Familiy Business Index 2019: Familienfirmen setzen auf Technologie
St. Gallen – Der durchschnittliche Umsatz der 500 grössten Familienunternehmen weltweit hat während der vergangenen 24 Monate um 9,9 Prozent auf knapp 15 Milliarden Dollar zugenommen. Immer mehr Familienunternehmen sind in der technischen Branche tätig: Der Anteil stieg von 28 Prozent im Jahr 2017 auf heute 38 Prozent. Sehr tief ist der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen. All dies und mehr zeigt der dritte «Global Family Business Index», der vom Center for Family Business an der Universität St.Gallen (CFB-HSG) in Zusammenarbeit mit EY alle zwei Jahre erstellt wird.
Der Index listet die 500 umsatzstärksten Familienunternehmen weltweit, die seit mindestens zwei Generationen von einer Familie geführt werden. Zum ersten Mal informiert der Index über die Zusammensetzung der Vorstandsgremien und das CEO-Profil jedes Familienunternehmens.
Die wichtigsten Ergebnisse des Global Family Business Index 2019 in Kürze:
- Es gibt einen signifikanten Anstieg der Technologieunternehmen in Familienbesitz.
- Familienunternehmen sind auf Vorstandsebene stark von Nichtfamilienmitgliedern, aber kaum von Frauen geprägt.
- Die Zahl der europäischen Unternehmen im Index hat zugenommen; gleichzeitig sank die Zahl US-amerikanischer Unternehmen.
Familienunternehmen, die es neu in den Index der grössten 500 geschafft haben, sind meist jünger, kleiner und mit höherer Wahrscheinlichkeit an der Börse notiert. Seit der letzten Studie aus dem Jahr 2017 ist das Durchschnittsalter der 500 gelisteten Unternehmen leicht von 80,38 Jahren auf 79,92 Jahre gesunken und der durchschnittliche Umsatz dieser Familienunternehmen von 13,62 Milliarden US-Dollar auf 14,96 Milliarden gestiegen.
Roche, Kühne + Nagel etc.
Die umsatzstärksten schweizerischen Familienfirmen auf dem Index sind Gunvor SA (64 Milliarden US-Dollar), Roche Group (56,5 Milliarden), Mediterranean Shipping Company (28 Millarden), Kühne + Nagel International AG (19 Milliarden) und Ineos Group (17,6 Milliarden). Die fünf Firmen waren schon Jahr 2017 die fünf umsatzstärksten Familienunternehmen der Schweiz. Während sie 2017 im Durchschnitt 16,17 Milliarden US-Dollar einnahmen, sind es laut aktuellem Index 15,68 Milliarden.
Zum ersten Mal informiert der Global Family Business Index auch über die Zusammensetzung der Geschäftsleitung und über das CEO-Profil jedes der 500 Familienunternehmen. Damit eröffnen sich Einblicke in die Unternehmensführung, in externe Einflüsse auf die Geschäftsstrategien und in die Diversität der Geschäftsleitungen. Der Trend geht hin zu einem grösseren Anteil an Nichtfamilienmitgliedern in der Geschäftsleitung. Fast vier Fünftel (78 Prozent) der Geschäftsleitungen der neu gelisteten Unternehmen zählen nicht zur Familie.
Lediglich 16 Prozent Frauen
Die Geschlechtervielfalt auf Geschäftsleitungsebene hinkt jedoch mit nur 16 Prozent Frauen hinterher. Familienangehörige, die im Vorstand ihrer Unternehmen sitzen, sind zumeist männlich. Bei knapp einem Viertel (23 Prozent) der Unternehmen sind männliche Familienangehörige in der Geschäftsleitung vertreten, wohingegen weibliche in nur 5 Prozent der Fälle anzutreffen sind.
Marnix van Rij, EY Global Family Business Leader, meint: «Neuere, jüngere Unternehmen nutzen verstärkt den Sachverstand und die Perspektiven solcher Geschäftsleitungsmitglieder, die nicht zur Familie gehören, wobei sie natürlich auch zahlenmässig auf weniger Familienangehörige zurückgreifen können als Familienunternehmen in der bereits dritten oder vierten Generation. Mit diesem neuen Vergleichsindex bezüglich Corporate Governance wie auch Geschlechterverteilung können wir Trends in der zunehmenden Teilnahme von Nichtfamilienangehörigen im Management dieser Unternehmen verfolgen. In Zukunft würden wir gern eine stärkere Beteiligung von Frauen sehen.»
46 Prozent aus Europa
Geographisch betrachtet führt Europa mit 46 Prozent der weltweit 500 grössten Familienunternehmen, gefolgt von Nordamerika, wo 30 Prozent beheimatet sind. Die Anzahl der europäischen Unternehmen im aktuellen Index stieg von 224 auf 230. Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf Neueinsteiger aus Deutschland zurückzuführen, während die Zahl in Nordamerika von 154 auf 150 leicht zurückging.
Prof. Dr. Thomas Zellweger, Managing Director des Center for Family Business an der Universität St.Gallen, stellt fest: «Insgesamt gibt es 2019 weniger Neueinsteiger im Index als 2017. Die grössten Verschiebungen ergeben sich durch die elf neuen deutschen Unternehmen und den signifikanten Rückgang an neuen US-Unternehmen: 2017 waren es noch 49, heute sind es nur sieben. »
«Smart Infrastructure»
Im Index sind zudem erheblich mehr Unternehmen vertreten, die neue Technologien nutzen. In diesem Jahr sind 68 Unternehmen im Bereich «Smart Infrastructure» tätig (im Vergleich zu nur 35 im Jahr 2017) sowie 122 Unternehmen, die mit modernster Fertigungstechnologie bzw. in Mobilitätsbranchen arbeiten (verglichen mit 103 im Jahr 2017). Demgegenüber sank die Anzahl der Unternehmen im Bereich Finanzdienstleistungen um 34 Prozent (von 61 im Jahr 2017 auf 40 im diesjährigen Index), und auch im Bereich Konsumgüter und Einzelhandel sind in diesem Jahr 22 Prozent weniger Unternehmen vertreten, obwohl diese Branche weiterhin die meisten Familienunternehmen aufweist; fast ein Drittel (31 Prozent) aller Indexunternehmen sind in diesem Sektor zu verorten.