Trotz der anhaltenden Marktvolatilität, die zum Teil auf die derzeitige Liquiditätskrise im Bankensektor und die Unsicherheit der Zentralbanken zurückzuführen ist, verzeichnen die weltweiten Märkte für börsengehandelte Fonds (ETF) im zweiten Quartal des Jahres stetige Zuflüsse. Dies, nachdem die Zuflüsse im Jahr 2022 allgemein zurückgegangen waren. Nach Angaben des ETF- und ETP-Research- und Beratungsunternehmens ETFGI verzeichneten die weltweiten ETFs im Februar Nettozuflüsse in der Höhe von fast 20 Mrd. USD und erreichten damit seit Jahresbeginn fast 80 Mrd. USD bei einem weltweit investierten Gesamtvermögen von 9,6 Billionen USD. Vor allem festverzinsliche ETFs verzeichneten höhere Nettozuflüsse, die im vergangenen Monat fast 30% aller monatlichen Zuflüsse ausmachten.
von Pedro Palandrani, Research-Analyst bei Global X ETFs
Diese Zuflüsse erfolgten in einer Zeit, in der es zu einigen der grössten Bewegungen bei Staatsanleihen und Zinssätzen seit 2008 kam. Die implizite Zinsvolatilität bei den Treasury-Renditen stieg im März sprunghaft an, und eine beträchtliche Anzahl von Anlegern flüchtete weltweit in die Sicherheit von zweijährigen US-Staatsanleihen, nachdem es im Bankensektor zu grösseren Bewegungen gekommen war, insbesondere im Zusammenhang mit der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank in den USA sowie Credit Suisse und UBS in der Schweiz. Während diese Instabilität für Nervosität sorgen kann, gibt es auch Lichtblicke und überzeugende Bewertungen am Markt für anspruchsvolle Anleger. Insbesondere sollten sich Anleger langfristig mit strukturell soliden Themen positionieren, die von vielversprechenden langfristigen Trends wie Cybersicherheit und disruptiven Materialien profitieren.
Thematische Lichtblicke
Cybersicherheit kann in Zeiten von Inflation und geopolitischen Risiken als wichtige thematische Absicherung dienen, da die Nachfrage nach starkem Cyberschutz in Zeiten der Instabilität tendenziell steigt. Nach Angaben von Verizon nehmen insbesondere Angriffe auf mobile Geräte weiter zu: 45% der Unternehmen wurden im vergangenen Jahr Opfer eines Sicherheitsverstosses, und diese Zahl wird voraussichtlich noch weiter steigen. Generell verzeichnet der Bereich Cybersicherheit ein Umsatzwachstum von 24%, wobei die Bewertungen mit dem 0,36-fachen des Unternehmenswerts im Verhältnis zum Umsatz weiterhin dem langfristigen Durchschnitt entsprechen. Die Cybersicherheit geniesst auch eine relativ unelastische Nachfrage im Verhältnis zur Inflation, was sie zu einer überzeugenden Gelegenheit im aktuellen Marktumfeld macht.
Ein anderer langfristiger Trend – der Anstieg der weltweiten Produktionskapazitäten für grüne Technologien zur Bekämpfung des Klimawandels – macht disruptive Materialien zu einem weiteren potenziellen thematischen Lichtblick. Die EU hat erklärt, dass sie bis 2030 40% ihrer eigenen sauberen Technologien selbst produzieren will, während sich der Weltmarkt für Netto-Null-Technologien verdreifachen wird. Ein solch schnelles Wachstum wäre ohne die Gewinnung der dieser Technologie zugrunde liegenden Rohstoffe wie Kupfer, Nickel, Lithium, Mangan und seltenen Erden nicht möglich. Sowohl auf der Basis des Preises zum Umsatz als auch auf der Basis des Firmenwerts zum Umsatz werden diese bahnbrechenden Materialien leicht unter ihren langfristigen Durchschnittswerten gehandelt, was eine ansprechende Gelegenheit darstellt, in die Inputs zu investieren, die eine grünere wirtschaftliche Zukunft gestalten.
Fazit
Zweifellos hat das zweite Quartal 2023 bisher viele Anleger aufgeschreckt, da sich die Instabilität der Banken mit den bestehenden Sorgen über Inflation, Geopolitik und Zinserhöhungen in den wichtigsten globalen Märkten vermischte. Viele Anleger haben sich verständlicherweise defensiv positioniert, um weitere Kursverluste zu vermeiden. Anspruchsvolle Anleger wägen jedoch auch weiterhin überzeugende Einstiegsmöglichkeiten in thematische ETFs ab, die sie strukturellen Trends aussetzen, bei denen die langfristigen Anlagemöglichkeiten intakt sind. (Global X ETFs/mc)