London – Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair will mit einer politischen Bewegung gegen den Austritt seines Landes aus der EU kämpfen.
Er plane zwar nicht, bei der vorgezogenen Parlamentswahl am 8. Juni anzutreten, sagte der 63-Jährige der britischen Zeitung «Daily Mirror» vom Montag. Er sei aber bereit, sich «die Hände schmutzig zu machen», um den Befürwortern des Brexit eine Chance zu geben, ihre Entscheidung zu revidieren.
Wieder eine Aufgabe
«Die Brexit-Sache hat mich motiviert, mich wieder mehr in die Politik einzumischen», sagte Blair, der sich zuletzt eher um aussenpolitische Themen wie den Nahost-Konflikt gekümmert hatte. Er wolle sich nicht sagen lassen, dass er «in diesem historischen Moment» nichts unternommen habe. Der Pro-Europäer Blair führte von 1994 bis 2007 die Labour-Partei, ab 1997 war er zudem für zehn Jahre Regierungschef. Seit rund zehn Jahren war er von der politischen Bühne weitestgehend verschwunden.
Sein politisches Comeback hatte sich bereits in den vergangenen Tagen immer wieder angekündigt. Blair gab mehreren europäischen Zeitungen gleichzeitig Interviews, bei denen er von seinem neuen Engagement sprach. Von den Schweizer Medien war unter anderem «Le Temps» dabei und publizierte das Gespräch bereits am Sonntagmorgen auf seiner Internetseite in der Westschweiz.
Schaden für Grossbritannien
Die Pläne der konservativen Premierministerin Theresa May, den europäischen Binnenmarkt zu verlassen und ein Handelsabkommen mit der EU zu schliessen, schadeten Grossbritannien, sagte Blair in den verschiedenen Interviews. London will Ende März 2019 aus der EU austreten. Bis dahin muss ein Austrittsvertrag mit der EU vereinbart sein.
Die EU-Staats- und Regierungschefs beschlossen bei ihrem Brexit-Sondergipfel ohne Grossbritannien am Samstag einstimmig die Leitlinien für die anstehenden Austrittsverhandlungen. Gespräche über die künftigen Beziehungen mit London will die EU demnach erst dann führen, wenn wichtige Austrittsfragen wie die milliardenschweren Finanzforderungen an die Briten und das Schicksal der EU-Bürger im Vereinigten Königreich weitgehend geklärt sind. (awp/mc/pg)