Fisch Asset Management: Finanzmärkte stabilisiert, aber nicht stabil
„Nach der Zwischendelle im vierten Quartal 2018 stabilisierten sich die Finanzmärkte im ersten Quartal 2019 eindrücklich und konnten über fast alle Assetklassen die erlittenen Verluste kompensieren – und damit deutlich schneller als erwartet. Die jüngsten Entscheidungen und Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank Fed sorgten für positive Impulse. Insbesondere die Kehrtwende bei der Geldpolitik der Fed in Richtung einer monetären Lockerung beruhigte die Anleger und erhöhte die Hoffnung auf weiteres Wirtschaftswachstum.
Der Konjunkturaufschwung dauert allerdings bereits sehr lange an und die Marktteilnehmer bereiten sich auf ein Ende des Zyklus vor. Zugegeben: der Zeitpunkt dafür ist schwer zu bestimmen. Er wurde bereits einige Male vorhergesagt und blieb bis heute aus. Nach dem momentanen Stand der Dinge sollte diesbezüglich in 2019 noch keine erhöhte Gefahr drohen. Apropos Gefahr: Anleiheninvestoren sollten eine Situation berücksichtigen, die die wenigsten auf dem Radar haben. Und zwar Handlungsdruck für die Notenbanken aufgrund eines bestimmten Szenarios. Die Löhne im Euroraum und in den USA steigen stark. Beispielsweise betrug die Lohninflation im Euroraum 2,3 Prozent im vierten Quartal 2018. Generell erfolgte im Gesamtjahr 2018 ein deutlicher Anstieg der Lohninflation gegenüber den Vorjahren. Und in den USA beobachteten wir zuletzt einen Anstieg der Lohninflation auf 3,4 Prozent und damit auf den höchsten Wert seit knapp über zehn Jahren. Hinzu kommen global Basiseffekte bei der Inflation wegen des höheren Erdölpreises, was zu einem deutlichen Anstieg der Teuerung führen wird.
Diese Entwicklung könnte zu einer Situation führen, die sowohl die EZB als auch die US-Notenbank dazu bringt, trotz temporärer konjunktureller Delle doch wieder an der Zinsschraube zu drehen. Dies wäre speziell dann der Fall, wenn die Konjunktur wieder anzieht und sich die Stimmung im Handelskrieg zwischen den USA und China verbessert. Die Vergangenheit zeigt, dass sich gerade die Fed bei Lohnanstiegen, mehr Wachstum und höherer Teuerung gezwungen sah Zinsanhebungen durchzuführen.
Es ist daher bei der Allokation angebracht, ein gewisses Überraschungspotenzial bei der Zinsentwicklung zu berücksichtigen. Eine Rücknahme der Duration dürfte derzeit eine angemessene Reaktion auf die nach dem jüngsten Anstieg eher teuren Staatsanleihemärkte sein.“ (FAM/mc)