Zürich – Auch im dritten Quartal des laufenden Jahres haben weltweit weniger Unternehmen den Schritt gewagt als in der entsprechenden Vorjahresperiode: Die Zahl der Börsengänge sank um 22 Prozent auf 302, das Gesamtvolumen stieg aber – vor allem dank Grosstransaktionen und zahlreicher «Unicorn»-IPO’s – um neun Prozent auf 47 Milliarden US-Dollar.
Speziell in Europa hat sich das IPO-Klima zuletzt eingetrübt, mit einem Rückgang der Zahl der Börsengänge um 23 Prozent auf 33 und einem sogar um 91 Prozent geschrumpften Emissionserlös. Nur 1,1 Milliarden US-Dollar flossen im dritten Quartal an Börsenneulinge in Europa. Auch in China (einschliesslich Hongkong) waren die IPO-Aktivitäten rückläufig – gestiegene regulatorische Anforderungen und ein langsamerer Freigabe-Prozess führten im dritten Quartal zu 44 Prozent weniger Neuemissionen (80). Das Emissionsvolumen verdoppelte sich hingegen aufgrund einiger sehr grosser Neuzugänge und neuer Zulassungsbestimmungen an der Hongkonger Börse auf 26 Milliarden US-Dollar. Sehr stark entwickeln sich derzeit die USA, wo die Zahl der IPOs um 31 Prozent auf 47 stieg. Das Emissionsvolumen kletterte sogar um 150 Prozent auf 12,4 Milliarden US-Dollar.
In der Schweiz gab es im dritten Quartal 2018 mit den IPOs des Rohstoffunternehmens Blackstone Resources AG und der Biotechgesellschaft Obseva SA erst zwei Börsengänge; für den 28. September hat jedoch noch der Industriekonzern SIG Combibloc Group AG den Gang aufs Schweizer Börsenparkett angekündigt. Das sind Ergebnisse des aktuellen weltweiten IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY für das dritte Quartal 2018.
Brexit führt zu Unsicherheiten
Während der US-Markt dank der guten Konjunkturentwicklung, steigender Gewinne und vielversprechender IPO-Kandidaten weiter auf Wachstumskurs ist, scheint derzeit vor allem der europäische Markt unter den wachsenden Unsicherheiten aufgrund geopolitischer Risiken und aufgrund der neuen US-Handelspolitik zu leiden. In Grossbritannien sank die Zahl der IPOs im bisherigen Jahresverlauf um 30 Prozent auf 37, im dritten Quartal sogar um 47 Prozent auf 10. «Der bevorstehende Brexit führt derzeit zu Unsicherheiten auf den Kapitalmärkten und dämpft das IPO-Klima in Europa, insbesondere aber auf dem wichtigen britischen Markt», beobachtet Jolanda Dolente, Partnerin und Head Financial Accounting Advisory Services bei EY in der Schweiz. «Auch in anderen Regionen der Welt sehen wir zurzeit eher eine abwartende Haltung der Investoren – zum Teil aufgrund der Handelskonflikte, aber auch angesichts der Kapitalabflüsse aus Schwellenländern in Richtung USA».
Die Konjunkturentwicklung sei aber immer noch gut, und die Zinsen dürften in Europa weiter sehr niedrig bleiben, ergänzt Dolente. Der US-Markt boomt weiter, und zunehmend drängen weltweit sogenannte «Unicorns» – also stark wachsende Jungunternehmen primär aus dem Technologiesektor mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar – an die Börsen und sorgen für eine steigende Zahl von Megadeals. Zudem sei das Bewertungsniveau an den Börsen nach wie vor hoch. Es spreche daher dafür, dass auch auf dem Schweizer IPO-Markt ein Jahresendspurt auf möglich sei, und das IPO-Fenster sei derzeit weit geöffnet. «2018 ist ein bemerkenswert starkes IPO-Jahr – auch angesichts der geopolitischen Risiken und des bevorstehenden Brexits. Allerdings könnte etwa eine erneute Zuspitzung der internationalen Handelskonflikte jederzeit wieder für Unruhe an den Märkten sorgen», sagt Jolanda Dolente. (EY/mc/ps)
Über die globale EY-Organisation
Die globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die Gesellschaft.
Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Kunden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.ey.com.
Die EY-Organisation ist in der Schweiz durch die Ernst & Young AG, Basel, an zehn Standorten sowie in Liechtenstein durch die Ernst & Young AG, Vaduz, vertreten. «EY» und «wir» beziehen sich in dieser Publikation auf die Ernst & Young AG, Basel, ein Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited.