Fisch Asset Management: Klassisches „Goldilocks“-Umfeld bleibt vorerst intakt
„Das Umfeld für die Aktien- und Unternehmensanleihenmärkte, hier vor allem im Segment High Yield, ist immer noch sehr gut. Die Trends in punkto Konjunktur, Inflation und langfristige Zinsen sind moderat und unter Kontrolle der Zentralbanken. Auch die stark steigenden Geldmengen erweisen sich als eine äusserst gute Stütze. Und die seit einiger Zeit restriktivere Geldpolitik der chinesischen Zentralbank sorgt im globalen Kontext für eine Dämpfung von Überhitzungserscheinungen und wirkt ausgleichend. Zudem wird bereits jetzt eine restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank zum Jahresende diskutiert. Damit wird potenzielles Schadenspotenzial in den aktuellen Kursen eingepreist. Insgesamt bleibt das klassische ‚Goldilocks‘-Umfeld vorerst intakt – insbesondere für zyklische Industriewerte und Substanzwerte.
Ein wichtiger Faktor für die Finanzmärkte sind die weltweit weiter immens steigenden Geldmengen aufgrund der anhaltend hohen Wertpapierkaufprogramme (Quantitative Easing (QE). Insbesondere das Geldmengenaggregat M2 (Sichteinlagen und Geldmarktguthaben) zeigt in verschiedenen Ländern einen beschleunigten Trend. M2 war historisch ein zuverlässiger Indikator für das konjunkturelle Wachstum und die Inflationsentwicklung. Die derzeitige Beschleunigung deutet deshalb mittelfristig auf weltweit tendenziell höheres Wachstum und zunehmenden Aufwärtsdruck auf die Inflation sowie die langfristigen Zinsen hin.
Der aktuelle Anstieg der Geldmengen unterscheidet sich von der Entwicklung während der Finanzkrise 2008/09. Die damaligen QE-Programme versickerten im Bankenkreislauf und führten nicht zu einer starken Ausweitung der Geldmenge so wie heute. Die Geldpolitik ist deshalb heute wesentlich effektiver und der monetäre Impuls entsprechend stärker. Zusätzlich unterstützt wird dieser Effekt noch durch zunehmende Geldschöpfung durch das private Bankensystem, historisch einmalig grosse fiskalpolitische Stimuli und beginnende Lockerungen der Lockdown-Massnahmen. Diese Entwicklung begünstigt im Augenblick noch die Aktien- und Unternehmensanleihenmärkte.
Allerdings sind in den vergangenen Wochen die Bewertungen weiter angestiegen und die Märkte werden deshalb anfälliger für potenzielle Störungen in Form steigender langfristiger Zinsen oder Inflation. Gerade mittelfristig dürften steigende Zinsen eine zunehmende Belastung für die hoch bewerteten Finanzmärkte werden. Die seit rund 30 Jahren bestehende positive Korrelation zwischen der Zinsentwicklung und den Aktienmärkten kehrt sich damit um, was in absehbarer Zeit für Unruhe an den Börsen sorgen könnte. Generell müssen sich Investoren in der aktuellen Situation bewusst sein: Die Lage kann sich schnell verschlechtern. Wir beobachten deshalb unsere kurz- bis mittelfristigen Frühindikatoren ganz genau, um rechtzeitig relevante Warnsignale zu erhalten und die Anlageentscheidungen entsprechend umzusetzen.“ (FAM/mc)