Zürich – Die Schweizer Grossunternehmen stellen sich auf schwierige Monate ein: Ein Drittel der befragten Unternehmen in der Schweiz erwartet kurzfristig eine Eintrübung der Weltkonjunktur. Bei der vorausgegangenen Befragung im April erwartete dies nur knapp jedes vierte.
Damit sind die Schweizer Unternehmen im internationalen Vergleich pessimistisch: Weltweit erwartet knapp jedes vierte Unternehmen eine Verschlechterung – auch dies eine Steigerung im Vergleich zur Befragung im April, als etwa jedes siebte Unternehmen sich auf eine schwächere Konjunktur einstellte.
Trotz der eingetrübten Konjunkturaussichten wollen die Unternehmen verstärkt in Zukäufe investieren und der M&A-Appetit in der Schweiz steigt: 60 Prozent der befragten Unternehmen wollen in den kommenden 12 Monaten zukaufen – das ist der höchste Wert seit dem Rekord vom Herbst 2014, als ganze 80 Prozent der Befragten Zukäufe tätigen wollten. Vor sechs Monaten lag der Anteil noch bei 35 Prozent. Auch weltweit steigt das Interesse an Zukäufen – von 50 auf 57 Prozent.
Das sind Ergebnisse des aktuellen «Capital Confidence Barometer» der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Basis der Studie ist eine Umfrage unter 1‘700 Managern in Grossunternehmen weltweit.
Insbesondere die Währungsschwankungen und die volatilen Preise von Rohstoffen bereiten der Wirtschaft weltweit Sorgen. Für jedes dritte Unternehmen stellen sie das grösste Risiko dar. Fast ebenso viele sehen in der politischen Instabilität im eigenen Land das grösste Risiko. Der Wachstumseinbruch in China oder der Brexit bereiten dagegen nur sieben beziehungsweise fünf Prozent der Unternehmen das grösste Kopfzerbrechen.
Stefan Rösch-Rütsche, Partner und Leiter des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY Schweiz, kommentiert: «Die politische Unsicherheit in wichtigen Märkten wie den USA verunsichern Unternehmen weltweit – gerade jetzt, nach der doch eher überraschenden Wahl von Donald Trump. Auch die Situation in Russland und in der EU, die Wachstumsdelle in China und das generell volatile Umfeld beunruhigen die Unternehmen weltweit. Das Interesse an Übernahmen steigt deutlich an. Auf diese Weise versuchen die Konzerne auf neuen Märkten Fuss zu fassen und ihr Portfolio sinnvoll zu ergänzen. Viele Unternehmen verkaufen gleichzeitig Teilbereiche, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören, weshalb derzeit viel Bewegung im Transaktionsmarkt zu verzeichnen ist.»
Brexit: Grossbritannien nicht mehr unter Top 5
Grossbritannien wird in Folge des Brexit von dieser Entwicklung allerdings nicht profitieren. Im Gegenteil: Erstmals seit Beginn der Erhebungen landet Grossbritannien nicht mehr unter den Top-Fünf-Investitionszielen. Dafür rückt Deutschland auf Platz drei vor – hinter den USA und China. Auf den Plätzen vier und fünf folgen Kanada und Frankreich.
Schweizer Unternehmen investieren in erster Linie auf dem Heimatmarkt. Ebenfalls zu den Top-Investitionszielen Schweizer Unternehmen zählen die USA, Indien und Deutschland.
«Die Unternehmen machen sich aufgrund der zunehmenden Digitalisierung ganzer Branchen und angesichts eines volatilen konjunkturellen Umfelds derzeit verstärkt Gedanken über ihr Portfolio und stellen sich für die Zukunft auf», beobachtet Rösch-Rütsche. «Einzelne Geschäftsbereiche werden zugekauft oder abgestossen, um sich effizienter aufzustellen. Das andauernde Niedrigzinsumfeld erleichtert die Finanzierung der Deals. Insofern dürften wir auch weiterhin zahlreiche M&A-Transaktionen sehen – auch hier in der Schweiz. Diverse Unternehmen hierzulande haben sich mit innovativer Technologie einen Namen und eine Marke aufgebaut, die für internationale Investoren hochinteressant sind.»
Der bevorstehende Brexit führe allerdings dazu, dass diese Entwicklung für den britischen Markt zunächst nur eingeschränkt gelte, betont Rösch-Rütsche: «Die Unsicherheit ist gross. Keiner weiss genau, wie die künftigen Beziehungen Grossbritanniens zur EU und damit auch der Marktzugang geregelt werden. Dementsprechend halten sich viele Unternehmen bei Investitionen in Grossbritannien zurück.»
Keine Erwartungen an Megadeals
Die Schweizer Unternehmen erwarten zwar eine höhere Anzahl an Transaktionen, aktuell aber nicht die ganz grossen Deal-Volumen. Die Befragten geben an, keine Megadeals über einer Milliarde USD geplant zu haben. Weltweit geben noch drei Prozent der Befragten an, Deals in diesem Rahmen zu planen. Insgesamt gehen 80 Prozent der Schweizer Befragten für die nächsten 12 Monate von gleichbleibenden M&A-Volumen aus. (EY Schweiz/mc/ps)
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