Zürich – Das schnelle Wirtschaftswachstum in den Emerging Markets hat für einen starken Anstieg der Gehälter für Führungskräfte in Asien gesorgt. Die Gehälter in Europa wurden bereits überholt und zu denen in Nordamerika haben die Unternehmen in Asien aufgeschlossen, wie eine aktuelle Analyse des internationalen Beratungsunternehmens Mercer zeigt.
In Asien sind die Gehälter für Führungskräfte laut Mercer in diesem Jahr durchschnittlich um sieben Prozent angestiegen. In den USA und Kanada lag die Steigerungsrate dagegen im Durchschnitt nur bei drei Prozent, in Europa sogar bei nur 2,5 Prozent.
Finanzkrise und schwache Konjunktur belasten
„Im Westen haben die Finanzkrise und eine schwache Konjunktur die Entwicklung der Gehälter für Führungskräfte stark gebremst. In Asien dagegen ist ein gegen-läufiger Trend zu beobachten, angetrieben durch ein schnelles Wirtschaftswachstum, eine Inflation und den zunehmenden Fachkräftemangel. Wir gehen davon aus, dass die Gehälter in Asien innerhalb der nächsten drei Jahre auch jene in Nordamerika übersteigen werden“, so Bernd Thomaszik, Leiter der Vergütungsberatung bei Mercer in Central Europe.
Inflation der Führungskräftevergütung in Asien
Dabei bestehe die Gefahr, dass sich eine Blase bildet, so der Mercer-Experte weiter: „Man kann jetzt schon von einer Inflation der Führungskräftevergütung in Asien sprechen. Diese wirbelt die Vergütungsstrukturen in den Unternehmen kräftig durcheinander und die Verknüpfung von Bezahlung und Leistung ist kaum noch gegeben. Asien wird wird damit immer mehr zu einem attraktiven Arbeitnehmermarkt und der Druck auf die Unternehmen im Westen im Wettbewerb um die besten Fachkräfte nimmt stark zu.“
Neue Anforderungen bremsen Gehaltssteigerungen
In vielen westeuropäischen Ländern hat die Finanzkrise zu neuen Anforderungen für die Vorstandsvergütung sowie bei Banken auch für die Führungskräftevergütung geführt, die für eine Zügelung der Gehaltssteigerungen gesorgt haben. Vor allem bei den grossen Unternehmen ist ein klarer Trend zu erkennen: Die kurzfristige leistungs-orientierte Vergütung (Short Term-Incentive) hat zu Gunsten der langfristigen variablen Vergütungsbestandteile (Long Term-Incentive) in den Gesamtvergütungspaketen deutlich an Gewicht verloren.
Schweiz: Neuausrichtung der Führungskräftevergütung
In der Schweiz haben die von der Finanzmarktaufsicht (FINMA) in den letzten zwei Jahren vorgegebenen Regeln die Finanzindustrie zu einer Neuausrichtung der Führungskräftevergütung gezwungen. Ziel der FINMA ist es, damit das Bewusstsein der Unternehmen für die Bedeutung des langfristigen Unternehmenserfolgs zu schärfen und Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu verhindern. Für die Grossbanken und Versicherungen wurde empfohlen, dass ein Grossteil der variablen Vergütung in Form einer mittel- bzw. langfristigen Komponente (Mid Term- bzw. Long Term-Incentive) gezahlt werden soll.
“Die Regelungen der FINMA, die Eindrücke der Krise sowie der politische und gesellschaftliche Druck haben die Unternehmen veranlasst, ihre Vergütungssysteme für Führungskräfte auf den Prüfstand zu stellen und die Faktoren Risiken und Nachhaltigkeit neu auszubalancieren. Asien, das bis jetzt von der Krise und auch von neuen Regulierungen für die Führungskräftevergütung weitgehend verschont geblieben ist, hat sich damit im Hinblick auf den sich weltweit zuspitzenden Fachkräftemangel einen klaren Wettbewerbsvorteil verschafft“, so Sacha Cahn, Leiter des Bereichs Human Capital bei Mercer in der Schweiz. (Mercer/mc/pg)