Fracking-Gasförderung in den USA.
München – Milliarden-Investitionen der USA in die umstrittene Fracking-Gasförderung zwingen grosse Handelsnationen und Energielieferanten zum Umdenken. Auf der Münchener Sicherheitskonferenz diskutierten am Freitag Politiker und Manager die Folgen dieser als Revolution eingeschätzten Energiewende in den USA.
Beim sogenannten Fracking wird mit hohem Druck ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in die Erde gepresst, um das Gestein aufzubrechen, damit das Gas entweichen kann. Kritiker befürchten eine mögliche Verseuchung des Grundwassers durch die Chemikalien. Auf eine notwendige Abwägung zwischen Umweltschutz und Wettbewerbsfähigkeit verwies auch der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler. In München argumentierte er, angesichts deutlich günstigerer Energiepreise in den USA sei zu befürchten, dass energieintensive Unternehmen wie Aluminiumhütten abwandern könnten.
Derzeit kämpft Deutschland wegen der ökologischen Energiewende mit stetig steigenden Energiepreisen, auch wenn es für energieintensive Branchen Ausnahmen gibt. In den USA fallen die Preise und liegen um bis zur Hälfte günstiger.
USA in fünf Jahren grösster Öl- und Gasproduzent der Welt
Der Aufsichtsratschef des Ölkonzerns Shell, Jorma Ollila, rief Europa zu Offenheit gegenüber der neuen Gasförder-Technologie auf. Europa drohten Nachteile, wenn es weiter nur diskutiere. Die Internationale Energieagentur (IEA) schrieb, dass die USA schon in fünf Jahren der grösste Öl- und Gasproduzent der Welt und in den nächsten 15 bis 20 Jahren von Importen ganz unabhängig sein könnten. Nach Berechnungen des US-Energieministeriums hat China noch mehr Potenzial als die USA an Gas im Gestein.
Russland als Verlierer?
So sieht EU-Energiekommissar Günther Oettinger in den USA nur den Anfang einer völligen Neuordnung von Energieförderung und -handel. In München sagte er am Freitag, China und Indien dürften dem Beispiel der USA folgen, um als aufstrebende Wirtschaftsnationen ihren gewaltigen Energiebedarf möglichst im eigenen Land zu decken. Ein Verlierer der Entwicklung könnte Russland sein. Der technologische Ansatz kann dazu führen, dass Abnehmer russischen Gases ihre Importe künftig anderweitig und günstiger abdecken. Russlands Energieminister Alexander Nowak räumte die Gefahren für die russische Vormachtstellung ein: «Früher oder später wird es einen Weltgasmarkt geben.» Allerdings setze sein Land weiter auf verlässliche strategische Partnerschaften in Europa und Asien.
Angesichts der Brisanz der Umwälzungen planen die Münchener Sicherheitskonferenz (MSC) und das FAZ-Forum am 10. Juli 2013 eine internationale Konferenz zum Thema «Energiesicherheit». (awp/mc/ps)