Detroit – US-Präsident Donald Trump will Amerikas Industrie zu neuem Glanz verhelfen, doch der grösste Autohersteller des Landes baut Tausende Stellen ab. General Motors (GM) kündigte am Montag an, seine Belegschaft in Nordamerika massiv zu reduzieren. Die Massnahme ist Teil eines grossen Sparprogramms, mit dem der Konzern fit für die Zukunft gemacht und die Kosten drastisch gesenkt werden sollen. GM-Chefin Mary Barra begründete den Schritt mit der Notwendigkeit, sich den verändernden Marktbedingungen anzupassen.
Es gehe darum, «das Unternehmen für langfristigen Erfolg zu positionieren», verkündete Barra in einer Pressemitteilung. GM will verkaufsschwache Modelle einstellen und sich bei Investitionen künftig stärker auf innovative Bereiche wie Elektromobilität und selbstfahrende Autos konzentrieren. Dafür ist laut Barra ein tiefgreifender Konzernumbau nötig. In den USA und Kanada könnten bis Ende 2019 fünf Fertigungsstätten geschlossen werden – rund 6000 Fabrikarbeiter würden dann ihre Jobs verlieren.
Zudem soll der Betrieb in zwei internationalen Werken eingestellt werden. Aus dem chronisch defizitären Europageschäft mit der deutschen Ex-Tochter Opel und der britischen Marke Vauxhall hatte sich GM bereits 2017 verabschiedet. Letztlich hatte der US-Konzern bei der Veräusserung der problematischen Beteiligung an die französische PSA -Gruppe 6,2 Milliarden Dollar draufzahlen müssen.
15% der Stellen in Nordamerika fallen weg
Nun kündigte GM an, die Angestelltenzahl in Nordamerika insgesamt um etwa 15 Prozent zu verringern. Ein Viertel davon umfasst Führungspositionen, das soll die Entscheidungsprozesse laut GM vereinfachen. Der Personalabbau könnte laut US-Medien zwischen 10 000 und 15 000 Mitarbeiter betreffen. Es blieb zunächst unklar, ob und inwiefern darin Beschäftigte erfasst sind, denen zuletzt bereits Abfindungsangebote unterbreitet worden waren. Das Unternehmen war für detailliertere Erklärungen zunächst nicht erreichbar.
Fest steht: Durch die Massnahmen will GM die Kosten bis 2020 um rund 4,5 Milliarden Dollar drücken. Zunächst werden durch Sonderaufwände wie kündigungsbedingte Abfindungen jedoch Belastungen von bis zu 3,8 Milliarden Dollar entstehen. An der Börse kamen die Nachrichten gut an – die GM-Aktie reagierte mit kräftigen Kursgewinnen und stand zuletzt mit 5,7 Prozent im Plus. Eigentlich liefen die Geschäfte bei GM zuletzt rund – im Sommerquartal stieg der Umsatz um 6,4 Prozent, der Nettogewinn betrug überraschend starke 2,5 Milliarden Dollar.
Für US-Präsident Trump dürften die Entlassungen ein grosses Ärgernis sein – er hat versprochen, der US-Industrie zu einem grossen Comeback zu verhelfen und mehr Jobs zu schaffen als je ein US-Präsident zuvor. Die im Rahmen seiner «Amerika zuerst»-Politik angezettelten Handelsstreitigkeiten hatten für US-Autobauer wie GM und Ford bislang jedoch auch erhebliche negative Folgen – so kämpfen die Branchenschwergewichte wegen Strafzöllen auf wichtige Verarbeitungsgüter wie Stahl mit gestiegenen Materialkosten.
Trump droht GM
Trumps Reaktion liess dann auch nicht lange auch sich warten. Der US-Präsident kritisierte GM heftig und drohte mit Konsequenzen: «Sie sollten dort verdammt noch mal schnell eine neue Fabrik eröffnen», sagte Trump dem «Wall Street Journal» am Montag (Ortszeit) zu einer geplanten Werksschliessung im Bundesstaat Ohio. Er habe GM-Chefin Mary Barra bei einem Gespräch am Sonntagabend mitgeteilt, wenn die Fabrik dauerhaft geschlossen bleibe, habe sie «ein Problem».
Trump sagte dem US-Finanzblatt auch, er habe Barra aufgefordert, die Autoproduktion in China zu stoppen. Vor Reportern in Washington erklärte Trump, die USA hätten viel für GM getan und man sei in der Lage, grossen Druck auf den Konzern auszuüben. Der grösste US-Autobauer hatte verkündet, die Produktion im Heimatmarkt zu drosseln und deshalb massiv Personal entlassen und einige Fertigungsstätten schliessen zu wollen. Als Hauptgründe gelten der schwächelnde US-Absatz bei kleineren Pkw sowie gestiegene Materialkosten. (awp/mc/ps)