Zürich – Eine neue Studie des Credit Suisse Research Institute zeigt, dass der Frauenanteil in Verwaltungsräten von Schweizer Unternehmen in den vergangenen acht Jahren zwar um 55% gestiegen, aber im internationalen Vergleich weiterhin tief ist. Auch hinsichtlich der Vertretung von Frauen im Senior Management hat die Schweiz grossen Aufholbedarf: Sie ist nur gerade halb so gross wie im globalen Durchschnitt.
Das Credit Suisse Research Institute hat die Entwicklung des Anteils von Frauen in Führungspositionen in 78 Schweizer Unternehmen untersucht und die Schweizer Daten mit europäischen und globalen Zahlen verglichen.
Zu den wichtigen Erkenntnissen der heute veröffentlichten Studie gehören:
- Durchwachsener Fortschritt in Verwaltungsräten: In der Schweiz ist die Vertretung von Frauen in Verwaltungsräten seit dem Jahr 2008 um 55% gestiegen. Sie liegt mit 13,4% aber unter dem weltweiten Durchschnitt von 14,7% und im Vergleich zum europäischen Durchschnitt etwa auf halbem Niveau.
- Viel Aufholbedarf im Senior Management: In der Schweiz liegt der Frauenanteil im Senior Management bei 6,7% und damit deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 13,8% (zum weiteren Vergleich: Europa 12.6%; USA 16,3%).
- Unternehmensgrösse nicht entscheidend für Frauenanteil: Im Unterschied zu globalen Trends ist in der Schweiz in grossen Unternehmen kein höherer Frauenanteil erkennbar.
- Frauenanteil in CEO-Funktionen ähnlich hoch wie im Ausland: Der Frauenanteil in CEO-Funktionen in der Schweiz liegt mit 3,8% auf dem Niveau des internationalen Durchschnitts von 3,9%. Interessanterweise gibt es aber – anders als im Ausland – dadurch nicht auch eine höhere Anzahl von Frauen in der Führungsstufe darunter.
- Weniger Frauen in CFO-Positionen oder in der Leitung eines Geschäftsbereichs: Im Vergleich zum Ausland gibt es in der Schweiz deutlich weniger Frauen, welche die Funktion des Chief Financial Officers (-70%) ausüben oder den Strategiebereich (-67%) oder einen Geschäftsbereich (-67%) leiten. Dies ist eine strukturelle Herausforderung, da diese Positionen oft als Sprungbrett für CEO-Positionen oder Verwaltungsratsmandate dienen.
- Frauen vor allem in Shared-Services-Funktionen: In der Schweiz ist der Anteil berufstätiger Frauen, die in so genannten Shared-Services-Funktionen (vor allem im Bereich Human Resources) arbeiten, mit 54% besonders hoch. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 33%.
- Frauen sind in der «Nachwuchs-Pipeline» untervertreten: In der Schweiz ist der Talent-Pool mit Frauen, die für eine weitere Beförderung im Senior Management in Frage kommen, deutlich kleiner als im Ausland. Diese Tatsache legt nahe, dass sich der Frauenanteil in Führungspositionen von Schweizer Unternehmen auch mittelfristig nicht verändern wird, falls keine griffigen Massnahmen getroffen werden, um die Nachwuchs-Pipeline zu stärken.
Die Studie zur Schweiz ist eine Ergänzung der globalen Untersuchung «The CS Gender 3000: Progress in the Boardroom», welche das Credit Suisse Research Institute kürzlich veröffentlicht hat. In dieser Studie untersucht das Credit Suisse Research Institute seit 2014 den Frauenanteil in Führungsfunktionen bei 3’000 Unternehmen weltweit. Auch die neueste Ausgabe des Berichts hat bestätigt, dass Unternehmen mit ausgewogenen Geschlechterverhältnissen bessere Ergebnisse erzielen. Weiter stellt die Studie unter anderem fest, dass die verbreitete Annahme, Frauen würden keine Frauen fördern, falsch ist, und geht unter anderem auch auf die Diversität in den Bereichen Venture Capital und Mikrofinanz ein. (CS/mc/ps)
Link zur Schweizer Studie:
«Gender diversity in Switzerland: A deep dive» (Englisch)
Links zur globalen Studie (veröffentlicht am 22. September 2016):
«The CS Gender 3000: Progress in the Boardroom» (Englisch)