EU schraubt Ziel für Ökoenergie auf 32% nach oben
Brüssel – Um die europäischen Klimaziele zu erreichen, drückt die Europäische Union beim Ausbau erneuerbarer Energien aufs Tempo. Statt 27 Prozent soll Ökoenergie 2030 schon einen Anteil von 32 Prozent am gesamten Verbrauch ausmachen. Darauf einigten sich Unterhändler der EU-Länder, des Europaparlaments und der EU-Kommission in der Nacht zum Donnerstag. Ausserdem sollen es Bürger leichter haben, Strom vom eigenen Dach ins öffentliche Netz einzuspeisen.
Das neue Ziel liegt über der Marke von 30 Prozent, die der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier angestrebt hatte. EU-Klimakommissar Miguel Arias Canete lobte die Vereinbarung. «Erneuerbare sind gut für Europa, und heute ist Europa auch gut bei den Erneuerbaren», schrieb er auf Twitter. «Diese Vereinbarung ist ein hart erkämpfter Sieg für unsere Bemühungen, das wahre Potenzial für Europas Energiewende zu heben.»
Anteil von Ökostrom derzeit bei 17%
Gemeint ist sowohl Ökostrom aus Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse als auch erneuerbare Energien zum Heizen und Kühlen sowie für den Verkehr. Der Anteil lag zuletzt in der gesamten EU bei rund 17 Prozent. Der rasche Ausbau soll helfen, die EU-Ziele für den Klimaschutz einzuhalten. 2030 soll der Ausstoss von Kohlendioxid um 40 Prozent unter dem Wert von 1990 liegen.
Die Kommission hatte ursprünglich ein Erneuerbaren-Ziel von 27 Prozent vorgeschlagen, das Europaparlament wollte 35 Prozent. Der Kompromiss ist massgeblich, wenn er von allen Seiten auch formal bestätigt wird.
Enttäuschte Umweltschützer
Umweltschützer zeigten sich trotz der Erhöhung enttäuscht. «Viel mehr Ehrgeiz ist nötig», um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, erklärte das Climate Action Network in Brüssel. Die Bedrohung durch katastrophale Folgen des Klimawandels werde nicht ernst genug genommen.
Greenpeace erklärte ebenfalls, das 32-Prozent-Ziel greife viel zu kurz. Doch lobte der Umweltverband einen anderen Aspekt, nämlich die neuen Regelungen zur Einspeisung von selbst erzeugtem Ökostrom ins öffentliche Netz. Bald könnte es Solarpanele auf Millionen weiteren Dächern in der EU geben, weil es kleinen Erzeugern leichter gemacht werde, ohne zusätzliche Steuern oder Bürokratie Strom zu liefern, sagte Greenpeace voraus.
«Heute feiern wir, dass zum ersten Mal das Recht auf Beteiligung am Energiemarkt im Rahmen der Bürgerenergie europaweit gesetzlich verankert wurde», kommentierte Greenpeace-Experte Sebastian Mang. Er nannte es jedoch verstörend, dass die Bundesregierung sich zusammen mit Ländern wie Polen und Ungarn gegen einen ambitionierteren Ausbau der Erneuerbaren gewehrt habe. (awp/mc/pg)