Finanzmarkt hat in Sachen Klimaverträglichkeit noch Luft nach oben
Bern – Die Schweizer Finanzmarktbranche tut zwar schon einiges, um ihre Tätigkeit klimaverträglich zu machen. Es gibt aber noch Luft nach oben für weitere Verbesserungen. Das hat ein Test des Bundes gezeigt, an dem über 130 Finanzinstitute freiwillig teilgenommen haben. Die Ergebnisse sind nach Angaben des Bundes repräsentativ für die Branche.
Es gebe zunehmend positive Beispiele, schrieb das Bundesamt für Umwelt (Bafu) am Donnerstag zu den Ergebnissen. Und es sei Potenzial vorhanden für rasche weitere Anstrengungen. Der Test wurde auf Initiative des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) zusammen mit dem Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen (SIF) durchgeführt.
Die Rolle der Anleger
Ein Drittel der teilnehmenden Firmen hatten Klimastrategien und auch konkrete Klimaziele für 2050 oder früher. Und die meisten Unternehmen gaben an, als Anleger darauf hinzuwirken, dass Firmen ihr Geschäftsmodell klimafreundlich umgestalteten.
Insgesamt nahmen die Investitionen in fossile Energien im Vergleich mit 2020 zwar ab. Aber noch werde in Öl- und Gasfirmen investiert, die ihre Produktion nicht senken, sondern ausbauen wollten, stellte das Bafu fest. Träten mehr Finanzinstitute mit Portfoliofirmen in einen koordinierten Dialog, könnte dies dazu beitragen, deren Pläne hinsichtlich Energiewende anzupassen.
Luft nach oben für Verbesserungen gibt es auch bei den Gebäuden. Zwar heizte im laufenden Jahr ein Drittel der am Test teilnehmenden Unternehmen ihre Gebäude mit erneuerbaren Energien, während dies 2020 erst jedes vierte Unternehmen tat. Es gebe aber Spielraum für weitere energetische Sanierungen.
Anreize für Sanierungen
Rund 40 Prozent der Firmen, die Hypotheken gewähren, insbesondere Banken, setzen Anreize für klimafreundliche Sanierungen. Das zeigt laut Bafu, dass der Finanzmarkt bei der Energiewende und einem Schub für Massnahmen zu Gunsten des Klimas eine wichtige Rolle spielen könne, so das Bafu. Es brauche aber weit mehr Anstrengungen.
Greenpeace Schweiz wirft der Branche in einer Mitteilung Trödelei vor. Die Politik müsse eingreifen, denn Freiwilligkeit führe nicht zum Ziel, die Branche klimaverträglicher zu machen. Die Politik müsse verbindliche Klimaziele setzen und einen Absenkpfad für die von Finanzinstituten verantworteten Treibhausgasen vorgeben.
Der Klimatest für die Finanzbranche fand 2022 zum dritten Mal statt nach 2020 und 2017. Ein nächster Test ist für 2024 geplant. Getestet wurde nach der Methode Pacta (Paris Agreement Capital Transition Assessment), eine standardisierte Analyse für globale Aktien, Unternehmensanleihen und Kreditportfolios.
Dabei werden die Produktionspläne der in den Portfolios enthaltenen Firmen mit einer Entwicklung verglichen, die laut Internationaler Energieagentur nötig ist, um die maximale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Am freiwilligen Test teilgenommen haben 133 Finanzinstitute, davon 67 Pensionskassen, 20 Versicherungen, 31 Banken und 15 Vermögensverwalter und Vermögensverwalterinnen. (awp/mc/ps)