Greenpeace: Erdöl- und Erdgaslobbys müssen irreführende Werbung stoppen
Georg Klingler, Klima-Experte von Greenpeace Schweiz. (Foto: Greenpeace)
Zürich – Die Promotoren von Erdöl und Erdgas verwenden in Ihrer Werbung falsche und irreführende Behauptungen bezüglich Klima und Kosten. Die Schweizerische Lauterkeitskommission hat zwei Greenpeace-Beschwerden gegen die Erdöl-Vereinigung (EV) und den Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) in zentralen Punkten gutgeheissen. Greenpeace Schweiz ist erfreut über diesen Entscheid und erwartet, dass ab sofort keine Desinformation mehr betrieben wird.
Greenpeace hatte am 23. November 2015 zwei Beschwerden eingereicht, um mehrere Aussagen der EV und des VSG überprüfen zu lassen. Der nun vorliegende Entscheid bestätigt, dass beide Akteure ihre Produkte mit falschen und irreführenden Aussagen bewerben. Wie Greenpeace und mehrere unabhängige Quellen gezeigt haben, sind Ölheizungen nicht immer die günstigste Option – auch bei einem sinkenden Ölpreis. Zudem ist unbestritten, dass die erheblichen CO2-Emissionen von Ölheizungen alles andere als positiv für Umwelt und Klima sind.
«Gute News für den Klimaschutz»
Der Entscheid dürfte die Erdöl-Vereinigung besonders hart treffen, denn diese wird aufgefordert, in Zukunft nicht mehr zu behaupten, eine neue Ölheizung sei in jedem Fall die kostengünstigste Lösung. «Weil die Kosten für viele Menschen noch immer als Kaufargument gelten, sind das gute News für den Klimaschutz», sagt Georg Klingler, Klima-Experte von Greenpeace Schweiz. Die EV darf auch nicht mehr mit der falschen Aussage werben, eine Ölheizung sei «häufig der wirkungsvollste und wirtschaftlichste Weg […] zu mehr Klimaschutz».
Auch der Erdgasverband (VSG) kommt nicht ungeschoren davon: Er wird aufgefordert in Zukunft nicht mehr zu behaupten, Erdgas belaste die Umwelt weniger als Holzschnitzel, Pellets oder importierter Kohlestrom. Auch die Aussage, Heizöl durch Erdgas zu ersetzen sei die wirksamste Massnahme für den Klimaschutz, wurde beanstandet.
Greenpeace Schweiz fordert die EV und den VSG auf, unverzüglich ihre Kommunikation zu überarbeiten: «Wer mit Irreführungen und Falschaussagen für Heizöl oder Erdgas wirbt, nimmt schlimme Folgen in Kauf. Die wissenschaftlichen Fakten zeigen glasklar, dass wir schnellstmöglich auf erneuerbare Energien umsteigen müssen, um immer schlimmer werdende Klimaschäden zu vermeiden», sagt Georg Klingler.
Warnhinweise statt unlautere Werbung
Die Staatengemeinschaft und die Schweiz haben sich in Paris zum effektiven Klimaschutz verpflichtet. Dies erfordert ein Verbot von Erdöl- und Erdgasheizungen, wenn die Hausbesitzer nicht von alleine auf umweltfreundliche erneuerbare Systeme umsteigen. Um kurzfristig zu verhindern, dass die Promotoren von fossilen Energien den Klimaschutz weiterhin mit Irreführungen und Halbwahrheiten hintertreiben, sollen verbindliche Warnhinweise für fossile Energien eingeführt werden.
«So wie heute auf Tabakprodukten üblich, soll zukünftig überall dort, wo Erdölprodukte und Erdgas bezogen und verbraucht werden, vor den klimaschädlichen Folgen gewarnt werden» erläutert Georg Klingler. Erste Städte wie Vancouver haben bereits beschlossen, Warnhinweise auf fossile Produkte einzuführen, zum Beispiel an Tankstellen. (Greenpeace/mc/ps)
Links:
Den Entscheid der Lauterkeitskommission finden Sie hier: www.faire-werbung.ch/20-1-2016-dritte-kammer-verfahren/
Die Originalbeschwerden von Greenpeace können hier eingesehen werden:
Beschwerde gegen die Erdöl-Vereinigung
Beschwerde gegen die Erdgas-Vereinigung