Geringer Frauenanteil und kompliziertes Vergütungssystem

Geringer Frauenanteil und kompliziertes Vergütungssystem

(Foto: Kzenon – Fotolia.com)

Zürich – Deloitte hat die wichtigsten Governance-Trends von 50 börsenkotierten Schweizer Grossunternehmen analysiert. Insgesamt wird die Situation als befriedigend beurteilt. In Bereichen wie Risikoüberwachung und Leistungsbewertung der Verwaltungsräte gibt es noch Verbesserungspotenzial. Auch ist die Schweiz mit einem Frauenanteil von 9% in den Verwaltungsräten etwas im Rückstand – verglichen mit anderen Ländern Europas.

Im internationalen Vergleich wird die Unternehmensführung der Schweizer Grossunternehmen insgesamt als befriedigend beurteilt. In den letzten Jahren sind die Verwaltungsräte professioneller und die Rollentrennung zwischen dem Verwaltungsrat und der allgemeinen Unternehmensleitung deutlicher geworden. Das Amt des Präsidenten des Verwaltungsrats und des Vorsitzenden der Geschäftsleitung wird seltener von derselben Person ausgeübt.

Verbesserungsbedarf
Thierry Aubertin, verantwortlicher Partner Suisse Romande Deloitte, präzisiert: „Es gibt aber auch Verbesserungsbedarf: Die veröffentlichten Informationen zum Thema Risikoüber-wachung und Leistungsevaluierung der Verwaltungsräte sind häufig sehr kurz gefasst. Daher ist es schwer zu beurteilen, welche Priorität und Beachtung diese extrem wichtigen Themen bekommen“. Ausserdem scheint in der Kommunikation der Konzerne über ihre Unternehmensführung allzu häufig durch, dass dieses Thema als Formalität gesehen wird – und weniger als Gelegenheit zur Erläuterung der Arbeit der Führungs- und Überwachungsgremien um besseres Verständnis und mehr Transparenz zu schaffen.

Nur 9% Frauenanteil in den Aufsichts- und Verwaltungsräten
Mit nur 9% Frauenanteil in den Verwaltungsräten ist die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern Europas (durchschnittlich 12%) leicht im Rückstand. Noch deutlicher ist, dass der in den letzten Jahren in den Nachbarländern festgestellte Anstieg des Frauenanteils (teilweise nach Einführung korrigierender Massnahmen wie der Frauenquote) in der Schweiz noch nicht eingesetzt hat. In 34% der analysierten Unternehmen gibt es keine Frau im Verwaltungsrat. In den letzten beiden Jahren wurden 94 Verwaltungsratsmitglieder neu gewählt, nur 11 (d.h. 12%) waren Frauen. Dieser geringe Prozentsatz scheint überraschend. Ohne tiefgreifende Änderungen dürfte kurzfristig keine ausgewogenere Geschlechter-verteilung in den Verwaltungsräten erfolgen. Für Befürworter der Frauenquote könnten dies Argumente sein – doch diese Art von Massnahme scheint in der Schweiz nicht auf der Tagesordnung zu stehen.

Vergütung und Minder-Initiative
Zwar sind die Vergütungen in den letzten Jahren erheblich transparenter geworden, dennoch scheinen die Vergütungsberichte immer länger, komplexer und teilweise schwer interpretierbar geworden zu sein. Die Studie von Deloitte verdeutlicht, dass die Schweizer Unternehmen und ihre Aktionäre in Bezug auf das nach wie vor heikle Thema der Vergütungen an Reife gewonnen haben. 80% der Unternehmen des SMI bieten ihren Aktionären eine Konsultativabstimmung über die Vergütung der Führungsebene an. Die Aktionäre haben die ihnen vorgeschlagenen Resolutionen immer – und in den meisten Fällen mit überwiegender Mehrheit – angenommen.

Eine zumindest teilweise Erklärung dafür, dass es im aktuellen, wirtschaftlich schwierigen Umfeld in den Generalversammlungen keine Konflikte über die Vergütungen gab, könnte der seit 2011 festgestellte Rückgang der durchschnittlichen Vergütungen sowohl der Verwaltungsräte wie auch der allgemeinen Unternehmensführungsebenen sein.

2013 wird die Vergütung aufgrund der Minder-Initiative, zu der die Schweizer Bevölkerung im März Stellung nehmen wird, zu einem wichtigen Thema. Fabien Bryois, Director Audit bei Deloitte, erläutert: „Die Minder-Initiative schlägt mehrere umfangreiche Änderungen vor, beispielsweise die Zustimmung der Aktionäre zu der Vergütung der Verwaltungsratsmit-glieder und der Unternehmensleitung oder auch den Wegfall der ‹goldenen Fallschirme›.“ (Deloitte/mc/pg)

Die Deloitte-Studie zu Corporate Governance
Die Studie basiert auf öffentlich zugänglichen Berichten über die Corporate Governance von 50 im Jahr 2011 nach dem SMI und SMI MID bewerteten Schweizer Grossunternehmen sowie auf Informationen auf deren Websites.

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