Gabriele Rotellini, Geschäftsführer Camping Valle Santa Maria, Insel Elba, im Interview

Gabriele Rotellini, Geschäftsführer Camping Valle Santa Maria, Insel Elba

Von Artur K. Vogel

Herr Rotellini, Auslandreisen von Schweizern könnten in diesem Sommer wieder langsam anziehen. Welche Chancen erhoffen Sie sich für Elba? 

Gabriele Rotellini: Ich bin überzeugt, dass Reisende aus der Schweiz auf die Insel Elba zurückkehren werden. Elba ist seit jeher ein beliebtes Ferienziel. Die Insel ist leicht zu erreichen und bietet ihren Gästen viele Möglichkeiten, um unvergessliche Ferien zu verbringen. Unsere Gäste finden neben dem Meer und zahlreichen Stränden, kleinen, romantischen Städtchen und exzellentem Essen auch eine unberührte und teilweise wilde Natur, die sich ideal für Trekking und Mountainbiking anbietet.

«Der Reisende von heute bevorzugt Destinationen, die nicht überlaufen sind, und fordert mehr Platz, um sich zu bewegen. In Elba mit seinen Stränden findet man genug Freiräume, besonders in der Nebensaison.» Gabriele Rotellini, Geschäftsführer Camping Valle Santa Maria, Insel Elba

Elba ist klein, übersichtlich und nicht vom Massentourismus betroffen wie andere Mittelmeerinseln. Ist das ein Vorteil in Corona-Zeiten?

Ja, bestimmt: Heutzutage bevorzugt der Reisende kleine Orte, wo er sicher sein kann, nicht so viele Menschen zu treffen. Der Tourist von heute bevorzugt Destinationen, die nicht überlaufen sind, und fordert mehr Platz, um sich zu bewegen. In Elba mit seinen Stränden findet man genug Freiräume, besonders in der Nebensaison. 

Wie präsentiert sich momentan die Buchungslage auf Elba für die Sommer- und Herbstferien generell und im Besonderen aus der Schweiz?

Die Buchungen sind ziemlich stabil, aber es ist gelegentlich zu Annullierungen gekommen, wenn Nachrichten über mögliche Einschränkungen durch die Regierung verbreitet wurden. Für die Herbstferien sind wir optimistischer. Mit den laufenden Impfkampagnen werden sich die Reisemöglichkeiten verbessern. Elbas Tourismussektor ist für den Sommer ziemlich zuversichtlich; die Anfragen sind da und kommen aus den wichtigsten Ländern, in denen Elba beliebt ist.

Wie sieht es konkret für Ihren Campingplatz sowie die Appartements aus? Könnte Camping eher beliebt sein diesen Sommer als Hotels?

2021 ist das Jahr der Camping-Wiederentdeckung. Die Nachfrage nach dieser Art von Tourismus ist gross. Das hat einerseits mit den stetig grösseren Stellplätzen zu tun, die man auf Campingplätzen vorfindet. Andererseits erlaubt Camping, sich fast immer im Freien aufzuhalten.

«Die italienische Regierung hat eine Impfkampagne für alle kleinen Inseln lanciert, einschliesslich Elba. Wir sind überzeugt, dass diese Massnahme in kurzer Zeit zu einer geringeren Inzidenz des Virus führen wird.»

Was die gemeinsamen Sanitäranlagen betrifft, so werden diese laufend gereinigt und desinfiziert. Alle unsere Dienstleistungen sind im Hinblick auf eine kleinstmögliche gesundheitliche Gefährdung ausgelegt. Wir kümmern uns auf dem Campingplatz auch um kleinste Details, um unseren Gästen perfekte Ferien zu gewährleisten.

Gegenwärtig gibt es auf Elba keine Corona-Fälle. Wie sorgt die Insel vor, dass dies so bleibt und sich das Virus nicht wieder ausbreitet?

Die italienische Regierung hat eine Impfkampagne für alle kleinen Inseln lanciert, einschliesslich Elba. Wir sind überzeugt, dass diese Massnahme in kurzer Zeit zu einer geringeren Inzidenz des Virus führen wird. Die Berufsverbände – Camping, Hotels, Resorts –haben detaillierte Sicherheitsprotokolle ausgearbeitet, welche die wichtigsten Regeln enthalten, um Ansteckungen und die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Auch die anderen Wirtschaftsverbände sowie die Bürgermeister und Gesundheitsbehörden haben ebenfalls ein Protokoll mit Verhaltensregeln zur Vermeidung von Ansteckungen unterzeichnet.

Hat das Virus den Tourismus auf Elba verändert? Hat es den Tourismus generell verändert?

Der Tourismus ist leider stark zurückgegangen. Die von den Regierungen auferlegten Restriktionen und die Furcht, sich anzustecken, haben viele Menschen dazu gebracht, ihre Ferienpläne aufzugeben. Aber es hat auch viele dazu animiert, schöne Orte in der Nähe des eigenen Wohnortes zu entdecken. 2020 war folglich das Jahr der Wiederentdeckung der Insel Elba durch die Italiener. Dieses Phänomen war auch in anderen Ländern zu beobachten: Touristen zogen es vor, nicht ins Ausland zu reisen, entweder aus freien Stücken oder wegen Reisebeschränkungen.

«Seit Jahren haben wir den Campingplatz in Richtung einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Bewirtschaftung weiterentwickelt. Wir möchten dieses Engagement Jahr für Jahr verstärken»

Hat Elba darauf proaktiv reagiert? Werden Massnahmen getroffen, gewisse Strategien angepasst, über das Ferienprodukt nachgedacht?

Das Angebot wurde fortlaufend der aktuellsten Situation angepasst. So haben Restaurants am Meer ihre Tische an den Strand gestellt. Damit konnte nicht nur mehr Abstand zwischen den Gästen geschaffen werden; essen am Strand, womöglich barfuss, bietet auch ein unvergessliches Erlebnis. Unsere Kommunikationsstrategie zielt darauf ab, einen Aufenthalt mit Outdoor-Unternehmungen, individuellen Aktivitäten und, wo möglich, massgeschneiderten Paketen für wenige Personen zu propagieren.

Haben Sie konkret für Ihren Campingplatz spezielle Pläne, was die Zukunft betrifft? Anpassungen? Erweiterungen?

Seit Jahren haben wir den Campingplatz in Richtung einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Bewirtschaftung weiterentwickelt. Wir möchten dieses Engagement Jahr für Jahr verstärken, indem wir z.B. ökologische Reinigungsprodukte verwenden und Photovoltaikanlagen für die Erzeugung von Ökostrom installieren, auch wenn der Strom schon heute 100 % aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird. Die Strukturen unseres Platzes sind klein. Das soll auch so bleiben, denn es gibt uns die Möglichkeit, eine enge Beziehung zu unseren Gästen zu pflegen, ihre individuellen Bedürfnisse zu erkennen und darauf einzugehen. Organisatorisch haben wir uns auf die besondere Lage eingestellt und alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, die meiner Meinung nach auch für die nächsten Jahre gelten werden.

In diesem Jahr jährt sich Napoleons Todestag zum 200. Mal. Sind spezielle Events (Corona-konform) geplant, und erwartet die Insel deswegen zusätzliche Besucher?

Elba war Napoleons «goldenes Exil», und dank ihm wurden die Infrastrukturen ausgebaut, die wir heute noch sehen können. Wie jedes Jahr am 5. Mai ist in einer kleinen Kirche im Zentrum von Portoferraio eine Messe zu Ehren Napoleons abgehalten worden, dies wegen eines testamentarischen Vermächtnisses des russischen Prinzen Anatoli Demidoff, einem Neffen von Bonaparte.

Den ganzen Sommer über gibt es historische Aufführungen und Besuche in Napoleons Museen. In der Pinacoteca Foresiana, der Foresi-Gemäldesammlung in Portoferraio, findet auch eine aussergewöhnliche Ausstellung von Kunstwerken Napoleons statt, die normalerweise in den berühmten Uffizien in Florenz aufbewahrt werden. All diese Initiativen werden dazu beitragen, dass Geschichtsliebhaber und Neugierige auf die Insel kommen werden.


Camping Valle Santa Maria, Insel Elba

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