Gleichstellung im Erwerbsleben: Ein Projekt regt zum Handeln an
Luzern – An der Hochschule Luzern läuft aktuell das Projekt gleichstellen.ch. Ziel ist es, die öffentliche Diskussion über die Gleichstellung von Frau und Mann in der Arbeitswelt zu fördern und Massnahmen zur Verbesserung anzuregen. Wegleitend dabei ist ein Dokumentarfilm, der im kommenden Frühling Premiere feiert. Diese Woche ging die Website zum Projekt online.
In der Schweiz ist die Gleichberechtigung von Frau und Mann seit 1981 in der Verfassung verankert. Und vor fast 20 Jahren trat das Gleichstellungsgesetz (GlG) in Kraft. Trotzdem halten sich geschlechtsspezifische Ungleichheiten im Erwerbsleben hartnäckig: So steht die Schweiz in einem OECD-Ländervergleich (2013) relativ schlecht da in Bezug auf die geschlechtsspezifische Lohnlücke sowie deren Verringerung über die Zeit. Frauen sind zudem immer noch in politischen und wirtschaftlichen Führungs- und Entscheidungspositionen untervertreten. Deshalb wurde an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit das Projekt gleichstellen.ch lanciert, das vom Schweizerischen Nationalfonds SNF finanziert wird. Ziel ist es, die Diskussion über die Gleichstellung von Frau und Mann in der Arbeitswelt zu fördern und zielführendere politische Massnahmen anzuregen. Das Projekt will ferner Unternehmen und Organisationen dazu inspirieren, neue Wege zu gehen, um die Gleichberechtigung zu stärken. «Schliesslich geht es darum, auch neue Massnahmen im täglichen Lebensumfeld zur Verbesserung der Gleichstellung anzuregen», sagt Projektleiterin Lucia M. Lanfranconi.
Dokumentarfilm zeigt, wie in KMU Gleichstellungsprojekte durchgeführt werden
Um den Dialog mit der Öffentlichkeit und Fachpersonen führen zu können, hat das Projektteam verschiedene Kommunikationswerkzeuge entwickelt: So ging diese Woche die Website www.gleichstellen.ch online. Sie wird als Informationsplattform für alle interessierten Kreisegenutzt und soll dem Austausch zwischen Forschung und Öffentlichkeit dienen. Kernelement des Projekts ist jedoch der Dokumentarfilm «Gleichstellen – eine Momentaufnahme» von Regisseurin Romana Lanfranconi, der derzeit realisiert wird. Er zeigt auf, wie in den zwei Schweizer KMU, der Werder Feinwerktechnik AG in Veltheim und dem Alterszentrum am Buechberg in Fislisbach, Gleichstellungsprojekte durchgeführt und von den Akteurinnen und Akteuren gelebt und beurteilt werden. Premiere ist am Internationalen Frauentag, dem 8. März 2016. Danach wird der Film für Vorführungen und Filmgespräche zur Verfügung stehen.
Film als Basis für E-Learning Tool und Workshops
Der Dokumentarfilm bildet die Basis für die weiteren Sensibilisierungsmassnahmen: So entwickelt das Projektteam momentan ein E-Learning Tool, welches ab kommenden Frühling in Workshops für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Arbeitnehmende, Gleichstellungsfachleute, Auszubildende und Studierende verwendet werden kann. Im Tool, das später auch zur kostenlosen Nutzung auf der Projektwebsite bereitsteht, werden bestimmte Filmausschnitte mit entsprechenden Fragen und einfach verständlichen wissenschaftlichen Textbausteinen didaktisch aufbereitet. «Das E-Learning Tool soll eine lehrreiche Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen», so Lanfranconi. In den Workshops schlüpfen die Teilnehmenden beispielsweise in die Rolle der Protagonistinnen und Protagonisten aus dem Film und können Alltags- und Arbeitssituationen nachspielen, in denen die Gleichstellung von Frau und Mann ein Thema ist. «Praxisbezogenes Lernen anhand eines Films beziehungsweise von Filmausschnitten macht nicht nur Spass, sondern fördert das Verständnis, stimuliert eigene Ideen und erhöht die nachhaltige Wirkung des Inhalts», sagt die Projektleiterin.
Mehr Informationen zum E-Learning Tool und den Workshops sind bereits jetzt auf der Website von gleichstellen.ch zu finden.
Weitere Informationen: www.gleichstellen.ch
Gleichstellen.ch basiert auf einer Dissertation
Die Dissertation «Geschlechtergleichstellung durch Wirtschaftsnutzendiskurs?» von Lucia M. Lanfranconi, Dozentin und Projektleiterin der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit, ist Grundlage für das Projekt gleichstellen.ch. Darin untersucht die Autorin Schweizer KMU, die an nationalen oder kantonalen Gleichstellungsprojekten teilgenommen haben. Zudem analysiert sie den Zusammenhang der nationalen Gleichstellungspolitik und entsprechender Programme. In ihrer Arbeit zeigt sie Mechanismen auf, inwiefern durch die aktuelle Gleichstellungspolitik Massnahmen in Richtung Gleichstellung in den Unternehmen angeregt werden. Gleichzeitig weist sie auf die beschränkte Reichweite und Wirksamkeit dieser Politik hin: Im Zusammenspiel verschiedener Beteiligter werden Geschlechterungleichheiten teilweise unbewusst und ungewollt verstärkt. Die Dissertation kann unter www.gleichstellen.ch/dissertation bestellt werden. (Hochschule Luzern/mc/ps)