EWs: Genf, Zürich und Basel am besten für Zukunft gerüstet
Zürich – Mit einem umfassenden Rating zeigen Pro Natura und der WWF Schweiz, wie nachhaltig zwölf der grössten Stromversorger sowie die SBB arbeiten. Die grosse Mehrheit der Elektrizitätswerke (EW) ist erst ungenügend auf die Herausforderungen einer erneuerbaren, naturverträglichen Energiezukunft vorbereitet. Ihr Geschäftsmodell beruht immer noch auf dem Verkauf von Atom- und Kohlestrom.
Bundesrat und Nationalrat haben entschieden: Die Schweiz steigt aus der Atomkraft aus und setzt auf eine nachhaltige Stromversorgung. Die Elektrizitätswerke (EW) spielen dabei eine Schlüsselrolle – auf die sie ganz unterschiedlich vorbereitet sind. So liefern die Services Industriels de Genève (SIG) und EWZ Zürich schon heute zu über 70% Strom aus erneuerbaren Quellen, bei den Industriellen Werken Basel (IWB) sind es gar 100%. Weniger als einen Viertel macht dieser dagegen bei den Centralschweizerischen Kraftwerken (CKW), bei Romande Energie, der EBM, bei AEW Energie und bei Repower aus. Grosse Unterschiede zeigen sich auch bei den Stromspar-Dienstleistungen, wo ein grosses Potenzial brach liegt. Die EWZ engagieren sich hier am stärksten, Repower am wenigsten.
Gewässerschutz gut gewichtetes Kriterium
Das Rating zeigt auch auf, welche Stromversorger den Gewässerschutz ernst nehmen. Diese zertifizieren überdurchschnittlich viele Wasserkraftwerke nach ökologischen Kriterien, revitalisieren Gewässer und geben dem Gewässerschutz in internen Richtlinien das nötige Gewicht. Neben SIG und EWZ gehören da auch die CKW zur Spitze, Groupe E, Romande Energie und die SBB sind die Schlusslichter. Gerade umgekehrt ist das Bild beim Engagement für den Ökostrom wie naturemade star, wo Romande Energie mit SIG top ist. Letztere liefern ihren Kunden schon als Standardprodukt zertifizierten Strom. Am wenigsten unternehmen CKW und AEW, um zertifizierten Ökostrom zu vermarkten.
Den grossen Unterschied machen
«Nur ein kleiner Teil der Stromversorger ist auf eine nachhaltige Energieversorung ausgerichtet und damit auf die Zukunft vorbereitet», bilanziert Michael Casanova von Pro Natura das Ergebnis. Dabei sollten die Sanierung von Wasserkraftwerken nach den gesetzlichen Vorgaben und die Lieferung von zertifiziertem Strom als Standardprodukt, aber auch die Abschaffung der Grundgebühren und die Förderung effizienter Geräte heute für alle EW selbstverständlich sein. «Die Elektrizitätswerke gehören zu über 80% der Bevölkerung. Sie tragen deshalb eine besonders grosse Verantwortung für eine nachhaltige Schweiz», sagt Andreas Knutti vom WWF Schweiz. Zwar sind die politischen Rahmenbedingungen auch für die EW zentral. «Doch mit seiner Geschäftspolitik kann jedes EW einen grossen Unterschied machen, auch im eigenen Interesse. Denn auf die Länge hat nur eine nachhaltige Geschäftspolitik Zukunft. Dazu gehört insbesondere, dass die EW endlich die Minimalstandards im Gewässerschutz berücksichtigen und lernen, aus Energieeffizienz ein Geschäft zu machen.»
Rangliste
1. SIG Services Industriels de Genève (GE), 78 Punkte von 100 möglichen 2. EWZ (ZH), 72 Punkte 3. IWB Industrielle Werke Basel (BS), 72 Punkte 4. EKZ Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (ZH), 58 Punkte 5. EWB Elektrizität, Wasser, Bern (BE), 58 Punkte 6. BKW FMB Energie AG (BE), 55 Punkte 7. Groupe E (FR), 49 Punkte 8. EBM (BL), 48 Punkte 9. CKW Centralschweizerische Kraftwerke AG (LU), 47 Punkte 10. Romande Energie (VD), 46 Punkte 11. Repower (GR), 45 Punkte 12. AEW Energie AG (AG), 43 Punkte
Diese zwölf EW liefern mehr als die Hälfte des in der Schweiz an Endkunden verkauften Stroms. Die SBB haben keine Strom-Endkunden und erscheinen darum trotz Bewertung nicht in der Rangliste. Verfasserin der Studie ist die Nachhaltigkeitsrating-Agentur Inrate im Auftrag von Pro Natura und WWF Schweiz. (WWF/mc/ps)