Bern – Die Finanzmarktaufsicht Finma warnt vor einer Überhitzung im Markt für Mehrfamilienhäusern mit Mietwohnungen, die von Investoren als Renditeimmobilien gehalten werden. Sie fordert von der Bankbranche nun eine wirksame Anpassung der Selbstregulierung. Als «Alternative» erwägt sie schärfere Eigenmittelvorschriften.
Der Schweizer Hypothekarmarkt sei mit einem Volumen von über 1’000 Milliarden Franken «too big to fail», sagte Finma-Direktor Mark Branson am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz der Behörde in Bern. Nicht nur sei das Volumen der Hypothekarkredite enorm hoch, es sei in den letzten Jahren auch stark gewachsen.
Während sich das Wachstum bei den selbstbewohnten Liegenschaften verlangsamt habe, sei es bei den Miethäusern aber ungebrochen stark. «Im aktuellen Umfeld mit hohen Preisen und wachsenden Leerständen erhöht sich das Risiko von Preiskorrekturen und allfälligen Kreditausfällen markant.»
Konservativere Kriterien
Um die Banken gegenüber Verlusten im dem Segment besser zu wappnen, wären für Branson «konservativere» Kriterien bei der Kreditvergabe etwa bezüglich der Belehnung oder der Amortisation der Kredite besonders effektiv. «Eine wirksame Anpassung der Selbstregulierung wäre sehr zu begrüssen», sagte er.
Die «Alternative» dazu wäre eine Verschärfung der Eigenmittelverordnung mit Blick auf Mietliegenschaften. Dann müssten Hypothekarkredite für Renditeimmobilien von den Banken stärker mit Kapital unterlegt werden als für selbstbewohntes Wohneigentum. Diese strengere Risikogewichtung entspreche auch den neusten internationalen Standards, betonte Branson.
Die Schweizer Banken sind sich der Problematik immerhin bewusst: Bereits rund zwei Wochen hatte die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) angekündigt, die Selbstregulierung im Bereich der Renditeliegenschaften möglicherweise zu verschärfen und dazu eine Arbeitsgruppe einzusetzen.
Kapitalzuschläge wegen höherer Risiken
Auch die jüngsten Stresstests der Finma bei 18 Banken hätten gezeigt, dass Renditeliegenschaften im Fokus der Aufsichtstätigkeit stehen müssten, betonte Branson am Donnerstag: Im Vergleich zu früheren Tests habe sich das Risikoprofil der Banken verschlechtert.
Die Finma erhebe derzeit bei verschiedenen Banken Kapitalzuschläge wegen erhöhter Risiken im Hypothekarbereich, zudem habe sie bei diversen Instituten Anpassungen für deren interne Berechnungsmodelle festgelegt. «Insgesamt gelten bei elf Banken erhöhte Kapitalanforderungen von über vier Milliarden Franken.»
Danske Bank-Fall
Keinen negativen Trend hat die Finma im vergangenen Jahr bei den Geldwäscherei-Fällen gesehen. «2018 war sicher nicht dramatischer als das vorhergehende Jahr», lautete das Fazit des Finma-Direktors. Der Anfang Jahr entdeckte Fall von massiver Geldwäscherei bei der Danske Bank habe immerhin gezeigt, dass der «schwarze Peter» nicht der Schweiz alleine gehöre.
Der Danske Bank-Fall beschäftigt auch die Schweizer Aufsichtsbehörden, wie Branson bestätigte. Dabei gehe es vor allem darum vor allem darum, auf Basis der aus Dänemark erhaltenen Daten den Geldströmen durch die Schweiz nachzugehen.
Auch die jüngsten Fälle von umstrittenen Kreditvergaben durch die Credit Suisse in Mosambik und durch die UBS in Papua Neuguinea sorgen für Aktivität bei der Behörde. Im Fall der Anklage eines Londoner CS-Mitarbeiters in Mosambik seien die britischen Aufsichtsbehörden zuständig, die Finma begleite den Fall aber und sehe sich an, ob auf CS-Gruppenebene «alles richtig gemacht» worden sei.
ICO-Tätigkeit verlangsamt
Stark beschäftigt haben die Finma im vergangenen Jahr auch die zahlreichen «Initial Coin Offerings» (ICO) von Blockchain-Unternehmen. Im Jahresverlauf sei das Volumen der ICO allerdings spürbar gesunken, bestätigte Branson. «Die Zeit, in der Unternehmen aufgrund nebulöser Ideen viel Geld erhielten ist wohl vorbei – und das ist auch gut so.»
Die Finma zeichne sich im internationalen Vergleich durch schlanke Strukturen aus, sagte Finma-Verwaltungsratspräsident Thomas Bauer: Dass solle auch so bleiben. Aufgrund des neuen Finanzdienstleistungsgesetzes Fidleg erhalte sie aber neue Aufgaben im Bereich der unabhängigen Vermögensverwalter. Deshalb plane sie 2019 einen «moderaten Stellenausbau». (awp/mc/pg)