Greenpeace: Pestizid-Cocktails in Äpfeln gefunden
(Foto: Chris Petts/Greenpeace)
Zürich – Ein europaweiter Greenpeace-Test zeigt auf, dass konventionell produzierte Äpfel in Supermärkten (auch in der Schweiz) mit einem Pestizid-Cocktail belastet sind. Labortests haben 39 individuelle Substanzen identifiziert. Bei Bio-Äpfeln konnten keine Pestizide nachgewiesen werden.
Greenpeace hat in einer europaweit koordinierten Messkampagne in elf Ländern – darunter in der Schweiz – 126 verschiedene Apfelproben in Supermärkten gekauft und in einem spezialisierten, unabhängigen Labor auf Pestizide untersuchen lassen. In 83 % der konventionellen Proben konnten Pestizide nachgewiesen werden, 60 % der Proben waren mit zwei oder mehr Pestiziden belastet. Alle biologisch produzierten Äpfel waren pestizidfrei.
Pestizide festgestellt – gesetzliche Grenzwerte eingehalten
In der Schweiz wurden Proben bei Aldi, Coop, Lidl und Migros gekauft – alles Äpfel aus dem Inland. In beiden Bio-Proben (Coop & Migros) konnten keine Pestizide nachgewiesen werden. In den konventionell produzierten Schweizer Apfelproben konnten im Mittel 1,8 verschiedene Pestizide gemessen werden, am stärksten belastet war eine Probe der Migros mit fünf verschiedenen Substanzen. Auf den Jamadu-Kinderäpfeln von Coop wies das Labor die Chemikalie THPI nach, ein Abbauprodukt des Fungizids Captan. Die gesetzlichen Grenzwerte wurden von allen Proben eingehalten.
Diese Resultate zeigten klar, dass die im intensiven landwirtschaftlichen Anbau eingesetzten Substanzen auf dem Teller der KonsumentInnen landen, so Greenpeace. Da etliche der gefundenen Pestizide ein hohes Bioakkumulationspotenzial aufwiesen oder Einflüsse auf die Reproduktion haben könnten, seien gesundheitliche Auswirkungen auch bei Einhaltung der nationalen Grenzwerte nicht auszuschliessen. Zudem habe der Pestizid-Einsatz schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Biodiversität und gefährde Ökosystem-Leistungen wie die Bestäubung, schreibt Greenpeace weiter.
Philippe Schenkel, Agrarexperte bei Greenpeace Schweiz sagt: «Der hohe Pestizideinsatz der industriellen Landwirtschaft reduziert die Biodiversität, gefährdet unsere Gesundheit und hinterlässt einen Chemie-Cocktail in unseren Lebensmitteln. Es ist höchste Zeit an einem Pestizid-Ausstiegsplan zu arbeiten und den KonsumentInnen nachhaltig produzierte, gesunde Lebensmittel anzubieten.»
Weg vom «Paradigma der chemieintensiven Landwirtschaft»
Die Schweizer Agrarwirtschaft müsse vom Paradigma der chemieintensiven Landwirtschaft wegkommen, fordert Greenpeace. Insbesondere müsse der Einsatz von synthetischen Pestiziden schrittweise reduziert werden. Dies erfordere eine Abkehr von industriellen Agrarsystemen und die Einführung ökologischer landwirtschaftlicher Praktiken. Nur so könnten die ökologischen und wirtschaftlichen Probleme, mit denen die Landwirtschaft derzeit zu kämpfen hat, effektiv und ganzheitlich gelöst werden, zeigt sich Greenpeace überzeugt.
Konkret heisse dies: Verbesserung der Bodenbewirtschaftung, Anwendung biologischer Schädlingsbekämpfung, Auswahl resistenter, den örtlichen Bedingungen angepasster Sorten, Gestaltung pflanzenbaulich optimaler Fruchtfolgen und Erhöhung der Vielfalt landwirtschaftlicher Systeme. Greenpeace fordert die Supermärkte auf, die Bauern beim Umstieg auf eine nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen. (Greenpeace/mc)