Mit roter Farbe und den Worten «Forest Crime» machen die Umwelt-Aktivistinnen auf die Menschenrechtsverletzungen der Danzer-Gruppe aufmerksam. (© Greenpeace / Nicolas Chauveau)
Zürich – Ein neuer Bericht von Greenpeace International zeigt, wie der Schweizer Holzkonzern Danzer Group aus Baar/ZG (1) und seine Tochtergesellschaft Siforco (2) in der Demokratischen Republik Kongo (3) an gravierenden Menschenrechtsverletzungen beteiligt sind. Dieser Fall steht exemplarisch dafür, dass immer wieder auch in der Schweiz angesiedelte Konzerne im Ausland an sozialen Unruhen und ökologischem Raubbau beteiligt sind. Der neue NGO-Verbund «Recht ohne Grenzen» will dies ändern.
Der Greenpeace-Report «Stolen future: Conflicts and logging in Congo’s rainforests – the case of Danzer» beruht auf gesammelten Beweisen und Zeugenaussagen. Diese besagen, dass in der Nacht vom 2. Mai 2011 ungefähr 60 Soldaten und Polizisten die Waldgemeinde Yalisika im Dorf Bosanga (im Gebiet von Bumba – Équateur Province), angegriffen haben. Der Dorfbewohner Frederic Moloma Tuka kam dabei ums Leben und mehrere Frauen einschliesslich minderjährige Mädchen wurden vergewaltigt. Eine Reihe weiterer Personen wurde geschlagen und abgeführt.
Soldaten- und Polizeitrupps bezahlt
Karine Jacquemart, Kongo Projektleiterin Greenpeace Forests Network, betont: «Die Erkenntnisse zeigen, dass das Unternehmen direkt in diese ernsten Menschenrechtsverletzungen verwickelt ist. Die Tochtergesellschaft der Danzer Group lieferte die Logistik, einschliesslich einen Lastwagen mit Fahrer und bezahlte die Soldaten- und Polizeitrupps, die diese Vergeltungsmission gegen die Dorfbewohner ausführten.» Sie fährt fort: «Dies ist nicht das erste Mal, dass solche Schreckenstaten ans Licht kommen (4). Holzeinschlagunternehmen wie Danzer haben schon häufig gegen Vereinbarungen mit den örtlichen Gemeinden verstossen, grundlegende Infrastrukturen wie Schulen oder Gesundheitszentren im Austausch gegen den gewinnträchtigen Zugang zu den Wäldern bereitzustellen. Diese traurige Geschichte steht beispielhaft dafür, wie das Geschäft mit dem Holzeinschlag in der Demokratischen Republik Kongo funktioniert.» (5)
Offiziell Klage eingereicht
In der Folge dieser Vorkommnisse haben die Dorfbewohner ihren Kampf gegen das Unternehmen fortgesetzt und Ende August offiziell Klage erhoben: ein nie dagewesener Moment im Kampf gegen die Straflosigkeit von Unternehmen in der Demokratischen Republik Kongo (6). Greenpeace würdigt den Mut dieser Dorfbewohner. Danzer scheint derweil über eine aussergerichtliche Einigung der ihm zur Last gelegten Straftaten zu entgehen wollen und sich so aus seiner Verantwortung zu stehlen.
Auch Geberländer stehen schlecht da
Greenpeace deckt auch die Rolle der Geberländer wie Frankreich und Deutschland auf, die Unterstützung leisten, beispielsweise durch Darlehen und Zuschüsse für Holzfirmen wie Danzer. Irene Wabiwa, Forest-Campaignerin für Greenpeace Afrika erklärt: «Die Ereignisse in Yalisika und die vielen weiteren Konflikte im Abholzungssektor zeigen deutlich, dass industrieller Holzeinschlag weder für den Schutz der Wälder noch für die nachhaltige Entwicklung innerhalb der ansässigen Gemeinschaften als Lösung angesehen werden kann.» Sie ergänzt: «Geberländer müssen dringend ihre Verbindungen zu Unternehmen wie Danzer in der Demokratischen Republik Kongo beenden und aufhören, öffentliche Gelder zur Unterstützung des industriellen Holzeinschlags einzusetzen.»
Kampagne «Recht ohne Grenzen»
Immer wieder kommen Schweizer Unternehmen bei ihren Aktivitäten im Ausland mit Menschenrechten und Umweltstandards in Konflikt. Greenpeace Schweiz hat sich deshalb mit anderen Nichtregierungsorganisationen zusammengeschlossen, um mit der Kampagne «Recht ohne Grenzen» (7) von Bundesrat und Parlament zwingende ökologische und soziale Bestimmungen für Firmen mit Sitz in der Schweiz einzufordern. Menschenrechte und Umweltschutz sind zu wichtige Anliegen, um sie einfach dem Gutdünken der Konzerne zu überlassen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.greenpeace.ch:
1 – Die Danzer Group ist ein Holzgewinnungsunternehmen in deutschem Besitz mit Hauptgeschäftssitz in der Schweiz und einer Tochtergesellschaft namens Siforco in der Demokratischen Republik Kongo. In diesem Bericht bezieht sich Greenpeace auf Danzers lange Vorgeschichte von Gewalt und Konflikten gegen die in den Urwäldern beheimateten Einwohner. Danzers negative Bilanz in der Beziehung wurde letzten Sommer in einem Bericht von Global Witness ebenfalls hervorgehoben. http://www.globalwitness.org/sites/default/files/pdfs/Pandering_to_the_loggers.pdf
2 – Danzer hält in der Demokratischen Republik Kongo über Siforco die Kontrolle über 2 Millionen Hektar Regenwald. Danzer ist der zweitgrösste Holzwirtschaftskonzern in den Wäldern der Demokratischen Republik Kongo, mit einem Gesamtumfang von 15 Millionen Hektar Wald, die den Holzkonzessionen unterliegen.
3 – Der Wald der Demokratischen Republik Kongo umfasst 60 % der Urwälder des Kongobeckens, und ist nach dem Amazonasbecken das weltweit zweitgrösste Regenwaldbecken. Ungefähr 40 Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo sind in ihrer Grundversorgung, wie Medizin, Nahrung und Unterkunft abhängig vom Regenwald.
4 – Greenpeace Afrika organisierte eine Pressekonferenz und gab in Kinshasa eine Pressemitteilung heraus, worin die Fakten aufgedeckt wurden.
5 – Greenpeace berichtete bereits 2010 über die Konflikte mit einem anderen Unternehmen, Sodefor (einem kongolesischen Tochterunternehmen der liechtensteinischen NST Group) und über die gebrochenen Versprechen im Holzeinschlagsektor der Demokratischen Republik Kongo: http://www.greenpeace.org/international/en/publications/reports/carving-up-the-congo-exec/
6 – Am 31. August hielt der Rechtsvertreter der Opfer von Yalisika eine Pressekonferenz ab, und gab bekannt, dass er im Namen seiner Klienten Strafanträge gegen die Beschuldigten der Verbrechen des 2. Mai eingereicht hatte. Die genannten Verbrechen lauteten: Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung, schwere Körperverletzung mit Todesfolge, Zerstörung von beweglichem Eigentum, Folter und Anstiftung der Soldaten zu Gesetzesbruch.
7 – Mehr zur Kampagne «Recht ohne Grenzen» unter www.rechtohnegrenzen.ch