Greenpeace: Anstieg der Radioaktivität im Fluss bei Majak

Greenpeace: Anstieg der Radioaktivität im Fluss bei Majak

Greenpeace-Strahlungsexperte Heinz Smital in der Umgebung von Majak.

Zürich – Aktuelle Greenpeace-Messungen im radioaktiv verseuchten Gebiet rund um die Wiederaufarbeitungsanlage Majak zeigen: Innert zwei Jahren sind die Strontium- und Tritiumwerte im Wasser des Flusses Tetcha erheblich angestiegen. Diese Befunde werfen neue Fragen auf, die Greenpeace der Axpo auf ihre angekündigte Aufklärungsreise nach Majak mitgibt.

Entgegen früherer Signale seitens der AKW-Betreiberin soll diese Reise ohne Greenpeace stattfinden.

Brennstäbe aus Majak auch in Schweizer AKW
Wie Greenpeace vergangenes Jahr aufgedeckt hat, werden auch für Schweizer AKW Uranbrennstäbe verwendet, die in der atomaren Wiederaufbeitungsanlage Majak  aufgearbeitet wurden. Die Umgebung von Majak ist radioaktiv kontaminiert – dies als Folge einer Reihe von Unfällen und dem grobfahrlässigen Umgang mit flüssigen Atomabfällen, die rücksichtslos in die Gewässer freigesetzt wurden. Im November 2010 reiste Greenpeace in das radioaktiv verseuchte Gebiet rund um die Anlage, um sich vor Ort ein Bild zur aktuellen Situation zu machen. Im Rahmen dieser Reise wurden Messungen im Fluss Tetcha gemacht. Die Analyse der Wasserproben durch das  unabhängige Labor CRIIRAD  weist alarmierende Strontium- und Tritium-Werte auf. Auch der Gehalt an Cäsium-137 ist gegenüber den Werten von 2008 um über 30% gestiegen. Woher die radioaktive Verseuchung stammt, ist ungeklärt.

Axpo will Sachlage genauer abklären
Greenpeace geht davon aus, dass auch heute noch radioaktive Abfälle aus der Wiederaufbereitungsanlage Majak in die Tetcha gelangen und damit den Lebensraum der ansässigen Bevölkerung weiterhin verseuchen. Die Betreiber von Majak hingegen beteuern, dass durch den heutigen Betrieb keine weitere Gefährdung der Umwelt zu verzeichnen sei und, dass es sich bei den Problemen um historische Altlasten handle. Die Axpo als Bezügerin von Brennstäben aus Majak will die Sachlage genauer abklären und startet offenbar im Sommer eine weitere Aufklärungsreise nach Majak. Die Axpo ist der Auffassung, dass ihre Geschäftspraxis (der Bezug von Material aus Majak) zu rechtfertigen sei, wenn die radioaktive Belastung der Fliessgewässer auf frühere Ereignisse zurückgeführt werden kann und der laufende Betrieb die Umweltstandards einhalte.

Fragebogen
Die beunruhigenden Befunde der aktuellsten Wassermessungen werfen Fragen auf, die Greenpeace der Axpo zugestellt hat, damit sie diese auf ihre Aufklärungsmission nach Majak mitnehmen und ihren Gesprächspartnern vorlegen kann: «Wenn die Axpo, wie immer wieder verkündet, wirklich Transparenz herstellen will zur Situation in Majak, muss sie alles unternehmen, um diese Fragen zu klären. Gelingt dies nicht, ist die Reise eine reine PR-Übung», sagt Florian Kasser, Energiefachmann bei Greenpeace.

Kehrtwende
Wenig Vertrauen in den Aufklärungswillen der Axpo weckt der Umstand, dass die AKW-Betreiberin keine Vertreter von Greenpeace auf die Reise mitnehmen will.  Dies, obwohl die Axpo noch im Januar schriftlich versichert hatte, dass eine Teilnahme „im Prinzip“ möglich sei. Wie es zu dieser Kehrtwende kam, ist nicht bekannt. «Jedenfalls schadet sie der Glaubwürdigkeit der Reise. Einem Unternehmen, das den Kantonen gehört, steht das   besonders schlecht an», so Florian Kasser. (Greenpeace/mc/ps)

Bericht mit den Messresultaten (französisch)

Zusammenfassung mit Fragenkatalog an die Axpo
(deutsch)

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