Gabriele Burn, Präsidentin Klimastiftung Schweiz: «Wir müssten noch mehr Projekte fördern können»

Gabriele Burn, Präsidentin des Stiftungsrates der Klimastiftung Schweiz. (Foto: Klimastiftung Schweiz)

Zürich – Die Klimastiftung Schweiz mit ihrem Motto „Klima schützen. KMU stärken.“ feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Die Stiftung hat seit ihrer Gründung über 1’400 kleine und mittlere Unternehmen mit insgesamt 18 Millionen Franken Förderung für Energieeffizienz und Klimaschutz unterstützt. Damit wurden rund 580’000 Tonnen CO2 eingespart.

Interview: Pius Schärli

Weniger Energieverbrauch – dafür setzt sich die im Juli 2008 gegründete Klimastiftung Schweiz ein. Sie kommt damit auch dem Willen des Schweizer Stimmvolkes bei der Abstimmung zur Energiestrategie 2050 entgegen. Seit zehn Jahren engagiert sich nun die Klimastiftung Schweiz für den Klimaschutz und für starke KMU in der Schweiz und in Liechtenstein. „Unser Modell funktioniert“, ist Gabriele Burn überzeugt. Die Bankexpertin präsidiert die Klimastiftung Schweiz seit Ihrer Gründung. Wir haben mit ihr eine Bilanz gezogen.

Klimastiftung Schweiz: 10 Jahre Klimastiftung Schweiz: Ein Grund zur Freude, auch für Sie als Präsidentin?

Gabriele Burn: Ja, es erfüllt mich mit Stolz, dass ich meinen Teil bei dieser wichtigen Stiftung beitragen darf.

Was hat Sie in den letzten 10 Jahren in Ihrer Tätigkeit als Präsidentin am meisten gefreut?

Als Finanzexpertin habe ich immer mit abstrakten Produkten und nackten Zahlen zu tun. Dank der Tätigkeit bei der Klimastiftung Schweiz kann ich meinen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase leisten. Das freut mich und motiviert mich gleichermassen.

Auf welche Projekte sind Sie besonders stolz?

Die Projekte sind immer so gut wie die Personen, die sie entwickeln und umsetzen. Ich könnte Dutzende von Projekten nennen, die mich überzeugt haben. Ein aktuelles Beispiel: So hat die Luzerner Firma Good Soaps ein erstes palmölfreies Waschmittel auf Basis europäischer Pflanzenöle auf den Markt gebracht.

Was hat Ihre Freude getrübt?

Immer wieder wird mir aufs Neue vor Augen geführt, vor welchen grossen Herausforderungen unsere Wirtschaft beim Thema Klimawandel steht. Wir müssten noch viel mehr Projekte fördern können. Doch dazu fehlen der Klimastiftung Schweiz die finanziellen Mittel und weitere Partnerfirmen.

Ist es denn so schwer, neue Partnerfirmen zu finden?

Jede Firma setzt ihre Prioritäten unterschiedlich. Für die einen ist das Thema Klimawandel nicht vordergründig, andere bieten eigene Programme. Die Stärke der Klimastiftung Schweiz beruht darauf, die Ressourcen gemeinsam zu «poolen» und gemeinsam zu bewirtschaften

Wie nimmt denn die Öffentlichkeit die Klimastiftung Schweiz wahr?

Die Klimastiftung Schweiz hat sich national bei Fachberatern, Industrieverbänden und Kantonen etabliert. Sie ergänzt vielfach bestehende Programme von Bund, Kantonen oder Gemeinden. In Anbetracht des geringen Mitteleinsatzes für die Kommunikation sind wir mit dem Bekanntheitsgrad sehr zufrieden.

Warum fokussieren Sie bei Partnern auf den Finanzbereich?

Die CO2-Rückvergütung an die Unternehmen in der Schweiz und in Liechtenstein erfolgt prozentual über die AHV-Lohn-Summen. Alle Dienstleistungsunternehmen weisen tendenziell einen überschaubaren Verbrauch an Brennstoffen im Verhältnis zu ihren Angestellten auf, weshalb sie von diesem System des Bundes profitieren. Grundsätzlich ist aber jedes Unternehmen willkommen.

Neu fördert die Klimastiftung Schweiz auch die Verjüngung des Waldes – wie kam dies dazu?

Wir sind vom Bundesamt für Umweltschutz angefragt worden, ob wir auch etwas für die Wälder machen könnten, die heute nicht wirtschaftlich genutzt werden können. Es geht um die Waldpflege in schwer zugänglichen Waldgebieten, um das Ökosystem in einem optimalen Zustand für die Kohlenstoffbindung zu halten und so zu verhindern, dass die Wälder überaltern, instabil werden und bei ihrem Zusammenbruch zu einer CO2-Quelle werden.

Dem Einsatz der Klimastiftung Schweiz zum Trotz: die Klimaerwärmung schreitet weiter voran…

Dem ist leider so. Ende Juni 2018 wurden weltweit an vielen Orten erneut Rekordtemperaturen gemessen. Der Klimawandel ist global. Die Klimastiftung Schweiz trägt sicher zur Reduktion der Emission von Treibhausgasen bei, doch gibt es noch immer viel zu wenige Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien in der Schweiz und weltweit. Zudem fehlt es oft auch am politischen Willen – angesichts der Fakten und Risiken unverständlich.

Zur Person
Gabriele Burn (52) ist seit zehn Jahren in der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz und leitet das Departement Niederlassungen & Regionen. Sie präsidiert die Klimastiftung Schweiz seit der Gründung 2008.

Über die Klimastiftung Schweiz
Klima schützen. KMU stärken. Nach diesem Motto unterstützt die Klimastiftung Schweiz Projekte kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Stiftung hat seit ihrer Gründung 2008 über 1’400 KMU in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein mit 18 Millionen Franken unterstützt.
Die Klimastiftung Schweiz wurde als gemeinnützige, unabhängige Stiftung gegründet. Sie ist unter Bundesaufsicht und steht interessierten Firmen offen, die durch einen effizienten und gezielten Einsatz der Rückverteilung aus der CO2-Lenkungsabgabe den Klimaschutz verstärken wollen.
Seit Januar 2008 verlangt das CO2-Gesetz eine Abgabe auf Brennstoffe. Ein Teil der Abgaben fliesst zurück an die Wirtschaft. Vor allem grosse Dienstleistungsunternehmen erhalten mehr zurück, als sie bezahlt haben. Diese «Netto-Rückvergütung» setzen die Partnerfirmen der Klimastiftung Schweiz für Klimaschutzmassnahmen von Schweizer und Liechtensteiner KMU ein.

Die Partner der Klimastiftung Schweiz
Die Schweizer und Liechtensteiner Dienstleister Allianz Suisse, Alternative Bank Schweiz, AXA, Bank J. Safra Sarasin, ECA, Gebäudeversicherung Bern, Gebäudeversicherung Kanton Zürich, Glarner Kantonalbank, Julius Bär, LGT, Liechtensteinische Landesbank, Man Investments, NewRe, PartnerRe, Pictet & Cie, PwC, Raiffeisen Schweiz, RobecoSAM, Sanitas Krankenversicherung, SAP (Schweiz) AG, SCOR, Swiss Life, Swiss Re, Vaudoise Assurances, Vontobel, VP Bank und XL Catlin sind Partner der Klimastiftung Schweiz.

Weitere Informationen: www.klimastiftung.ch

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