EY: Generationenbericht – Die Vorteile der Altersdiversität in Unternehmen nutzen

Isabelle Staiger

Isabelle Staiger, Co-Autorin und Partnerin bei EY Schweiz. (Foto: EY/mc)

Zürich – Fachkräftemangel und die Überalterung der Gesellschaft sind grosse Herausforderungen unserer Zeit. In einem zunehmend arbeitnehmerorientierten Markt bieten sich Schweizer Unternehmen aber auch neue Möglichkeiten: die gezielte Nutzung der Stärken einer multi-generationenübergreifenden Belegschaft. Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY hat zusammen mit EDGE, einem Schweizer Unternehmen für Zertifizierungen im Bereich der Geschlechtergleichstellung und der Ringier Initiative EqualVoice den Bericht «Harnessing Age Diversity for Workplace Excellence in Switzerland and Beyond» zu diesem Thema veröffentlicht.

Isabelle Staiger, Co-Autorin und Partnerin bei EY Schweiz sagt: «Eine generationenübergreifende Belegschaft nutzt die einzigartigen Stärken jeder Generation und schafft ein dynamisches und innovatives Umfeld. Unternehmen müssen jedoch lernen, diese vielfältigen Talente strategisch zu nutzen, um die Geschäftsleistung wirklich zu optimieren.»

Altersvielfalt und Zusammenarbeit ist entscheidend, funktioniert aber nicht immer
Der Bericht zeigt, dass Schweizer Arbeitskräfte den Wert altersgemischter Teams erkennen. Eine deutliche Mehrheit (65%) der befragten Führungskräfte betont, wie wichtig Altersvielfalt für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit ist. Dennoch zeigen die Ergebnisse auch, dass viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, die Stärken jeder Generation optimal zu nutzen. Eine signifikante Wahrnehmungslücke wird zudem deutlich: Fast jeder fünfte Befragte (19%) aus der Generation Z (geb. 1997-2012) ist im eigenen Unternehmen und über alle Generationen hinweg unzufrieden mit der Zusammenarbeit. Im Gegensatz dazu sehen rund drei Viertel (76%) der Baby Boomers (1946-1964) die Zusammenarbeit sehr positiv.

Diese Diskrepanz ist eine strategische Herausforderung, die alle Führungsebenen adressieren müssen, heisst es im Bericht. Um diese Lücke zu schliessen, setzen zukunftsorientierte Unternehmen verstärkt auf strategische, generationsübergreifende Massnahmen, die über traditionelle Mentoring-Programme hinausgehen. Als Beispiele nennen die Autoren etwa die gezielte Zusammenstellung von Projektteams, welche die Stärken jeder Generation nutzen oder die Schaffung eines integrativen Führungsrahmens, der die Vorteile der einzelnen Generationen erkennt und verstärkt. Für jede Abteilung oder jedes Team sollte festgelegt werden, wo die Stärken der einzelnen Generationen liegen. So können beispielsweise jüngere, digital-affine Mitarbeitende ihr Wissen mit der langjährigen Erfahrung von Kollegen und Kolleginnen so kombinieren, dass ein zukunftsfähiges Resultat geschaffen wird, welches auf dem ganzen Erfahrungsschatz vom Unternehmen abgestützt ist. Aniela Unguresan, Gründerin und Verwaltunsratspräsidentin von EDGE sagt: «Die Ergebnisse deuten auf ein riesiges Potenzial, nur gerade die Babyboomer-Generation ist umfassend der Meinung, dass ihre Unternehmen die individuellen Qualitäten jeder einzelnen Generation systematisch fördern.»

Wissensverlust von Jahrzehnten droht
Die Fähigkeit, generationenübergreifende Perspektiven zu integrieren, hat direkte Auswirkungen auf die Innovationskraft von Unternehmen. Ohne diese Integration besteht das Risiko von Innovationsengpässen und Stillstand. Besonders im Hinblick auf den bevorstehenden Ruhestand der Boomer-Generation (geb. 1946-1964) ist es für Unternehmen entscheidend, Jahrzehnte an Erfahrung und Wissen nicht zu verlieren. Eine strategische Personalplanung, welche die Altersvielfalt bewusst nutzt, kann für Unternehmen zum entscheidenden Vorteil werden, um in einem immer dynamischeren Marktumfeld wettbewerbsfähig zu bleiben.

Grosses Führungspotential wird übersehen
Ein weiterer kritischer Punkt, den der Bericht aufzeigt, ist die Gefahr, dass Fachkräfte im mittleren Karriereabschnitt, die faktisch das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft bilden, übersehen werden. Generation X und die Millennials (geb. 1965-1996) stellen gemäss dem Bundesamt für Statistik über 70% der Belegschaft in der Schweiz. Diese Generationen geben in der Umfrage zum Bericht am häufigsten an, nicht die richtige Weiterqualifizierung zu erhalten. Mehr als jede vierte Person aus diesen Generationen (25-28%) ist unzufrieden mit dem zur Verfügung gestellten Entwicklungstraining. Diese Vernachlässigung kann zu einem Mangel an Führungskräften führen, sobald erfahrene Senior-Leader in den Ruhestand treten. Hier sind Unternehmen gefordert, Nachfolgeplanungen und Entwicklungsstrategien für diese demografische Gruppe zu entwickeln.

Schlussfolgerung und Handlungsbedarf
Der Bericht «Harnessing Age Diversity for Workplace Excellence in Switzerland and Beyond» macht deutlich, dass Schweizer Unternehmen ihre Altersdiversität aktiv und strategisch nutzen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zwei Handlungsfelder stechen besonders hervor: die Schliessung der Generationenzufriedenheitslücke bei der Zusammenarbeit und die verstärkte Entwicklung von Fachkräften im mittleren Karriereabschnitt.

Unternehmen, die diese Herausforderungen erfolgreich meistern, bilden effizientere Teams und werden zu «lernenden» Organisationen. Hierbei wird institutionelles Wissen mit frischen Perspektiven kombiniert, was zu einem kontinuierlichen Innovationsfluss führt. Diese Transformation ist ein Best-Practice-Ansatz, der die Aufmerksamkeit der gesamten Führungsebene erfordert.

“Altersdiversität bereichert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern stärkt das gesamte Arbeitsklima. Unternehmen, die gezielt auf generationenübergreifende Teams setzen, fördern Offenheit und Innovationsfreude im Arbeitsalltag», bestätigt auch Dr. Annabella Bassler, CFO Ringier AG und Initiatorin EqualVoice. (EY/mc)

Über den Bericht:
Der Bericht «Harnessing Age Diversity for Workplace Excellence in Switzerland and Beyond» ist entstanden aus einer Zusammenarbeit vom Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY mit EDGE, einem Schweizer Unternehmen für Zertifizierungen im Bereich der Geschlechtergleichstellung und der Ringier Initiative EqualVoice. Die Umfrage zum Bericht wurde im ersten Quartal 2024 durchgeführt und analysierte die Meinungen von über 400 Fachkräften aus verschiedenen Branchen und Organisationsebenen von Unternehmen in der Schweiz. Der Bericht bietet einen tiefen Einblick in die Chancen und Herausforderungen, die mit der multigenerationalen Belegschaft in Schweizer Unternehmen verbunden sind.

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