Zürich – „Donald Trump hat ein grosses Talent darin, die Weltgemeinschaft mit Vorschlägen beziehungsweise Vorhaben aufzuschrecken. Ob Nordkorea-Konflikt, Mauerbau an der Grenze zu Mexiko oder nun die Einführung von Strafzöllen mit einem drohenden Handelskrieg: die mediale Aufmerksamkeit ist stets enorm und sorgt für Diskussionsstoff. Es können sich daraus aber interessanterweise auch erstaunlich positive Folgen ergeben wie beispielsweise die bis vor kurzem undenkbaren Gespräche zwischen Nord- und Südkorea. Das Gepolter hat System.
Für die Finanzmärkte ist der drohende Handelskrieg ein zumindest beachtenswerter Faktor. Eine Eskalation der Situation wäre destabilisierend und würde Unsicherheit in die Märkte bringen. Sicherlich gibt es bestimmte Bereiche, bei denen Ungleichgewichte bestehen und höhere Zölle aus US-Sicht angebracht sind. Doch dies legitimiert die Trump-Administration selbstverständlich nicht, in Bereichen, bei denen kein Grund für Strafzölle besteht, eben jene einzuführen. Entsprechend gross ist der Gegenwind in den USA und in der EU. Vergeltungsmassnahmen der EU wären dann sicher und aus dem drohenden Handelskrieg würde Realität. Doch so weit wird es aus unserer Sicht nicht kommen. Die Einführung berechtigter Zölle dürfte am Ende akzeptiert werden und würde auch keine Vergeltungsmassnahmen nach sich ziehen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen erachten wir in diesem Fall als sehr gering und das globale Wachstum dürfte dadurch nicht gebremst werden.
Generell beeinflussen politische Ereignisse die Finanzmärkte nicht langfristig. Die Erfahrung zeigt, dass nichts so heiss gegessen wie es gekocht wird. Auch schon der damalige US-Präsident George W. Bush wollte 2002 Strafzölle einführen und ruderte zurück, als die EU mit Gegenmassnahmen drohte. Wir sehen in Trumps Aussagen vielmehr ein kalkuliertes Vorgehen, das seinem Wesen entspricht, und weniger eine nachhaltige Bedrohung für Wirtschaft und Finanzmärkte. Auch die internen Differenzen, wie beispielsweise der Rücktritt von Wirtschaftsberater Gary Cohn, zeigen, dass wenig Einigkeit beim Thema Strafzölle besteht.“ (FAM/mc)