Zürich – In der zweiten Studie zum Thema Ausbildung und Arbeitsplatzkultur befragte Great Place to Work rund 3‘000 Lernende in der Schweiz. Die Ergebnisse zeigen: Der begleitete Übergang von der Schulbank in die Berufsausbildung sowie eine gelungene Integration in den Betrieb sind sehr wichtig für die Lernenden. Weiter sind die erlebte Kompetenz der Berufsbildenden sowie der Beitrag für die Gesellschaft, welche die Unternehmen leisten, wichtige Kriterien. Die Zertifizierung für Ausbildungsbetriebe «Great Place to Start» zeichnet Unternehmen mit aussergewöhnlich guter Ausbildungskultur aus und ermöglicht es ihnen, ihre Stärken und Entwicklungsfelder zu analysieren und somit weiter zu optimieren.
Ausbildungsbetriebe stehen vor einem immer grösser werdenden Dilemma: In nahezu allen Branchen berichten sie von rückläufigen Bewerberzahlen und häufig von abnehmender Qualität der Bewerbungen für die berufliche Grundausbildung. Es wird immer schwieriger, freie Ausbildungs-plätze mit geeigneten KandidatInnen zu besetzen. Den Betrieben geht der Nachwuchs aus, obwohl eine engagierte Ausbildungsarbeit geleistet wird und der Fachkräftemangel weiterhin hoch ist. Umso mehr geht es heute darum, eine attraktive Ausbildungsqualität zu entwickeln und für die Talente von morgen sichtbar zu machen.
«Wir wollen das Feuer für lebenslanges Lernen entfachen und unsere jungen Talente in ihren individuellen Fähigkeiten fördern, schliesslich sind sie die Zukunft. Oft werden Lernende in ihrem Tun und Können stark unterschätzt – bei uns nicht. Wir vertrauen den Lernenden vom ersten Tag an und fördern mit grossen Freiheiten die Ausschöpfung ihres unglaublichen Potentials. Die Auszeichnung «Great Place To Start» ist eine Bestätigung der täglichen Arbeit für das gesamte Führungs- und Ausbildungsteam des CCYP. Zudem unterstreicht die Auszeichnung unser Konzept interdisziplinär über verschiedene Berufsgruppen und Senioritätsstufen zu arbeiten.», erklärt Thomas Käser, Leiter des Competence Center for Young Professionals der PostFinance.
Glaubwürdige Orientierung für junge Stellensuchende
Die Zertifizierung „Ausgezeichnete Lehrbetriebe der Schweiz“ hat zum Ziel, die berufliche Grundbildung für die breite Öffentlichkeit attraktiver zu machen und das Ansehen der Berufslehre weiter zu steigern. Ausserdem bietet die Initiative eine Plattform für engagierte, jedoch teilweise wenig bekannte Ausbildungsbetriebe und Berufsbilder. Zudem verschafft die Zertifizierung guten Ausbildungsunternehmen einen wertvollen Vorteil im Wettbewerb um die begehrten SchulabgängerInnen.
Ausgezeichnete Ausbildungsbetriebe 2018
- Bundesamt für Informatik und Telekommunikation BIT (76 Auszubildende)
- Graubündner Kantonalbank (65 Auszubildende)
- Empa (44 Auszubildende)
- Transports publics de la Région Lausannoise S.A. (42 Auszubildende)
- Lidl Schweiz (36 Auszubildende)
- Repower AG (28 Auszubildende)
- Ivoclar Vivadent AG (28 Auszubildende)
- PostFinance AG – CCYP (25 Auszubildende)
- 100pro! berufsbildung liechtenstein (25 Auszubildende)
- SCHURTER AG (23 Auszubildende)
- Amplifon AG (18 Auszubildende)
- KPT (11 Auszubildende)
Was macht einen guten Ausbildungsbetrieb aus
Attraktive Ausbildungsplätze haben eines gemeinsam: Neben der fachlich fundierten Ausbildungsqualität wird in diesen Betrieben auch eine positive Arbeitsplatzkultur erlebt. Wo sich Mitarbeitende geschätzt und gefördert fühlen, steigen gleichzeitig die Freude am Beruf und das persönliche Engagement.
Bei den prämierten Ausbildungsbetrieben stimmen 89% der Lernenden der Aussage «Alles in allem kann ich sagen, dies hier ist ein sehr guter Ausbildungsplatz» zu. Die ausgezeichneten Lehrbetriebe der Schweiz zeichnen sich durch eine vertrauensvolle und motivierende Kultur aus. Die grössten Differenzen zwischen ausgezeichneten und nicht ausgezeichneten Organisationen zeigen sich im Empfinden eines angemessenen Gehalts, im Erleben von Stolz auf den Ausbildungsbetrieb und bei der Weiterempfehlung des Ausbildungsplatzes an Freunde. Die psychische Gesundheit am Ausbildungsplatz ist für die Lernenden ebenso entscheidend wie der Umgang mit Beschwerden und die Anerkennung für die geleistete Arbeit. Bei den nicht ausgezeichneten Unternehmen erleben nur 60% der Lernenden, dass sie in Entscheidungen miteinbezogen werden, lediglich 60% empfinden ein gutes Gemeinschaftsgefühl («Wir ziehen hier alle an einem Strang») und einzig 56% würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen.
Eine Auszubildene erzählt, was ihr wichtig ist und ihren Arbeitgeber zu einem ausgezeichneten Ausbildungsbetrieb macht: «Dass ich als normale Mitarbeiterin angesehen werde. Dies zeigt sich durch den Einbezug in alle Meetings inklusive Kundengespräche. Dabei werden meine Meinung sowie mein Beitrag geschätzt. Weiter kann ich auf die Unterstützung der Berufsbildner zählen. Wenn etwas ist, kann man immer darauf bauen, Hilfe und Verständnis zu bekommen. Generell wird in den Abteilungen ein seriöses aber auch humorvolles Umfeld geschaffen».
Gemäss Studienleiter Florian Manz ist es essenziell, dass die Lernenden ihre Praxisbildenden als kompetent erleben, diese ihren Worten auch Taten folgen lassen und sie in Entscheidungen miteinbezogen werden, die sie oder das Arbeitsumfeld betreffen. Zudem wird es für die Lernenden immer wichtiger, dass ihr Ausbildungsbetrieb einen Beitrag für die Allgemeinheit leistet. «Wenn sich Lernende heute für einen Arbeitgeber entscheiden, tun sie dies unter anderem mit der Überlegung, ob ihre Arbeit auch eine sinnstiftende Tätigkeit für sie selber und die Gesellschaft ist», weiss Studienleiter Florian Manz.
Veränderungen zum Vorjahr
Im Vergleich zur Studie 2017 haben die Unternehmen erkannt, wie wichtig es ist, die Lernenden zu ermutigen und unterstützen einen guten Ausgleich zwischen Berufs- und Privatleben finden (+13% auf 80% Zustimmung). Weiter erkennen die Berufsbildenden an, dass bei der Arbeit auch Fehler passieren können (+10% auf 83%) und die Lernenden werden vermehrt in Entscheidungen einbezogen, die sie oder das Arbeitsumfeld betreffen (+10% auf 73%).
Methodik – Von Lernenden empfohlen
Wo die Auszubildenden ihren Ausbildungsplatz selbst bewerten können, steigt neben der Transparenz auch die Glaubwürdigkeit bei potenziellen Bewerbenden erheblich. Daher berücksichtigt die Zertifizierung die Rückmeldung der Auszubildenden auf Basis einer repräsentativen Befragung. Diese basiert auf den bewährten Kriterien und Standards von Great Place to Work. Mit einem 28 Fragen umfassenden Fragebogen wird das Erleben der Ausbildungskultur erhoben: fachliche Förderung und persönliche Wahrnehmung sowie Wertschätzung, respektvoller und fairer Umgang, Teamgeist u.v.m. Zusätzlich zur Befragung aller Lernenden wird auch das Ausbildungskonzept evaluiert. Mit der Beschreibung und Dokumentation der angewendeten Massnahmen, Prozesse und Tools werden die Grundlagen einer exzellenten Ausbildungskultur analysiert. Bei «Great Place to Start» werden alle Lernenden befragt, weil sie die glaubwürdigste Einschätzung und wertvollste Orientierung für junge Stellensuchende darstellen. Gleichzeitig können Lernende den Unternehmen eine direkte und hilfreiche Rückmeldung zu ihrer Ausbildungsarbeit geben.
Die Zertifizierung
Die Initiative «Ausgezeichnete Lehrbetriebe der Schweiz» ist kein Wettbewerb, der in einer Rangliste mündet, sondern ein Zertifizierungsverfahren. Alle Unternehmen, welche die Mindestkriterien in der Lernendenbefragung sowie im Ausbildungskonzept erfüllen, erhalten die Auszeichnung. Die Teilnahme an der Auszeichnung ist für Ausbildungsbetriebe aller Branchen möglich, welche mindestens 10 Lernende beschäftigen. Das Zertifikat wird nach Abschluss der Befragung und der Auswertung des Ausbildungskonzeptes ausgestellt. Die Sichtbarkeit auf Basis des Great Place to Work-Zertifikates bietet Strahlkraft für das Employer Branding und unterstützt das Ausbildungsmarketing wirkungsvoll.
Über Great Place to Work
Great Place to Work ist ein Beratungsunternehmen mit Niederlassungen in über 50 Ländern. Wir führen Mitarbeitendenbefragungen und Kulturanalysen durch und unterstützen Firmen bei ihrer Entwicklung zu einem exzellenten Arbeitgeber. Das Ranking der Besten Arbeitgeber von Great Place to Work ist weltweit mit jährlich rund 10’000 befragten Unternehmen die bekannteste und grösste Initiative zur Verbesserung der Arbeitsplatzkultur. Great Place to Work Schweiz wurde 2008 in Zürich gegründet. Der nationale Benchmark-Wettbewerb «Beste Arbeitgeber in der Schweiz», an dem Unternehmen aller Grössen, Branchen und Regionen teilnehmen können, wird seit 2009 jährlich durchgeführt. Die Initiative «Ausgezeichnete Lehrbetriebe der Schweiz» wird seit 2017 durchgeführt.