G20-Staaten gefährden Umsetzung der UN-Entwicklungsziele

G20-Staaten gefährden Umsetzung der UN-Entwicklungsziele
(Bild: rangizzz - Fotolia.com)

Gütersloh – Bis zum Erreichen der globalen UN-Ziele ist es für Industrie- und Entwicklungsländer immer noch ein weiter Weg. Der aktuelle SDG-Index, der gemeinsam von der Bertelsmann Stiftung und dem Sustainable Development Solutions Network (SDSN) entwickelt wurde, zeigt erstmals für 193 Staaten, wo die Weltgemeinschaft bei der Erfüllung der insgesamt 17 Ziele steht. Das Ergebnis: Kein Land ist momentan auf dem Weg, alle Ziele bis 2030 zu erfüllen.

Der diesjährige Index beleuchtet vor allem die Rolle der G20-Staaten, die ihrer Vorbildfunktion kaum gerecht werden, so die Autoren. Als ein entscheidendes Hindernis verweisen sie auf die unzureichende Einbettung der Ziele in nationale Regelwerke. Dadurch bleiben die tatsächlichen Fortschritte hinter den Lippenbekenntnissen zurück. Gleichzeitig kritisieren die Autoren, dass viele Industriestaaten die Umsetzung der Ziele zusätzlich erschweren, da sie häufig externe Kosten für die Weltgemeinschaft verursachen.

Die Schweiz auf Rang 7 
Wie auch in den Vorjahren sind es vergleichsweise kleine, wohlhabende und nordeuropäische Staaten, die die UN-Vorgaben schon heute am ehesten erfüllen: Schweden, Norwegen und Dänemark erreichen die höchsten Platzierungen im Ländervergleich. Deutschland folgt auf dem vierten Platz, die Schweiz auf Rang sieben. Die Werte für die USA (35. Platz) und China (54. Platz) verdeutlichen, dass die grössten Volkswirtschaften in puncto nachhaltiger Entwicklung noch aufholen müssen. Vor allem im Bereich «nachhaltiger Konsum und Produktion» hapert es in den Industrieländern noch gewaltig. Am unteren Ende der Skala befinden sich fast ausschliesslich afrikanische Staaten wie die Demokratische Republik Kongo, Tschad und die Zentralafrikanische Republik.

G20 Staaten müssen Vorbildrolle gerecht werden
Die Autoren beleuchten im aktuellen Index vor allem die Rolle der G20-Staaten und bemängeln dort fehlende Pläne und Strategien zur praktischen Umsetzung der Entwicklungsziele: «Während es in einigen Staaten wie Brasilien, Mexiko und auch Deutschland bereits offizielle Aktionspläne oder öffentliche Vergabeverfahren gibt, die die Umsetzung der globalen Ziele berücksichtigen, hören wir in den USA oder auch in Russland kaum offizielle Bekenntnisse aus der Politik», so Christian Kroll, Mitautor des SDG-Index bei der Bertelsmann Stiftung.

Gleichzeitig gehören die G20-Staaten vor allem durch ihren hohen Lebensstandard und ihr Konsumverhalten zu den grössten Kostenverursachern für die Weltgemeinschaft. Von den 15 Staaten, die im Bereich «nachhaltiger Konsum und Produktion» die grössten Kostenverursacher sind, gehören elf zur G20-Gruppe. Die USA allein verursachen knapp ein Viertel der weltweiten negativen Effekte, die das Erreichen der Ziele erschweren. China, Indien und die USA sind gemeinsam durch ihre Industrieproduktion und den Konsum von Dienstleistungen und Waren fast zur Hälfte (40 Prozent) dafür verantwortlich, dass die Zielsetzungen im Bereich „nachhaltiger Konsum und Produktion“ noch nicht erfüllt werden.

Den Entwicklungs- und Schwellenländern stellen die Autoren ein etwas besseres Zeugnis aus: Gerade in Ländern mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen gibt es langsame, aber stetige Fortschritte, sodass extreme Armut oder Unterernährung vermindert und der Zugang zu grundlegenden Gütern und Dienstleitungen wie sauberem Wasser, Bildung oder einer rudimentären Gesundheitsversorgung leicht verbessert wurde. Dennoch sind es gerade die ärmsten Länder, die im Index insgesamt am schlechtesten abschneiden. In Nigeria und der Demokratischen Republik Kongo bestehen aktuell zum Beispiel noch die größten Hürden, um extreme Armut zu beseitigen. Dazu kommt häufig eine fehlende oder unzureichende Infrastruktur, um die Entwicklungschancen der Bevölkerung systematisch zu verbessern. In Konfliktregionen wie Syrien, Irak, aber auch den Ländern in Sub-Sahara-Afrika führen bewaffnete Konflikte zusätzlich zu einer Verschlechterung der Situation. (Bertelsmann Stiftung/mc/pg)

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