Zürich – Frauen stellen in der Schweiz fast ein Viertel aller Führungskräfte im mittleren Kader, im Topmanagement sind es 15%. Das zeigt der schillingreport gender diversity. Die Schweizer Wirtschaft verfügt somit über eine vielversprechende Pipeline an weiblichen Talenten. Sie kann ihre Geschlechterdurchmischung auch in den Unternehmensspitzen markant und nachhaltig verbessern – wenn sie ihre Chance nutzt.
Der schillingreport gender diversity erhebt zum ersten Mal die Frauenanteile der grössten Schweizer Unternehmen im mittleren und im Topmanagement. Die Zahlen zeigen: Die Unternehmen verfügen über einen grossen Pool an weiblichen Nachwuchskräften, um Geschäftsleitungspositionen zukünftig mit ausgewiesenen Leaderinnen zu besetzen. Die bundesnahen Unternehmen und die Life Sciences tun sich dabei besonders hervor. Die Forderung des Bundesrats nach 20% weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern kann dank dieser Pipeline und dem zunehmenden Chancenbewusstsein der Unternehmen erreicht werden.
Der schillingreport gender diversity erhebt zum ersten Mal die Frauenanteile im Mittelbau der grössten Schweizer Unternehmen. Im mittleren Management liegt der Frauenanteil bei 23%, im Topmanagement bei 15%. Zum Vergleich: Die Geschäftsleitungen der teilnehmenden Unternehmen beschäftigen 8% Frauen, in der ganzen Belegschaft sind es 39%.
Die Unternehmen verfügen also über ein grosses Potenzial, um zukünftig Frauen für ihre Top-Positionen zu gewinnen. «Angesichts der demografischen Entwicklung und der gedrosselten Zuwanderung werden die Unternehmen in den nächsten Jahren vermehrt Probleme haben, ihre Schlüsselvakanzen zu besetzen», sagt Guido Schilling, Berater bei der Besetzung von Verwaltungsratsmandaten und GL-Positionen. «Diejenigen Unternehmen, die ihr Augenmerk auf den konsequenten Ausbau der Frauen-Pipeline richten, haben die einmalige Chance, sich im Wettbewerb um die besten Managerinnen als Vorreiter und attraktive Arbeitgeber zu positionieren.»
Dieses Potenzial auch tatsächlich zu nutzen wird im nächsten Jahrzehnt eine der grössten Herausforderungen der Schweizer Unternehmen sein. «Ohne konkrete Massnahmen für eine bessere Diversity wird es nicht gehen», sagt Schilling: «Die CEOs und Präsidenten sollten besser heute als morgen Farbe bekennen. Erst wenn Gender Diversity in den Unternehmen zur Chefsache wird, werden geschlechterdurchmischte Teams an der Spitze und auf allen Führungsebenen alltäglich.»
Jede Branche hat eine andere Herausforderung
Selbstverständlich lassen sich die einzelnen Branchen nur bedingt miteinander vergleichen, was auch der schillingreport gender diversity zeigt: Die Life Sciences verfügen bereits über 33% Frauen im mittleren Management sowie 21% im Topmanagement. Das Führungskader der Branche weist somit die geringste Diskrepanz zum Frauenanteil in der Gesamtbelegschaft (38%) auf. Eine ganz andere Herausforderung stellt sich in der Industrie. Die Frauenanteile an der Basis liegen hier traditionell tief: Momentan sind 23% aller Angestellten der Schweizer Industriebetriebe Frauen. An diesem Wert muss auch die Frauenvertretung an der Spitze gemessen werden: So sind immerhin 12% des Topmanagements sowie 16% des mittleren Managements Frauen. «Jede Branche bringt in Bezug auf Gender Diversity eine andere Ausgangslage mit. Diversity-Ziele sollten daher auf Unternehmens- oder Branchenebene gesetzt werden», sagt Guido Schilling.
Bundesbetriebe als Vorreiter
Die 5 grossen bundesnahen Unternehmen – Post, Ruag, SBB, SRG und Swisscom – schneiden im Vergleich mit dem Gesamtsample gut ab. Von einem tiefen Frauenanteil an der Basis (30%) ausgehend erreichen sie überdurchschnittliche Werte im oberen Führungskader: 17% ihres Topmanagements und 12% ihrer Geschäftsleitungsmitglieder sind Frauen. «Das starke Ergebnis zeigt, dass hier der vom Bundesrat getriebene Anspruch eingelöst wird», bilanziert Guido Schilling.
Kantonalbanken sollten ihre Position rasch stärken
Über Aufholpotenzial verfügen die Kantonalbanken. Der Frauenanteil an ihrer Basis beträgt 45%, leicht über dem Schnitt aller Banken (42%). Auf allen Führungsebenen liegt ihr Frauenanteil jedoch unter dem Schnitt aller übrigen erfassten Finanzinstitute. Positiv zu vermerken ist allerdings der signifikant höhere Frauenanteil der Kantonalbanken im Verwaltungsrat: 20% aller Mitglieder und 22% aller Präsidenten sind Frauen. «Der hohe Frauenanteil in den strategischen Führungsgremien der Kantonalbanken ist erfreulich», sagt Guido Schilling. «Jetzt gilt es, auch auf operativer Ebene nachzulegen, denn bei ihren Mehrheitsaktionären finden sie gute Vorbilder, wie vorzugehen wäre.»
Insgesamt umfasst der schillingreport 2016 gender diversity 107 der rund 200 grössten Unternehmen der Schweiz.
Der vollständige Report kann online unter www.schillingreport.ch bezogen werden. (Schilling/mc/ps)