Eine Stellungnahme der Umweltorganisation Greenpeace zur Abschaltung des AKW Leibstadt:
Zürich – Der Brennelement-Schaden im AKW Leibstadt ist noch gravierender als bisher bekannt und führt zu einem längeren Ausfall bis mindestens Februar 2017. Greenpeace Schweiz nimmt diese Nachricht mit Besorgnis zur Kenntnis und fordert eine lückenlose und transparente Aufklärung der Ursachen.
In Leibstadt sind mehr Brennelemente beschädigt, als bei einer Verlautbarung im August bekannt war. Florian Kasser, Atomexperte von Greenpeace Schweiz, ist besorgt über den Befund: «Dass noch mehr Brennelemente beschädigt sind, nährt die Vermutung, dass der Betreiber die Schuld an diesem Schlamassel trägt.»
Reaktor stärker beansprucht
Zu möglichen Ursachen für die Schäden hält sich Leibstadt noch immer bedeckt – die Ursachenanalyse werde fortgesetzt. Es stellt sich die Frage, ob die Leistungserhöhung des AKW Leibstadt das Problem versursacht oder dazu beiträgt. Seit der Inbetriebnahme wurde die Leistung um rund einen Drittel erhöht. Dies führt dazu, dass der Reaktor stärker beansprucht wird als ursprünglich vorgesehen. Auch in den letzten Jahren wurde die Leistung weiter erhöht. «Möglicherweise erhält Leibstadt nun die Quittung für den Versuch, die Zitrone bis zum letzten Tropfen auszupressen», kommentiert Florian Kasser.
Transparentes Verfahren nötig
Greenpeace Schweiz fordert die Atomaufsichtsbehörde ENSI und den Betreiber von Leibstadt auf, alle bekannte Informationen auf den Tisch zu legen. «Wir bedauern, dass sich das ENSI seit August nicht zum Vorfall geäussert hat. Experten und Öffentlichkeit müssen nachvollziehen können, was in Leibstadt genau passiert ist», sagt Kasser. Gerade vor dem Hintergrund der Abstimmung über einen geordneten Ausstieg aus der Atomenergie ist es für die Bevölkerung besonders wichtig, umfassend über das Problem informiert zu sein. (Greenpeace/mc/ps)