EY: Schweizer Firmen mit Industrie 4.0-Lösungen haben sich verdoppelt
Zürich – Die vernetzte und entsprechend effiziente Fertigung von Gütern – bekannt unter dem Schlagwort «Industrie 4.0» – wird für Unternehmen aus den Bereichen Konsumgüter, Elektrotechnik, Automobilfertigung und Maschinenbau immer entscheidender für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Gemäss einer Studie des Beratungsunternehmens EY bei insgesamt mehr als 650 Firmen in der Schweiz (103) und in Deutschland (557) wird den auf Industrie 4.0 basierenden neuen Geschäftsmodellen in der Schweiz eine höhere Bedeutung beigemessen als in Deutschland: In der Schweiz sind 46 Prozent der befragten Unternehmen vom Potenzial einer digitalisierten Industrie überzeugt, während es in Deutschland nur 41 Prozent sind.
Die sich abzeichnenden Bestrebungen kommen aber nicht ohne entsprechenden Preis: Als wichtigstes Hindernis bei der Umsetzung wird der hohe Investitionsbedarf gesehen, in der Schweiz mit 65 Prozent sogar noch etwas stärker als in Deutschland mit 59 Prozent. Dafür bremst der Mangel an qualifiziertem Personal die Industrie 4.0-Umsetzung in der Schweiz (47 Prozent) nicht so stark wie in Deutschland (57 Prozent). «Eine Ursache ist hier die Attraktivität des Arbeitsstandorts Schweiz», kommentiert Christian Schibler, Partner und Sektorleiter Industrie bei EY in der Schweiz.
Fünf Prozent tiefere Kosten
Angesichts der hohen Kosten für die Anfangsinvestitionen sowie des angespannten Arbeitsmarktes für IT- und Industriefachkräfte ist es erfreulich, dass bereits 45 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen Industrie 4.0-Lösungen anwenden. «Damit lassen sich nicht nur die Produktionsabläufe optimieren, sondern gleichzeitig auch die Produktionskosten um durchschnittlich 5,2 Prozent senken», so Schibler weiter.
Steigende Bedeutung erwartet
Gemäss der Studie wird «Industrie 4.0» den hohen Stellenwert weiter ausbauen. So sagen beispielsweise fast 90 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen, dass die strategische Bedeutung dieses Ansatzes innerhalb ihrer Unternehmen in den nächsten fünf Jahren zunehmen wird. Damit lasse sich nicht nur die Flexibilität innerhalb der Fertigungsprozesse erhöhen, sondern auch eine effizientere Auslastung der Produktionsanlagen erreichen. Mit weiterer Automatisierung kann die Reaktionszeit weiter verkürzt werden, was ein wichtiger Wettbewerbsfaktor ist.
Entsprechend wollen die Schweizer Unternehmen auch investieren: Derzeit werden im Durchschnitt 4,9 Prozent des jeweiligen Jahresumsatzes in den Bereich «Industrie 4.0» investiert, gemäss einem Drittel der befragten hiesigen Firmen werden sich diese Investitionen 2018 um mehr als fünf Prozent erhöhen. Die Investitionen fliessen vor allem in die Mitarbeitenden (40 Prozent) sowie in Softwaresysteme und -konzepte (37 Prozent). 93 Prozent der befragten Firmen geben an, die IT-Sicherheit sei ausschlaggebend, wenn es um den Erfolg von «Industrie 4.0» geht.
Spiegelbild der Schweizer Innovationskraft
Im Vergleich zu Deutschland wird der Nutzen von «Industrie 4.0» bezüglich der Entwicklung innovativer neuer Geschäftsmodelle in der Schweiz höher bewertet (25 gegenüber 20 Prozent). «Während Deutschland mit Bezug auf die Industrie 4.0 führend in allen Bereichen der Produktionsprozesse ist, legen Schweizer Unternehmen den Fokus auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, welche das Potenzial zur disruptiven Veränderung ganzer Märkte haben. Dies ist ein weiteres Zeichen für die starke Innovationskraft und stetige Wandlungsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft», sagt Schibler. (EY/mc/ps)
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