(Foto: Fairpower)
Bachenbülach – Der Strommarkt funktioniert in der Schweiz nicht. Die Kleinen bezahlen dafür, dass Stromversorger mit Dumpingpreisen ihre Grosskunden ködern. Privathaushalte und Gewerbekunden bezahlen um Faktoren mehr für die elektrische Energie. Fairpower setzt sich dafür ein, dass dieser Missstand behoben wird.
2015 war ein schwieriges Jahr für Fairpower. Grosse Aufträge von Konzernen für die Lieferung von Oekostrom-Zertifikaten sind an traditionelle Versorger gegangen. Die Oekostrom-Zertifikate basieren auf sogenannten Herkunftsnachweisen HKN, die bei der Produktion von erneuerbaren Energien entstehen. „Firmen mit eigener Produktion verkaufen ihre HKN unter Marktpreis, respektive unter Gestehungskosten an Grosskunden. Damit ist unser Kerngeschäft tot“, klagt Marco Rüegg, Geschäftsleiter von Fairpower.
Quersubventionierungen gegen den Strukturwandel
Aber nicht nur im Kerngeschäft von Fairpower, dem Vertrieb von Herkunftsnachweisen aus erneuerbaren Quellen, wird quersubventioniert. Die gefangenen Stromkunden mit einem Stromverbrauch unter 100’000 Kilowattstunden (kWh) können ihren Energieanbieter nicht frei wählen, sind an ihre Grundversorger gebunden. Die Preise der Grundversorger für die elektrische Energie (unbekannter Herkunft = Graustrom) sind teilweise um Faktoren höher als der Preis auf dem europäischen Strommarkt. Ist ein Unternehmen gleichzeitig Energielieferant und Netzbetreiber, kann es zudem zwischen Netz und Energie quersubventionieren. Sinkende Energiepreise können mit Netzentgelten kompensiert werden. Noch besser haben es Unternehmen, die auch Erdgas, Wasser, Telekommunikation und weitere Dienstleistungen im Angebot haben.
Gefährliche Entwicklung mit „too big to fail“- Syndrom
Die Stromversorger wehren sich mit Händen und Füssen gegen eine Öffnung des Energiemarktes. Begründet wird dies oft mit hohen Qualitätsansprüchen. Diesen Vorwand lässt Rüegg nicht gelten, da bei der geplanten Liberalisierung die Netze nicht betroffen sind. Die erneuerbaren Energien werden über die Herkunftsnachweise geregelt und sind für alle Kunden frei. Rüegg ist sich aber sicher, dass viele Stromversorger beim Wegfall der grundversorgten Kunden finanzielle Probleme kriegen. Hinzu kommen die Schwierigkeiten der Schweizer Grosswasserkraft und der Rückbau der Atomkraftwerke. „Einen grossen Stromkonzern „grounden“ zu lassen, ist sehr unwahrscheinlich, volkswirtschaftlich gesehen wäre es aber die günstigere Variante“, kommentiert Rüegg das Dilemma.
Fairpower als Konsumenten- und Umweltschützer
Während man sich in der Strombranche als Verlierer und Opfer sieht, gehen die Kunden vergessen. Denn die wollen sehr wohl günstig und einfach Solarstromanlagen installieren, Strom speichern und Elektrofahrzeuge nutzen. Statt den Kunden am Erfolg von erneuerbaren Energien teilhaben zu lassen, baut die Branche Hindernisse auf und verrechnet massiv überteuerten Strom. Nun will sich Fairpower vermehrt gegen die willkürlichen Preise für Kleinkunden wehren. „Wir werden die Gesetzgebung zu Gunsten unserer Kunden nutzen und die Preise bei den Grundversorgern reduzieren“, kündigt Rüegg an. Und weiter: „Wenn sich alle Kunden erneuerbare Energien leisten können, bringt das der Energiewende den dringend nötigen Schub.“ Fairpower sieht sich dabei als Robin Hood, der die Vorteile einer innovativen und nachhaltigen Energieversorgung an die Kleinen verteilen will. Es könnte gut sein, dass sich viele für das Vorhaben motivieren lassen. (Fairpower/mc/ps)