Gefahr für Wale entlang ihrer Wanderrouten wächst

Gefahr für Wale entlang ihrer Wanderrouten wächst

Zürich – Der neue Bericht «Protecting Blue Corridors» des WWF und der wissenschaftlichen Gemeinschaft im Bereich Meeressäugetiere fordert dringende Massnahmen zum Schutz der Wale. Die Meeressäuger sind auf ihren Wanderrouten zunehmend bedroht, beispielsweise durch Verfangen in Fischereigeräten oder Schiffskollisionen. Das zeigt eine erstmalige Visualisierung von Satellitendaten von 900 wandernden Walen.

Erkenntnisse aus dem Bericht «Protecting Blue Corridors»:

  • Wale sind in ihren Meereslebensräumen, in denen sie sich ernähren, paaren, gebären und ihre Jungen säugen und entlang ihrer Wanderrouten, den so genannten «blauen Korridoren», zunehmend bedroht.
  • Industrielle Fischerei, Schiffskollisionen, Verschmutzung durch Chemikalien und Plastik, sowie Lärmbelastung, Lebensraumverlust und Klimawandel schaffen einen gefährlichen und zuweilen tödlichen Hindernisparcours für die Meeressäuger.
  • Zu den häufigsten Todesursachen gehört das Verfangen der Wale in Fischereigeräten. Jedes Jahr erleiden rund 300’000 Wale, Delfine und Schweinswale von der Arktis bis zur Antarktis diesen qualvollen Tod.
  • Sechs der 13 grossen Walarten sind von der Weltnaturschutzorganisation IUCN als stark gefährdet oder gefährdet eingestuft, obwohl sie seit Jahrzehnten vor kommerziellen Walfang geschützt sind.

Zitat von Dr. Margaret Kinnard, WWF Global Wildlife Practice Lead: «Unser neuer Bericht enthält einige der bisher umfassendsten Daten über die grossräumigen Wanderungen der Wale. Und er zeigt ebenfalls, wie sehr ein rasches, einheitliches Handeln nötig ist, um die Gefahren für Wale zu stoppen und ihre wichtigen Wanderrouten zu schützen.»

Der am Donnerstag vom WWF veröffentlichte Bericht «Protecting Blue Corridors» ist eine gemeinsame Analyse von führenden Meereswissenschaftlern der Oregon State University, der University of California Santa Cruz, der University of Southampton und weiteren Wissenschaftlern. Analysiert wurden Daten aus den letzten 30 Jahren von mehr als 50 Forschungsgruppen. Der Bericht gibt einen umfassenden Überblick über die «blauen Korridore» (Wanderrouten) der Wale und die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind. Zu den gefährdetsten Walen gehört der vom Aussterben bedrohte Atlantische Nordkaper, der zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten wandert. Sein Bestand ist mit 336 Tieren auf dem tiefsten Stand seit 20 Jahren und 86 Prozent der identifizierten Atlantischen Nordkaper haben sich schätzungsweise mindestens einmal in ihrem Leben in Fischfanggeräten verfangen. Schon ein einziger Todesfall gefährdet das Überleben dieser Population.

In Fallstudien hebt der Bericht die Brennpunkte und Risiken für Wale auf ihren jährlich bis zu Tausenden von Kilometern langen Wanderungen hervor. Für diese «blauen Korridore» braucht es ein neues Schutzkonzept und eine verstärkte Zusammenarbeit auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene. Besonders dringend ist die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen, die im März 2022 die Verhandlungen über einen neuen Vertrag für die Hochsee abschliessen werden. Die Hochsee, die fast zwei Drittel des Ozeans ausmacht, liegt ausserhalb der Zuständigkeiten der Staaten und bisher besteht kein internationales Abkommen, um diese Ökosysteme zu schützen. Es gibt immer mehr Belege dafür, dass Wale für die Gesundheit der Meere und das Klima wichtig sind: So bindet ein Grosswal während seiner Lebenszeit etwa 33 Tonnen CO2, was der Menge CO2 entspricht, die 1’600 Bäume in einem Jahr aufnehmen. Der Internationale Währungsfonds schätzt den Wert für Mensch und Natur eines einzigen Grosswals auf mehr als zwei Millionen US-Dollar. Für die derzeitige weltweite Grosswal-Population bedeutet das einen Gegenwert einer Billion US-Dollar.

Hintergrund:
Den Report «Protecting Blue Corridors» finden Sie hier.

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