EY: Mehr Frauen im Top-Management von Schweizer KMUs
Zürich – 20.6 Prozent der Geschäftsleitung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz sind Frauen. Im Vorjahr waren es noch 19 Prozent. Vergleichbare Ergebnisse zeigt auch der Global Board Diversity Tracker 2018 für Grossunternehmen. 22,3 Prozent der Verwaltungsratssitze in der Schweiz werden von Frauen gehalten. Mit Blick auf die 100 grössten Arbeitgeber der Schweiz untermauert auch der schillingreport diesen Trend, erstmals überseigt der Frauenanteil in Verwaltungsräten die 20 Prozent Marke.
Während rund 20 Prozent der Schweizer KMU einen Frauenanteil von 41 bis 100 Prozent im Top-Management Positionen hat, sind es bei 9 Prozent der Firmen noch einen Anteil von 1 bis 5 Prozent. Dabei besorgniserregend: Bei 32 Prozent der hiesigen KMU sitzt keine einzige Frau im Top-Management.
Dies zeigt eine aktuelle und repräsentative Befragung von rund 710 nicht-börsenkotierten Schweizer Unternehmen durch die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Die meisten dieser Unternehmen sind entweder im Dienstleistungs- oder im Industriebereich tätig (jeweils 31 Prozent), erzielen einen Umsatz zwischen 10 und 30 Millionen Franken (65 Prozent) und beschäftigen bis zu 50 Mitarbeitende (37 Prozent).
Probleme der Gleichstellung bleiben bestehen
«Das traditionelle Rollenverständnis der Frau, die zu Hause bleibt – um sich um Kinder und Haushalt zu kümmern – während der Mann zur Arbeit geht, ist in der Schweiz weiterhin verbreitet. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Männer immer noch höhere Einkommen erzielen und auch deren Einkommenspotenzial mittel- wie langfristig höher ist. Hinzu kommen hohe Kosten für die Kinderbetreuung und die immer noch begrenzte Infrastruktur für Familien mit schulpflichtigen Kindern, insbesondere im Zusammenhang mit durchaus ausbaufähigen öffentlichen Schulprogrammen in vielen Gemeinden. Das sind nur einige Faktoren, weshalb es immer noch so schwierig ist, eine Gleichstellung der Geschlechter in Top-Management Positionen zu erreichen,» kommentiert Robin Errico, Chief Risk Officer und verantwortlich für Diversity & Inclusiveness bei EY in der Schweiz.
Gleichzeitig bekundet fast jedes zweite Unternehmen Mühe bei der Rekrutierung geeigneter weiblicher Fachkräfte. Mit Blick auf die unterschiedlichen Branchen sind vor allem die Bereiche Bau/Energie, LifeSciences und Industrie betroffen; gemessen am Umsatz sind es mehrheitlich grössere KMU mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Franken. «Einer der Gründe ist, dass solche Firmen im Werben um Fachkräfte kreativer und flexibler sein müssen als bekanntere, börsenkodierte Unternehmen. Andererseits sehen wir in vielen kleineren Familienunternehmen, dass Töchter und Enkelinnen schon von Haus aus an die Verantwortung im Betrieb herangeführt werden und so schnell wichtige Rollen übernehmen», sagt Errico.
Vorteile von gemischten Teams unbestritten
Mehr als 70 Prozent der befragten Firmen vertritt die Ansicht, dass gemischte Führungsteams den Erfolg des eigenen Unternehmens positiv beeinflussen. Entsprechend setzt jedes fünfte Schweizer KMU konkrete Massnahmen ein, um ein Gleichgewicht von Frauen und Männern im Management zu erreichen. Dazu gehören insbesondere flexible Arbeitszeitmodelle, Elternzeit respektive Vater- und Mutterschaftsurlaub, das Anbieten von Home-Office oder Trainings für Führungskräfte zur Sensibilisierung der Thematik «Gleichstellung».
Mehr Frauen in Westschweizer und Tessiner Firmen
Im innerschweizerischen Vergleich zeigen sich aus den Umfrageergebnissen deutliche regionale Unterschiede: Während der Frauenanteil an der Spitze von Unternehmen in der Romandie 27 Prozent und im Tessin 24 Prozent beträgt, sind es in der Deutschschweiz zwischen 20 Prozent (Ostschweiz) und 15 Prozent in Zürich/Schaffhausen. Überraschenderweise haben Regionen mit einem höheren Frauenanteil im Top-Management grössere Schwierigkeiten, Frauen für diese Positionen zu finden. «Diesen Widerspruch kann man am ehesten auf das höhere Bewusstsein der Thematik im der Westschweiz und im Tessin zurückführen. In der Westschweiz zeigt sich zudem der Einfluss Frankreichs, wo deutlich mehr Frauen beschäftigt sind als in der Schweiz. Allgemein betrachtet ist es zudem überraschend, dass immer mehr Frauen in der Industrie/Produktion tätig sind. Allerdings fällt es weiterhin 54 Prozent der Unternehmen dieser Branche schwer, qualifizierte Frauen zu gewinnen,» interpretiert Errico.
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