiter Sieger
Das zweite Gewinnerprojekt, das ebenfalls eine Milliarde Euro aus dem Fördertopf der EU zugesprochen bekommt, wird von der Chalmers-Universität im südschwedischen Göteborg koordiniert. Es geht dabei um das erst vor wenigen Jahren entdeckte hochleistungsfähige Material Graphen.
Dieser kohlenstoffbasierte Werkstoff soll laut den beteiligten Forschern nichts weniger als eine «Revolution in der Informations- und Kommunikationstechnik» bewirken. Anwendung finden soll Graphen etwa in der Computerchipindustrie, im Flugzeug- und Autobau oder bei mobilen Kommunikationsgeräten. Auch an diesem Projekt sind verschiedene Schweizer Forschungsgruppen beteiligt.
Zu Beginn 26 Projekte am Start
Beworben hatten sich ursprünglich 26 Grossprojekte für das FET-Flagship-Programm, mit welchem die EU visionäre und gross angelegte Forschungsprogramme unterstützen will. Andere Forschungsstandorte in den USA oder Japan sollen so schärfere Konkurrenz erhalten.
Im vergangenen März reduzierte sich die Anzahl der Siegesanwärter auf sechs, Anfang letzter Woche blieben noch vier übrig. Drei davon waren Projekte mit Schweizer Federführung oder Beteiligung. Nebst dem HBP hatte die EPFL auch noch «Guardian Angels for a Smarter Planet» im Rennen.
Guardian Angels und Futurict auf den Ehrenplätzen
Guardian Angels will technische Geräte entwickeln, die den Menschen begleiten und ihm nützen. So könnte die Gesundheit von Patienten auf Schritt und Tritt überwacht werden. Dazu müssen die Geräte aber ihre Verbrauchsenergie selber erzeugen – etwa indem sie Bewegung oder Temperaturunterschiede in elektrische Energie umwandeln.
Die ETH Zürich ihrerseits war mit dem Projekt FuturICT in die engere Auswahl gelangt. FuturICT will eine riesige Analyseplattform errichten, um die Welt besser zu verstehen. Das weltumspannende Computermodell, der Living Earth Simulator, soll mit immens vielen Daten gefüttert werden. Dadurch liessen sich zum Beispiel bessere Voraussagen treffen zu drohenden Wirtschafts- oder Finanzkrisen. (awp/mc/ps)