Greenpeace lanciert globale Wasserschutz-Kampagne
Eine Frau schöpft Wasser aus dem verschmutzten Jangtse in China. (Bild: Greenpeace)
Zürich – Greenpeace hat heute einen Bericht über die Kosten der Wasser-Verschmutzung durch die Industrie veröffentlicht und lanciert damit eine internationale Wasserschutz-Kampagne. Als abschreckendes Lern-Beispiel dafür, dass sich Umweltverschmutzung nicht lohnt, dienen unter anderem die Schweizer Chemiemülldeponien, die die Basler Chemie nun zu enorm hohen Kosten totalsanieren muss. Die Länder des Südens dürfen die Fehler des Nordens nicht wiederholen.
Der Greenpeace-Bericht «Hidden consequences, the costs of industrial water pollution on people, planet and profit» zeigt anhand von Beispielen und Bildern aus dem «entwickelten» Norden (USA, Nord- und Osteuropa) sowie Asien (Thailand, Russland, China und den Philippinen), wie die Industrie mit ihren teilweise hochgiftigen Chemikalien lebenswichtige Flüsse und Gewässer verschmutzt. Viele dieser Stoffe sind persistent. Sie reichern sich in Sedimenten und in der Nahrungskette an. Das vergiftete Wasser wird in der Landwirtschaft und als Trinkwasser verwendet – zu einem hohen Preis. Die Folgen für Mensch, Tier und Umwelt sind verheerend, die Kosten noch kaum internalisiert. Der Greenpeace-Bericht demonstriert, wie schwierig bis unmöglich es ist, begangene Schäden wieder gut zu machen oder die Verursacher zur Kasse zu beten.
Negativbeispiel Region Basel
Als Abschreckbeispiel dient die Schweizer Chemiemüllproblematik in der Region Basel. Nach jahrelanger Greenpeace-Kampagne werden diese nun endlich saniert. Die Kosten dafür sind enorm: Von Ende der 1950er-Jahre bis 2009 sparte die Basler Chemische Industrie mit der Billig-Ablagerung im Vergleich zu den damals üblichen Techniken Entsorgungskosten in der Grössenordnung von 150 Millionen Franken. Dagegen stehen die Kosten, die Novartis, Roche und Co in den letzten Jahren aufbringen mussten, um zu untersuchen und wieder aufzuräumen: Bis 2010 waren es bereits rund 800 Millionen Franken, also schon das fünffache dessen, was die Industrie mit der billigen Ablagerung des Chemiemülls damals eingespart hatte. Die Bereinigung der «Sünden der Vergangenheit» allein in der Region Basel und Bonfol wird die Basler Chemieunternehmen zwischen 1.5 und 2 Milliarden Franken kosten.
«Umweltverschmutzung lohnt sich nicht»
«Die teuren Schweizer Altlastensanierungen sind ein eindrückliches Beispiel dafür, dass sich Umweltverschmutzung nicht lohnt. Diese Zahlen sind ein starkes Signal an den Süden, diese Fehler nicht zu wiederholen und stattdessen direkt sauber zu produzieren. Mit der Kampagne für sauberes Wasser will Greenpeace Mensch und Umwelt vor Chemiegiften schützen und wirtschaftliche, soziale und ökologische Kosten vermeiden», sagt Matthias Wüthrich, Chemieexperte bei Greenpeace Schweiz.
Vorbeugen anstelle von Schadensbegrenzung
Die gute Nachricht ist, dass es etwa in Asien noch möglich ist, den Schaden zu begrenzen und zu verhindern, dass mit vielen anderen Flüssen dasselbe passiert. Es braucht aber neue Vorschriften, um die kostbaren Lebensadern des Südens zu retten, und um nicht in die selbe Kostenfalle zu tappen wie der Norden. Die einzige Möglichkeit zur Bekämpfung dieser unsichtbaren Gefahren in unserem Wasser ist die Vorbeugung: An die Stelle der Versuche zur Schadensbegrenzung durch Abwasserreinigung müssen aktive Massnahmen treten, um die Verwendung und Verklappung gefährlicher Chemikalien schrittweise zu stoppen. Daher ruft Greenpeace alle Regierungen auf, sich politisch innerhalb einer Generation auf der Grundlage der Vorbeugung und Vermeidung chemischer Stoffe dazu zu verpflichten, keine gefährlichen Chemikalien mehr zu verklappen (Zero Discharge). Diese Verpflichtung muss begleitet sein von einem Umsetzungsplan mit kurzfristigen Zielvorgaben, einer ergänzbaren Liste besonders gefährlicher Schadstoffe, deren Bekämpfung oberste Priorität hat und einem weltweit zugänglichen Schadstofffreisetzungs- und Verbringungsregister (PRTR), also einer öffentlich einsehbaren Datenbank der Emissionen und des Austritts von gefährlichen Stoffen.
Erneut schmerzliche Lektionen verhindern
Seit mittlerweile drei Jahrzehnten warnen wir vor gefährlichen Chemikalien und schlagen Lösungsansätze vor. Darauf begründet sich unsere Forderung, die Verklappung zu stoppen. Viele Länder der südlichen Halbkugel erfahren jedoch derzeit eine rasante Industrialisierung. Dort ignoriert man anscheinend weitgehend die schmerzlichen Lektionen in Form enormer Folgekosten für Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft, die der Norden bereits lernen musste. «Die Veröffentlichung der Studie ist erst der erste Schritt – weiter Schritte folgen», verspricht Matthias Wüthrich, der am Aufbau der internationalen Wasserkampagne von Greenpeace beteiligt ist. (Greenpeace/mc/ps)
Die «Hidden-Consequence»-Studie, ein Foto-Video-Essay sowie die Geschichte der Basler Altlastenkampagne finden Sie unter www.greenpeace.ch.