Gefeuerte Chefs: Beste Ausbildung, bestes Alter nützt nichts
Zürich – Die Statistiken des Outplacement-Spezialisten Grass & Partner über die Ursachen von Entlassungen zeichnen wie ein Seismograf Erschütterungen und Verwerfungen in der Schweizer Wirtschaft der letzten drei Jahre auf.
Neben der Tatsache, dass Top-Ausbildung und auch das beste Alter 40+ nicht vor einer Entlassung schützen, steht ein Merkmal immer deutlicher im Vordergrund: In kritischen Zeiten wird eine starke Führungspersönlichkeit zum Schutzfaktor bei Entlassungen.
Die Wirklichkeit sieht anders aus als viele glauben
So mussten im Beobachtungszeitraum bedeutend weniger ältere Arbeitnehmer (50+) gehen, Frauen sind jetzt mit einer Zunahme von +3% vermehrt betroffen. Und: Die beste Ausbildung schützt nicht mehr, die Zahl der Fälle mit Hochschulabschluss beträgt über 80%. Auch die 40+-jährigen trifft es mit 57% besonders häufig.
Die Stühle der Chefs wackeln immer mehr
Auf der Teppichetage wird weiter ausgedünnt und ausgewechselt: Entlassungen von Geschäftsleitungmitgliedern und oberem Kader haben von 44% auf 55% aller Fälle stark zugenommen. Nicht überraschend, Banken bauen ab, Pharma/Chemie zumindest im 2011 weniger betroffen Ein Blick auf die Branchen zeigt bei den Banken weiterhin eine Zunahme auf 34%, während bei der Pharma/Chemiebranche ein Rückgang von 26 auf 14% gemessen wurde. Allerdings zeigt gemäss Grass & Partner im 2012 die steigende Zahl von Mandaten aus dieser Branche, dass eine Trendwende kommt.
Führungsprobleme und nicht stimmige Chemie
Dass in schwierigen Zeiten der Führung eine besondere Bedeutung zukommt, leuchtet ein – und das sind dann auch die Momente, wo zwischen Arbeitnehmenden und Chefs die «Chemie» eine wichtige Rolle spielt. Entweder sie stimmt – oder eben nicht. Dieser misslichen Situation ist fast ein Drittel aller Entlassungen zuzuordnen.
Ein gutes Netzwerk ist entscheidend
Beziehungen haben und Beziehungen nutzen ist nach wie vor entscheidend: Mit 41% ist dies der häufigste und auch erfolgreichste Weg zu einer neuen Stelle. Hingegen spielen mit 18% Inserate oder das Internet weniger eine Rolle. Via Personalberatungen oder Headhunter finden lediglich 8% eine neue Stelle. Mit Outplacement-Begleitung in knapp einem halben Jahr zur neuen Stelle. Wenn Unternehmen aber «nur» eine Abfindung zahlen, wird es gefährlich
Zwar wurde festgestellt, dass im 2011 die Dauer bis zu einer Neuanstellung mit durchschnittlich 5,4 Monaten weiterhin gesunken ist, die Indikatoren für 2012 zeigen jedoch, dass es in Zukunft schwieriger sein wird und das Suchen und Finden wieder mehr Ausdauer braucht. Da wird eine professionelle Outplacement-Begleitung besonders wichtig und ist höher zu werten als eine auf den ersten Blick lukrative Abfindung bevor man auf der Strasse steht. Geld ist nämlich nicht immer eine Lösung – und bei der Suche nach einem neuen Job schon gar nicht. (awp/mc/ps)