Experten sehen Offshore-Weltmarkt vorwiegend in Europa
Offshore-Windpark.
Elsfleth – Der Weltmarkt für Offshore-Windenergie wird sich in den kommenden zehn Jahren nach Einschätzung von Experten weitgehend auf Europa konzentrieren. Der Investitionsbedarf für die geplanten Anlagen bis 2020 betrage rund 100 Milliarden Euro, sagte Ronny Meyer von der Windenergie-Agentur Bremerhaven/Bremen (WAB) bei einer Tagung imd eutschen in Elsfleth (Landkreis Wesermarsch). Weltweit seien es 160 Milliarden Euro.
Die überwiegend mittelständisch geprägte Windenergiebranche in Nordwestdeutschland sei hervorragend aufgestellt. «Weltweit finden Sie keine andere Region, in der Sie eine so geballte Kompetenz haben wie im Nordwesten», sagte Meyer den mehr als 100 Teilnehmern aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Der Wettbewerb laufe nicht in erster Linie innerhalb Deutschlands ab. Denn in Dänemark, den Niederlanden und Grossbritannien entstehen nach Meyers Angaben gerade leistungsfähige Strukturen für den Offshore-Bereich.
Ganz andere Herausforderungen
Deutschland betrete mit seinen Projekten in der Nordsee technisch einen neuen Bereich. Bisher seien Anlagen im Meer überwiegend nicht weiter als 20 Kilometer von der Küste entfernt gebaut worden, in Wassertiefen bis höchstens 20 Meter. «Das ist Nearshore», sagte Meyer. Die etwa 80 Projekte in der deutschen Wirtschaftszone der Nordsee lägen bis zu 100 Kilometer von der Küste entfernt mit Wassertiefe von 30 Meter und mehr. Das seien ganz andere Herausforderungen.
«Die anderen Märkte schlafen nicht»
Für den Staatssekretär im niedersächsischen Wirtschaftsministerium, Oliver Liersch, geht es darum, das in Deutschland vorhandene wirtschaftliche Potenzial auch hier zu heben. «Denn die anderen Märkte schlafen nicht», sagte er. Deswegen seien alleine in Cuxhaven fast 200 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert worden. Nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur (dena) leisten deutsche Unternehmen mit acht Milliarden Euro im Jahr zurzeit ein Viertel der weltweiten Wertschöpfung in der Windindustrie. Zu den 100.000 bestehenden Arbeitsplätzen im Windenergiesektor könnten weitere 150.000 hinzukommen, wenn die Strategie der Bundesregierung umgesetzt werde. Diese sieht bis zu 4.500 Windräder alleine in der Nordsee vor.
«Das Wetter bestimmt die Arbeit»
Claus Burkhardt von der EWE Energie AG, der für das Testfeld Alpha Ventus in der Nordsee verantwortlich ist, berichtete von Schwierigkeiten und Lernprozessen mit den seit 2009 laufenden Fünf-Megawatt-Anlagen etwa 45 Kilometer nördlich von Borkum. «Das Wetter bestimmt die Arbeit.» Sein Fazit lautete: «Wir wollen nicht nur, wir können auch.» Eine positive Erfahrung sei die hohe Stromproduktion. Sowohl die Einsatzzeiten der Anlagen als auch das Windangebot seien höher als in den Gutachten prognostiziert, sagte Burkhardt. Die zwölf Anlagen können 50.000 Haushalte mit Strom versorgen. (awp/mc/ps)