Zürich – Die Arbeitswelt hat sich auch durch die Pandemie grundlegend verändert und damit haben sich auch die Ansprüche von Arbeitnehmern verschoben – das gilt auch für Millennials. Bei der Suche nach einer Arbeitsstelle geht es ihnen nicht ums Geld – zumindest nicht allein. Der wichtigste Faktor ist ein positives Arbeitsklima. So ist das Klima am Arbeitsplatz zwischen Kolleginnen und Kollegen bei einem neuen Job wichtiger als das Gehalt oder die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf. Das zeigt die Studie «Karrierewege Millennials 2022» die das Prüf- und Beratungsunternehmen EY und «the female factor», einer Karriereplattform für Frauen, durchgeführt hat.
Für die Studie wurden in der Schweiz, Deutschland und Österreich über 2‘500 Millennials im Alter von 18 und 40 Jahren zu ihren Karrierezielen befragt.
Kollegialität und Spass am Arbeitsplatz sind gefragt
Auch Millennials in der Schweiz legen Wert auf ein positives Arbeitsklima: Für 78 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer ist dieses der wichtigste Faktor bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers. In Deutschland (64 Prozent) und Österreich (80 Prozent) äussern sich weibliche Millennials ähnlich. Für 53 Prozent der männlichen Millennials in Deutschland und für 64 Prozent der österreichischen Männer ist die Stimmung am Arbeitsplatz ebenfalls wichtigstes Kriterium.
Elizabeth Whitfield, Chief Talent Officer von EY Schweiz sagt, dass Arbeitgeber durch die Pandemie gezwungen worden sind, die traditionellen Arbeitsweisen zu überdenken. «Die Flexibilität – zum Beispiel in Form von hybriden Arbeitsmodellen – ist ein wichtiger Pluspunkt, um als attraktiver Arbeitgeber zu gelten. Viele Unternehmen sind gefordert, in dieser Hinsicht umzudenken. Zudem haben inklusive Führungsgrundsätze, sowie Teaming, Respekt und Wertschätzung einen wesentlichen Einfluss auf das Arbeitsklima.»
Weitere Top-Faktoren und die Frage nach dem Gehalt
Für 63 Prozent der weiblichen Schweizer Millennials rangiert die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben auf dem zweiten Platz, gefolgt vom Anspruch, interessante Aufgaben erledigen zu können (58 Prozent) und der Erwartung von flexiblen Arbeitsmodellen wie Homeoffice (46 Prozent). Das Gehalt hat für weibliche Millennials eine geringere Priorität: Nur 45 Prozent geben an, dass das Salär ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl einer neuen Stelle ist.
Bei den männlichen Millennials in der Schweiz gestaltet sich die Priorisierung etwas anders: Auf Platz zwei liegt für sie die Erwartung, interessante Aufgaben ausführen zu können (56 Prozent). Während der Lohn für Frauen auf Platz fünf der wichtigsten Faktoren liegt, legen Männer grösseren Wert auf die Entlöhnung: Mit 53 Prozent ist das Gehalt für sie der drittwichtigste Faktor bei der Job-Suche. Erst nach dem Gehalt folgen bei den Männern die Vereinbarkeit von Beruf mit dem Privatleben (51 Prozent) und flexible Arbeitsmodelle (41 Prozent).
Die Millennials wurden zudem gefragt, welche Aspekte für eine nächste Stelle relevant sind. Auch die Frage, nach welchen Kriterien sie ihre aktuelle Stelle gewählt haben, wurde gestellt. Für 36 Prozent der befragten Frauen war schon bei der letzten Job-Suche das Arbeitsklima am wichtigsten. Auffällig ist jedoch, dass das Gehalt mit 32 Prozent auf dem zweiten Platz lag – zusammen mit dem Anspruch, interessante Aufgaben erfüllen zu können. Bei den männlichen Millennials lag das Gehalt bei der letzten Stellensuche sogar noch auf Platz eins (34 Prozent); gefolgt vom Arbeitsklima (32 Prozent) und interessanten Aufgaben (29 Prozent).
Christoph Thoma, Leiter Personal- und Kulturberatung bei EY Schweiz sagt: «Der Faktor Freude an der Arbeit, an Projekten und Kunden ist oft stärker, als das die Forschung zu belegen scheint. Das Salär ist der letzte Bindungsfaktor, wenn die intrinsische Motivation – also die Freude und Motivation an der Arbeit – leidet oder nicht mehr gegeben ist. Die Pandemie hat hier zu einer klaren Verschiebung zugunsten der intrinsischen Motivation geführt, was wir gerade durch eine hohe Kündigungswelle weltweit sehen.»
Jobsuche und Karrierepläne
Ein Grossteil der 18- bis 40-Jährigen in der Schweiz kann sich laut eigenen Angaben vorstellen, den Job zu wechseln: 55 Prozent der Befragten erklärten, offen für einen neuen Arbeitgeber zu sein. 21 Prozent suchen sogar aktiv nach einer neuen Stelle. Bei den Frauen sind es 22 Prozent, bei den Männern 19 Prozent. Die Gründe für den Jobwechsel sind: Unzufriedenheit mit dem aktuellen Gehalt (28 Prozent), die Suche nach neuen Herausforderungen (19 Prozent) und der Wunsch sich beruflich weiterzuentwickeln (22 Prozent).
Einen neuen Job finden Schweizer Millennials vor allem über ihr persönliches Netzwerk; dies gab ein Drittel der befragten Frauen und Männer an.
Elizabeth Whitfield: «Nebst den beruflichen ist das private Netzwerk ein anhaltend wichtiger und erfolgversprechender Weg bei der Jobsuche. Als Arbeitgeber kann man mit Empfehlungs-Programmen über zufriedene Mitarbeitende neue Stellen bewerben und besetzen. Gerade dies gibt einen viel realistischeren Einblick in ein künftiges, neues Arbeitsumfeld. Auch Mentorinnen und Mentoren können für die Entwicklung einer Karriere wertvolle Impulse geben.»
Im Alter zwischen 18 und 35 Jahren bilden das Erreichen einer höheren Funktion zusammen mit der Weiterbildung die wichtigsten Karriereziele. In der Gruppe der 36- bis 40-Jährigen nimmt der Karrierefokus dann ab. Geht es um die eigene Laufbahn, streben vor allem Frauen eine höhere Position bei einem neuen Arbeitgeber an: 24 Prozent geben an, dieses Ziel in den kommenden fünf Jahren erreichen zu wollen. Bei den Männern sind es 18 Prozent, die auf diesem Weg vorankommen möchten.
Christoph Thoma: «Wichtig sind vor allem zwei Elemente. Klarheit über das mittel- und langfristige Karriereziel und ein regelmässiger Dialog und Feedback zur aktuellen Entwicklung des Mitarbeitenden. Dieser Dialog findet im Idealfall alle drei Monate statt und fokussiert auch auf nächste Entwicklungsmassnahmen, neue Projekte oder eine mögliche neue Rolle.»
Eine Mehrheit der von EY und «the female factor» befragten Millennials gab an, dass die Weiterentwicklung der Karriere ein Thema ist, mit denen sie mit ihren Vorgesetzten sprechen. Allerdings fühlen sich nur rund 30 Prozent der Befragten «voll und ganz» von ihren Vorgesetzten unterstützt. (EY/mc)