Golfstaaten sorgen sich um die «Wackel-Eurozone»
VAE-Aussenhandelsministerin Sheikha Lubna Al-Qassimi: Vermasseln «bad news» aus Europa ihr die Zahlen?
von Gérard Al-Fil
Bislang konnten die politisch stabilen Golfstaaten vom Arabischen Frühling insgesamt profitieren, mit Ausnahme von Bahrain, das selbst von Unruhen heimgesucht wird. Für das zweite Halbjahr jedoch fürchten die Scheiche das kriselnde Europa mehr als die von S&P abgehalfterten USA. Für die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ist zum Beispiel Deutschland der viertwichtigste Handelspartner, VAE-Staatsfonds sind an Konzernen wie Daimler oder MAN beteiligt.
Was Ökonomen und Banker zum Einfluss der EU-Schuldenspirale auf die Golfstaaten sagen:
Dr. Nasser Saidi, Chief Economist DIFC Authority and Head of External Relations:
«Die sechs arabischen GCC-Staaten sind mit der EU wirtschaftlich eng verflochten. Wenn Europa seine Schuldenprobleme nicht in den Griff bekommt, kann dies zu einer Krise führen, die den Fall von Lehman Brothers 2008 in den Schatten stellt. Als Netto-Kapitalexporteure in die EU, wo arabische Staatsfonds substantielle Anteile an Konzernen halten, ist das Risiko gross, dass die GCC Portfolio-Verluste erleiden.»
Dr. Giyas Gokkent, Chief Economist & Head of Research, National Bank of Abu Dhabi:
«Die Interbanken-Spreads in der Eurozone sind schon jetzt auf hohem Niveau. Eine Vertrauenskrise in Europa wirkt sich direkt auf die Ölpreise aus. Beim jetzigen Stand sind die Ölpreise aus Sicht der Golfstaaten auf einem komfortablen Niveau, aber die Risse im globalen Finanzgefüge sind unübersehbar.»
Gary Dugan, CIO Private Banking Emirates NBD, Dubai:
«Eurozone, du bist das schwächste Glied,…. das Verhältnis «Kredite zu Einlagen» ist in den 17 Mitgliedsstaaten der Eurozone mit 107% sogar höher als in den USA, wo es bei 94% liegt. Wir denken, dass die Aktien an den Märkten der Golfstaaten, obwohl seit Monaten unter Druck, noch immer nicht billig genug sind, um einzusteigen. Kein Zweifel: auch für Anleger in Nahost ist Europa das neue Epizentrum der Krise.»