EY: Forschungsausgaben von Konzernen – 14 Schweizer Unternehmen unter den Top 500 weltweit
Zürich – Die innovativsten Top-Konzerne der Welt investieren stärker in ihre Zukunft: Die Forschungs- und Entwicklungsbudgets der 500 Unternehmen mit den weltweit höchsten F&E-Ausgaben stiegen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 14% auf umgerechnet 889 Milliarden Euro. 475 Milliarden Euro investierten die 164 Konzerne mit Sitz in den Vereinigten Staaten – ein Plus von 16% im Vergleich zum Vorjahr. Dahinter folgen – mit deutlichem Abstand – Firmen aus Japan (87 Milliarden, plus 6%) und Deutschland (68 Milliarden, plus 11%).
Die F&E-Ausgaben der 14 Schweizer Top-Investoren, die sich im Ranking platzieren, kletterten im Jahr 2022 um 5% und lagen bei 33 Milliarden Euro. Bei den Ausgaben in absoluten Beträgen liegt die Schweiz weltweit auf Rang 5. Nur die Unternehmungen aus den USA, Japan, China und Deutschland investieren mehr. «Im Grundsatz ist dies ein positives Zeichen für den Schweizer Wirtschaftsstandort. Die Rahmenbedingungen für Investitionen in Forschung und Entwicklung werden nach wie vor als attraktiv angesehen», sagt Stefan Rösch-Rütsche, Country Managing Partner von EY in der Schweiz. F&E-Investitionen seien Investitionen in die Zukunft; dies stimme für die Aussichten des Schweizer Wirtschaftsstandorts zuversichtlich. «Gleichzeitig muss allerdings auch festgestellt werden, dass die Investitionen in der Schweiz mit 5% deutlich weniger stark angestiegen sind als die Investitionen der Top 500, die um 14% gestiegen sind. Es kommt dazu, dass sich diese Investitionen zu einseitig auf den Health Sciences Sektor fokussieren», sagt Rösch-Rütsche. In anderen zukunftsträchtigen Sektoren – insbesondere im Technologie-Sektor – sei die Schweiz nicht vorne mit dabei.
Unter den Top-Investoren weltweit finden sich aber immer mehr US-Konzerne – und immer weniger europäische Unternehmen. So zeigt der Langzeitvergleich, dass seit dem Jahr 2018 die Zahl der US-Unternehmen im Top-500-Ranking von 140 auf 164 stieg, während der Anteil Europas von 142 auf 133 Unternehmen schrumpfte. Die Schweiz ist mit einem Unternehmen weniger vertreten als noch 2018. Auch Asien verlor an Gewicht: Die Zahl der asiatischen Konzerne im Ranking ging von 213 auf 191 zurück.
Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, für welche die weltweit 500 börsennotierten Unternehmen mit den grössten F&E-Budgets untersucht wurden.
Top 500: Ein Drittel mit Sitz in den USA – 14 Unternehmen in der Schweiz
164 der 500 analysierten Unternehmen kommen aus den USA, dahinter folgen Firmen aus Japan (98) und China (38). Damit sitzt ein Drittel der Unternehmen mit den weltweit höchsten F&E-Ausgaben in den Vereinigten Staaten. Die Schweiz liegt mit 14 Konzernen auf Rang 9. In die Top 500 haben es die folgenden Schweizer Unternehmen mit ihren jeweiligen F&E Investitionen geschafft: Roche Holding AG (Rang 8 mit 16 Milliarden Euro), Novartis AG (Rang 14 mit 9,5 Milliarden), STMicroelectronics N.V. (Rang 103 mit 1,8 Milliarden), Nestlé S.A. (Rang 113 mit 1,7 Milliarden), ABB Ltd (Rang 160 mit 1,1 Milliarden), TE Connectivity Ltd. (Rang 219 mit 683 Millionen Euro), Alcon Inc. (Rang 221 mit 668 Millionen), Givaudan SA (Rang 261 mit 520 Millionen), The Swatch Group AG (Rang 391 mit 245 Millionen), Swisscom AG (Rang 400 mit 236 Millionen), Sika AG (Rang 403 mit 231 Millionen), Holcim Ltd (Rang 408 mit 228 Millionen), Schindler Holding AG (Rang 420 mit 207 Millionen) und Clariant AG (Rang 454 mit 159 Millionen). Bezüglich Anzahl der Unternehmen in den Top 500 liegt die Schweiz damit praktisch gleichauf mit Grossbritannien. «Das ist Ausdruck der Stärke des Forschungsstandorts Schweiz. Dazu trägt insbesondere auch die Verfügbarkeit der personellen Ressourcen in Forschung & Entwicklung und die Nähe zu weltweit führenden technischen Hochschulen bei», sagt Rösch-Rütsche.
Die weltweiten Top Ten – Mit einem Unternehmen aus der Schweiz
Sieben Unternehmen in den weltweiten Top Ten der Unternehmen mit den höchsten Innovationsausgaben sitzen in den Vereinigten Staaten, sechs von ihnen sind Digitalkonzerne. Amazon hatte 2022 das grösste Innovationsbudget – umgerechnet knapp 70 Milliarden Euro* (plus 31%). Auf dem zweiten Platz folgt die Google-Muttergesellschaft Alphabet mit Entwicklungsausgaben von 38 Milliarden Euro (plus 25%), vor Meta Platforms (u.a. Facebook, WhatsApp und Instagram) mit 34 Milliarden Euro an Forschungs- und Entwicklungsausgaben (plus 43%). Auch die digitalen Pioniere Apple (25 Milliarden, plus 20%), Microsoft (23 Milliarden Euro, plus 18%), Samsung Electronics (18 Milliarden, plus 10%) und Intel (17 Milliarden Euro, plus 15%) investierten überdurchschnittlich stark in ihre Zukunft.
Zwei europäische Unternehmen belegen ebenfalls Platzierungen in den Top Ten: Roche liegt auf Platz acht (16 Milliarden Euro, plus 8%) und Volkswagen auf Rang neun (14 Milliarden Euro, plus 12%). Dahinter folgt der US-Pharmakonzern Johnson&Johnson (14 Milliarden Euro, minus 1%) – das einzige Unternehmen der Top Ten, bei dem die Innovationsausgaben sanken.
Die Top-Technologiekonzerne aus den USA sind offenbar das Mass der Dinge. Es ist allerdings nicht so, dass alle Firmen aus den Vereinigten Staaten per se mehr Geld für Forschung ausgeben. Die europäischen Pharma-Unternehmen investieren im Durchschnitt mit 17,4% einen höheren Umsatzanteil in F&E als die US-Unternehmen, bei denen die sogenannte F&E-Intensität nur bei 14,9% liegt. Und auch bei den europäischen Automobilunternehmen liegt die F&E-Intensität mit 5,9% höher als bei den US-Wettbewerbern (3,6%).
Schweizer Unternehmen liegen über dem weltweiten Schnitt der F&E-Quote
Im vergangenen Jahr stiegen die Umsätze der analysierten Unternehmen um 16%, der operative Gewinn legte um 15% zu – die F&E-Ausgaben konnten mit einem Wachstum von 14% nicht ganz Schritt halten. Die F&E-Quote der Top-500-Unternehmen ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr daher minimal zurück und lag bei 6,1%. Bei Konzernen mit Sitz in den Vereinigten Staaten lag der durchschnittliche Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz bei 8,1% – deutlich über dem weltweiten Mittelwert. Auch Firmen aus der Schweiz (6,8%) investieren überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung. Die Schweiz liegt nach den USA und den Niederlanden (7,6%) auf Rang 3.
*Amazon macht keine Angaben zum Posten „Ausgaben für Forschung und Entwicklung“. Als Annäherung werden hier die Zahlen zu Ausgaben für „technology and content“ verwendet, die allerdings höher ausfallen als die tatsächlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
(EY/mc/ps)