Google: Projekt für eine intelligente Kontaktlinse
Mögliche Ausführung einer intelligenten Kontaktlinse zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei Diabetes über die Tränenflüssigkeit. (Foto: Google)
Post auf dem Google-Produkteblog von Brian Otis und Babak Parviz, Projekt Co-Founder:
Ihr habt sicherlich schon davon gehört, dass Diabetes ein grosses und weiter wachsendes Problem ist, das bereits 1 von 19 Menschen auf unserem Planeten persönlich betrifft. Aber über den Kampf, den viele Menschen mit Diabetes jeden Tag bei dem Versuch führen, ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, habt ihr vielleicht noch nicht so viel gehört. Ein unkontrollierter Blutzuckerspiegel kann zu den unterschiedlichsten Komplikationen führen, von denen einige kurzfristige, andere aber auch langfristige Schäden verursachen können, wie z. B. Schädigungen der Sehkraft, der Leber und des Herzens. Eine Freundin erzählte uns, dass sie sich Sorgen über ihre Mutter macht, die einmal aufgrund eines zu niedrigen Blutzuckerspiegels in Ohnmacht gefallen und dann mit dem Auto von der Strasse abgekommen war.
Schwierig zu kontrollierende Diabetes
Viele Leute, mit denen wir gesprochen haben, erzählten uns, dass es fast schon einem Teilzeitjob gleichkomme, den Diabetes zu kontrollieren. Der Blutzuckerspiegel verändert sich häufig bei normalen Aktivitäten wie Sport oder Essen oder sogar beim Schwitzen. Ein plötzlicher Anstieg oder ein steiler Abfall sind nicht ungewöhnlich aber sehr gefährlich, so dass eine ständige Kontrolle notwendig ist. Manche Menschen tragen ständig Blutzuckermessgeräte bei sich, die über Blutzuckersensoren in ihrer Haut die Werte kontrollieren. Die meisten stechen sich in den Finger und testen die Werte mehrmals am Tag mit einem Tropfen Blut. Das ist störend und zudem schmerzhaft und führt dazu, dass viele Menschen mit Diabetes ihren Blutzuckerspiegel nicht so oft prüfen, wie sie sollten.
Geheimnis des Zuckers in der Tränenflüssigkeit lösen
Seit Jahren untersuchen viele Wissenschaftler verschiedenste Körperflüssigkeiten – darunter auch die Tränenflüssigkeit – in der Hoffnung, einen einfacheren Weg für die Kontrolle des Blutzuckerspiegels zu finden. Aber wie ihr euch vorstellen könnt, ist es gar nicht so einfach, Tränen zu sammeln und zu untersuchen. Bei Google[x] haben wir uns deshalb gefragt, ob miniaturisierte Elektronik – wir dachten an Computerchips und Sensoren, die so klein sind, dass sie wie Glitzerteilchen aussehen sowie an eine Antenne, die dünner als ein menschliches Haar ist – vielleicht eine Möglichkeit wäre, das Geheimnis des Zuckers in der Tränenflüssigkeit zu lösen und genauere Messwerte zu erhalten.
Miniaturisierter Glukosesensor in intelligenter Kontaktlinse
Aktuell testen wir eine intelligente Kontaktlinse (“Smart Contact Lens”), die über einen drahtlosen Chip und einen miniaturisierten Glukosesensor – eingebettet zwischen zwei Schichten aus weichem Kontaktlinsenmaterial – den Zuckergehalt in der Tränenflüssigkeit misst. Wir testen Prototypen, die einmal pro Sekunde Werte liefern. Ausserdem untersuchen wir, in welchem Umfang sich diese Technologie als Frühwarnsystem für den Träger nutzen liesse. Deshalb versuchen wir, winzige LED-Lichter zu integrieren, die aufleuchten könnten um anzuzeigen, dass der Zuckerspiegel bestimmte Grenzwerte über- oder unterschritten hat. Mit dieser Technologie stehen wir ganz am Anfang, aber wir haben bereits mehrere klinische Studien abgeschlossen, die uns bei der Verbesserung unseres Prototyps geholfen haben. Wir hoffen, dass unsere Arbeit eines Tages dazu führen könnte, Menschen mit Diabetes bei der Kontrolle ihrer Krankheit neue Möglichkeiten zu eröffnen.
Suche nach Partnern
Wir sind in Gesprächen mit der Nahrungs- und Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten von Amerika (“FDA Food and Drug Administration”), aber es liegt noch ein langer Weg vor uns, diese Technologie zu einem System auszubauen, das Menschen tatsächlich nutzen können. Diesen Weg werden wir nicht allein gehen: Wir sind auf der Suche nach Partnern, die sich mit der Markteinführung solcher Produkte auskennen. Diese Partner können dann unsere Technologie für eine intelligente Kontaktlinse nutzen und Apps entwickeln, über die Träger und ihre Ärzte die Messwerte abrufen können. Wir haben immer gesagt, dass wir Projekte erforschen, die bahnbrechend sind oder vielleicht auch ein wenig merkwürdig erscheinen; in Zeiten, in denen der Internationale Diabetes Verband (“International Diabetes Federation”) erklärt, dass die Welt „den Kampf gegen den Diabetes verliert“, waren wir der Meinung, dass dieses Projekt der intelligenten Kontaktlinse einen Versuch wert ist. (Google/mc/ps)