Greenpeace: Rückstände von gefährlichen Chemikalien durch Produkte der Outdoor-Branche

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Zürich – Greenpeace hat weltweit in acht Gebirgsregionen – darunter das Engadin Seewasser und frischen Schnee auf Rückstände von PFC-Chemikalien getestet. Die Outdoor-Hersteller setzen diese bei der Herstellung ihrer Produkte ein. Sie bauen sich kaum ab und können gesundheitsschädlich sein. Das bedenkliche Resultat: Die gefährlichen Chemikalien fanden sich in allen Naturgebieten. Sie verbreiten sich global.

Im Mai und Juni 2015 hatten acht Greenpeace-Teams in acht entlegenen Gebirgsregionen auf drei Kontinenten verschiedene Wasser- und Schneeproben entnommen. Sie liessen sie durch unabhängige Labors auf Rückstände von umwelt- und gesundheitsgefährdenden per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) testen. Diese setzen unter anderem ausgerechnet die mit Natur werbenden Outdoor-Firmen ein für die Herstellung ihrer schmutz- und wasserabweisenden Produkte.

Die im Bericht «Chemie in unberührter Natur» publizierten Analysen belegen nun, dass sich PFC-Chemikalien weit über den Globus verteilen. Sie waren in allen Regionen nachweisbar. Die höchsten Konzentrationen hatten Schneeproben aus den Alpen (Schweizer Nationalpark, Macuner Seeplatte), der Hohen Tatra in der Slowakei sowie beim Lago Pilato im italienischen Apennin. Der Schnee an den Haba Snow Mountains in China wies in 5000 Metern zwar die geringsten PFC-Konzentrationen auf. Allerdings war ein besonders toxisches, langkettiges PFC deutlich nachweisbar. Auch in Hochgebirgsseen sind sie zu finden: Die in diesen Wasserproben gefundenen Substanzen haben sich über die Jahre akkumuliert, daher 
sind die Konzentrationen deutlich höher als in den Schneeproben. Es überwiegen kurzkettige PFC, die die Outdoor-Industrie als harmlos abtut und zunehmend einsetzt. Besonders hoch waren deren Rückstände in den Wasserproben aus Patagonien, Russland und der Schweiz.

Zwischen Produkten und der Natur stimmt die Chemie nicht
Julia Bangerter, Leiterin der Chemie-Kampagne von Greenpeace Schweiz, sagt: «Outdoor-Marken werben mit Naturverbundenheit und Bildern von den schönsten Orten der Welt, von abgelegenen Bergseen und schneebedeckten Gebirgsmassiven. Doch zwischen ihren Produkten und der Natur stimmt die Chemie nicht. PFC-Chemikalien bauen sich nur sehr langsam ab, akkumulieren sich und können gesundheitsschädlich sein. Es ist dringend nötig, dass die Outdoor-Branche glaubhafte und ambitiöse Verpflichtungen eingeht, um auf unbedenklichere Alternativen umzustellen.»

Einmal in die Umwelt freigesetzt, verteilen PFC sich über den gesamten Globus. Sie können bei der Herstellung, dem Transport, der Lagerung und der Nutzung freigesetzt werden, gelangen mit Abwässern aus Fabriken aber auch aus der heimischen Waschmaschine in die Kanalisation. Längst nicht alle lassen sich herausfiltern. In die Luft oder in Asche gelangen sie, wenn PFC-haltige Produkte in der Müllverbrennung entsorgt werden, durch das Ausgasen bestimmter PFC aus den Fabriken oder auch aus den fertigen Produkten. Ins Wasser können sie etwa beim Auswaschen gelangen. Die Schadstoffe sammeln sich im Blut und in Organen von Menschen und Tieren. Einige PFC können die Fortpflanzung beeinträchtigen, das Wachstum von Tumoren fördern und das Hormonsystem beeinflussen.

Diese Tests sind Teil der Detox-Kampagne von Greenpeace. Seit 2011 fordert die internationale, unabhängige Umweltorganisation die Bekleidungsindustrie auf, alle gefährlichen Chemikalien inklusive PFC, aus der Produktions- und Lieferkette zu verbannen. Das findet breite Unterstützung bei Naturwissenschaftlern. Einige Produzenten von Outdoor-Produkten, etwa Puma und Adidas, haben sich bereits verpflichtet, PFC aus ihren Produktionsketten zu eliminieren. Einige kleinere Unternehmen wie Fjällräven, Paramo, Puya, sowie die beiden Schweizer Firmen Rotauf und R’ADYS haben bereits hochwertige PFC-freie wasserabweisende Outdoor-Kollektionen. Führende Marken wie The North Face, Columbia, Patagonia, Salewa and Mammut haben bisher aber wenig Verantwortung gezeigt, gefährliche Chemikalien wie PFC zu eliminieren.

NaturliebhaberInnen, WandererInnen, SkifahrerInnen – alle, denen die Zukunft unberührter Gegenden und die eigene Gesundheit wichtig ist, können der Bewegung beitreten und von der Outdoor-Branche verlangen, auf gefährliche Chemikalien zu verzichten. (Greenpeace/mc/ps)

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