(Foto: Greenpeace)
Davos – In Davos sind heute Nachmittag vier Eisbären in einer Ölpest verendet. An der Stelle, wo sie leblos liegen, prangt ein Schild mit der Aufschrift «Gazprom was here». Mit dieser symbolischen Aktion – die Ölpest ist aus Zuckerrübenmelasse und die Eisbären sind verkleidete Aktivisten und Aktivistinnen – führte Greenpeace den Teilnehmern des World Economic Forum vor Augen, wie die Folgen einer Ölkatastrophe in der Arktis aussehen könnten und machte Investoren und Geschäftspartner darauf aufmerksam, dass Investitionen in Gazproms Arktis-Experiment nicht nur für die Umwelt, sondern auch für ihre Geschäfte zu riskant sind.
Als erstes Unternehmen der Welt hat Gazprom im Dezember 2013 begonnen in der Arktis Öl zu fördern. Dabei wird Gazprom mit extremen klimatischen Bedingungen konfrontiert, auf die der Konzern nicht vorbereitet ist, wie Greenpeace in einer Mitteilung schreibt. Darunter fallen Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius, Eisbedeckung, heftige Stürme und Dunkelheit. Diesen Herausforderungen begegnet Gazprom laut Greenpeace mit einem unzureichenden Notfallplan. Dem Konzern fehle zudem jegliche Erfahrung im Offshore-Business.
«Gewaltiges Risiko für die Arktis»
Darüber hinaus setze Gazprom auf völlig veraltete Technik: Die für das Arktis-Experiment verwendete Plattform Prirazlomnaya in der Barentsee besteht teilweise aus Komponenten stillgelegter Plattformen aus der Nordsee und rostete jahrelang in einer Werft in Murmansk vor sich hin. Die Ölbohrungen von Gazprom stellen ein gewaltiges Risiko dar für die Arktis und für alle Investoren, die dieses Experiment unterstützen.
Gazprom auf der Suche nach Investoren
«So gewagt das Arktis-Experiment, so riesig das Finanzloch von Gazprom. Deswegen ist der Konzern seit einiger Zeit bemüht, Investoren für seine Geschäfte und neue Marktanteile zu finden. Doch das riskante Geschäftsmodell setzt Investoren und Geschäftspartner enormen Risiken aus.» sagt Nadine Berthel, Arktis-Campaignerin von Greenpeace Schweiz. Durch Auftritte an bedeutsamen Anlässen versucht Gazprom, sein Image aufzubessern und Geldgeber anzulocken. So auch beim diesjährigen WEF in Davos. Wenn Gazprom in der Arktis nach Öl bohrt, wird es aber früher oder später zu einem Unfall kommen, zeigt sich die Umweltorganisation überzeugt. Deswegen seien potenzielle Investoren gut beraten, die Risiken einer Beteiligung an Gazproms gefährlichem Arktis-Experiment gut abzuwägen, warnt Greenpeace. Für seine riskanten Ölbohrungen in der Barentsee erhielt Gazprom heute bereits den unrühmlichen Public Eye Publikums-Award für das unverantwortlichste Unternehmen des Jahres.
In erneuerbare Energien investieren
«Gazprom macht unbeirrt weiter, obwohl eine Ölkatastrophe vorprogrammiert ist. Eine Ölpest in der Arktis würde weitreichende Konsequenzen für die Umwelt und einen irreparablen finanziellen Schaden für Investoren bedeuten», warnt Nadine Berthel. Die Umwelt und Sicherheitsbilanz des Konzerns sollte Investoren und Geschäftspartner des Konzerns beunruhigen. «Im Dezember 2011 starben 53 Mitarbeiter, als die Gazprom Bohrinsel Kolskaya kenterte. Im selben Jahr verursachte Gazprom allein an Land 872 Ölunfälle – mehr als jeder andere Ölkonzern der Welt», stellt Berthel fest. Gazprom fördert nun seit gut einem Monat Öl aus der Arktis. Bereits in dieser kurzen Zeit habe der Konzern gegen zahlreiche bundesgesetzliche Vorschriften im Bereich Sicherheit und Umwelt verstossen.
Greenpeace fordert Gazprom und Gazprom-Partnergesellschaften wie Shell sowie Investoren und Aktionäre auf, das hochriskante Bohren nach arktischem Offshore-Öl aufzugeben und stattdessen in zukunftsgewandte Erneuerbare Energien zu investieren. (Greenpeace/mc/pg)