«Kaffeestube» in luftiger Höhe: Greenpeace-Biwak an der Aussenfassade von Mammut. (© Greenpeace)
Seon – 15 Greenpeace-AktivistInnen aus sechs Ländern (Schweiz, Frankreich, Österreich, Ungarn, Slowakei und Slowenien) haben an der Fassade des Mammut-Hauptsitzes in Seon/AG ein Portaledge (Biwak) angebracht. Sie sind gewillt, da zu bleiben. Hintergrund ihres Basislagers mit Verhandlungstisch ist die Tatsache, dass Mammut trotz mehreren Gesprächen und Protesten durch Outdoor-Begeisterte weltweit nach wie vor auf PFC setzt. Diese schädlichen, in der Natur kaum abbaubaren Substanzen passen nicht zu einem Konzern, der nach eigenen Angaben «von und für die Natur lebt.» Die UmweltschützerInnen rufen Mammut dazu auf, PFC vollständig aus der Produktion zu verbannen und die Detox- Verpflichtung von Greenpeace umzusetzen.
Da Mammut nach wie vor nicht auf giftige Chemikalien verzichtet, haben Greenpeace-Kletterer an der Fassade des Konzerns in Seon/AG heute ihr Basecamp installiert – inklusive Verhandlungstisch. Mit den Mammut-Verantwortlichen hatten zuvor wiederholt ergebnislose Gespräche stattgefunden. Gleichzeitig wünschten sich in den letzten Wochen viele Outdoor-Begeisterte von Mammut weltweit PFC-freie Kleidung. Die AktivistInnen laden den Konzern ein, am mitgebrachten Verhandlungstisch gemeinsam eine Lösung zu finden und ein Detox-Commitment zur Eliminierung der schädlichen PFC aus der ganzen Produktionskette zu unterzeichnen. Sie backen dort oben Kuchen, kochen Kaffee und sind gewillt, da zu übernachten. Und sie werden sicherlich die eine oder andere Überraschung parat haben. Weitere Aktivitäten, etwa eine PFC-Infoshow, finden vor dem Haupteingang statt.
«Zwischen Mammut und der Natur stimmt die Chemie nicht»
«Die Mammut-Angestellten sind im Verlauf des Tages eingeladen, bei einem Teller Suppe über die Kampagne und die Forderungen der AktivistInnen zu diskutieren», sagt Julia Bangerter, Leiterin der Detox-Kampagne von Greenpeace Schweiz. «Zwischen Mammut und der Natur stimmt die Chemie nicht. An die Mammut-Geschäftsleitung appellieren wir, in der Branche eine Vorbildrolle wahrzunehmen und ihre Verantwortung gegenüber Mensch, Tier und Umwelt nicht nur ständig zu betonen, sondern effektiv umzusetzen: PFC-Chemikalien haben in der Natur, in der Nahrung und im Trinkwasser nichts zu suchen.»
«Mammut lebt von und für die Natur.» ([1]) Mammut verspricht auf der Firmen-Website, Verantwortung zu übernehmen. Ein Greenpeace-Produktetest vom Januar ([2]) zeigt jedoch ein anderes Bild: Eine der höchsten Konzentrationen von giftigen langkettigen PFOA wurde in einem Mammut-Schuh gemessen. Auch ein Rucksack enthielt diese Substanz. In Jacken, Hosen sowie einem Schlafsack und einem Seil von Mammut wies Greenpeace weitere PFC nach.
Vollständige Verbannung von PFC gefordert
Viele Outdoor-Marken wie Mammut ersetzen langkettige PFC mit kurzkettigen und preisen dies als Lösung des Problems an. Mehr als 200 Wissenschaftler ([3]) fordern allerdings, alle PFC aus der Produktion von Konsumgütern wie Kleidung zu verbannen. Die kürzeren, flüchtigeren PFC würden sich ebenso in der Natur anreichern wie die langkettigen. 2015 hatten Greenpeace-Probenahmen belegt, dass PFC sich weit über den Globus verteilen. Sie wurden unter anderem auch im Schweizer Nationalpark gefunden ([4]). Sie gelangen ins Trinkwasser und sind sogar im Blut nachweisbar.
Andere Firmen liefern bereits PFC-freie Top-Qualität für alle Outdoor-Bereiche. Gerade hat der italienische Profi-Kletterer David Bacci mit PFC-freier Kleidung die anspruchsvollen Cerro Torre und Fitz Roy in Patagonien bestiegen. Und die britische Marke Pàramo hat sich verpflichtet, sämtliche gefährlichen Chemikalien aus ihrer Kleidung zu verbannen – zwei Belege, dass es technisch hochstehende Lösungen ohne PFC bereits gibt. Greenpeace und viele Outdoor-Begeisterte rufen das Unternehmen dazu auf, eine Leaderrolle in der Outdoor-Branche zu übernehmen. Weltweit setzen über dreissig Firmen ihr Commitment bereits um. PFC können jetzt schon durch umweltverträglichere, qualitiativ hochwertige Alternativen ersetzt werden.
Mit der Detox-Kampagne fordert Greenpeace mit Einbezug von KonsumentInnen die Bekleidungsindustrie seit 2011 auf, alle gefährlichen Chemikalien inklusive PFC aus der Produktions- und Lieferkette von Konsumgütern zu verbannen. (Greenpeace/mc/ps)