Wallisellen – Anfang 2021 notiert der Euler Hermes Export Forecast auf 0.78 Punkten – demselben Wert, auf dem der revidierte Indikator bereits vor drei Monaten lag. Der Export Forecast liegt über der Null-Punkte-Grenze, die den langjährigen mittleren Wachstumskurs der Schweizer Exportindustrie anzeigt, und sagt damit eine deutliche Erholung der Schweizer Exporte im Verlauf des Jahres voraus. Gestützt wird diese Entwicklung durch den statistischen Basiseffekt: Aufgrund des tiefen Einbruchs des Forecasts im Frühjahr 2020 überraschen hohe Jahresveränderungsraten kaum.
Wirtschaftliche Erholung soll ab zweitem Quartal 2021 einsetzen
Euler Hermes erwartet, dass das Welthandelsvolumen nach einem Rückgang um 10% im Vorjahr 2021 wieder um 5.8% wächst. Auch für die Schweiz dürfte 2021 ein Jahr der wirtschaftlichen Erholung werden. Auf kurze Sicht erwartet Euler Hermes jedoch, dass sich die Lage aufgrund der zweiten Pandemiewelle und deren Eindämmungsmassnahmen erst einmal verschlechtern wird. «Mit einer wirtschaftlichen Auferstehung ist frühestens ab Ostern zu rechnen,» so Katharina Utermöhl, Europa-Ökonomin bei Euler Hermes. «Dann sollten Fortschritte an der Impffront und wärmere Temperaturen eine graduelle Lockerung ermöglichen. Die Impfung der Risikogruppen zur Jahresmitte schafft die Voraussetzung für einen kräftigen Konsum-Boom in der zweiten Jahreshälfte. Die zunehmend synchrone Belebung der Weltwirtschaft dürfte auch den Schweizer Exporten Rückenwind verleihen.» Die Rückkehr in eine gewisse wirtschaftliche Normalität hält Utermöhl erst 2022 für möglich. Die wirtschaftlichen Aufräumarbeiten seien dann aber noch lange nicht abgeschlossen – die Arbeitslosenquote dürfte nach wie vor auf erhöhtem Niveau rangieren und die Insolvenzwelle auch 2022 noch weiterrollen. Insgesamt rechnet Euler Hermes 2021 mit einem Schweizer Wirtschaftswachstum von 2.6% (2022: +3.2%).
Trotz positiver Entwicklung der Industrie bleibt Konsumentenvertrauen tief
Asien und die Schwellenmärkte gelten derzeit als grösste Hoffnungsträger der Schweizer Industrie. Diese positiven Aussichten sind ein wichtiger Faktor für die steigenden Rohstoffpreise, ganz besonders Industriemetalle. Weiter sind die Frachtraten für den Transport von Schiffscontainern seit Dezember 2020 explodiert, wofür ein Rückstau an asiatischen Häfen aufgrund der unerwartet schnellen Erholung der Weltwirtschaft verantwortlich ist. Ausserdem verkehren aufgrund der tiefen Passagierzahlen vermehrt reine Frachtflugzeuge, was die Attraktivität der Luftfracht für Exporteure und Importeure erhöht. So lag das Volumen des weltweiten Luftfrachtverkehrs im Dezember 2020 wieder auf dem Niveau des Vorjahres. Im Gegensatz zur positiven Entwicklung dieser Indikatoren wird das Konsumentenvertrauen weiterhin schwer von der COVID-19-Pandemie belastet, was den Export Forecast negativ beeinflusst. Lässt eine Besserung länger auf sich warten, so dürfte dies Folgen für den Industriesektor haben, weswegen die Pandemie ein gewichtiger Faktor bleibt.
Aussenhandel mit China auf neuem Höchststand
Nachdem die Schweizer Exporte im dritten Quartal 2020 real und saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartal um 9.2% gestiegen waren, haben sie im vierten Quartal stagniert. Die Importe sanken um 1.9%. Dennoch ist das zweite Halbjahr insgesamt erheblich erfreulicher verlaufen als das erste. Gesamthaft sanken die Exporte 2020 um 7.1% auf 225.1 Milliarden Franken, während die Importe um 11.2% auf 182.1 Milliarden Franken zurückgingen. Stefan Ruf, CEO Euler Hermes Schweiz, kommentiert: «Bemerkenswert ist, dass der Aussenhandel mit China in beiden Verkehrsrichtungen auf einen neuen Rekordstand notiert. Der Schweizer Exportwirtschaft ist es gelungen, den Handel mit China im Jahr 2020 trotz COVID-19 um satte 10% auf 14.7 Milliarden Franken auszubauen.» Trotz dieser Ausnahme hat die Schweizer Exportindustrie 2020 insgesamt in den drei bedeutenden Wirtschaftsräumen Europa, Nordamerika und Asien weniger Güter abgesetzt. (Euler Hermes/mc/ps)
Hier finden Sie den vollständigen Schweizer Euler Hermes Export Forecast (Februar 2021)