Zürich – Zwei Jahre nach dem Atomunfall in Fukushima liegen bereits viele Erkenntnisse über dessen Ursachen und Folgen vor. Trotzdem findet in Japan wie auch in der Schweiz nur langsam ein Umdenken statt: Betreiber, Aufsicht und Politik wiegen sich wieder oder weiterhin in trügerischer Sicherheit, wie der japanische Nuklearingenieur Masashi Goto und Atomexperte Stefan Füglister heute an einem Greenpeace-Mediengespräch in Bern dargestellt haben.
„Die Atomkatastrophe in Fukushima ist noch nicht zu Ende und auch ihre Aufarbeitung ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Masashi Goto, Nuklearingenieur und ehemaliger Berater der japanischen nuklearen Aufsichtsbehörde. Ein unabhängiger Untersuchungsbericht in Japan ist im Juli dieses Jahres zum Schluss gekommen, dass die Katastrophe in Fukushima menschengemacht und nicht allein auf einen Tsunami zurückzuführen war. Die technischen Ursachen des Atomunfalls seien allerdings noch nicht vollständig geklärt worden, ist Goto überzeugt.
Grundsätzliches Umdenken gefordert
Als eine der kritischen Stimmen, die in seinem Land öffentlich auftreten, fordert er ein grundsätzliches Umdenken: „Aber die Regierung und die Atomindustrie möchten die AKWs möglichst schnell wieder hochfahren und betreiben mit einer neuen Sicherheitsrichtlinie nur Symptombekämpfung “, sagt Goto.
Hoffen auf das Ausbleiben gravierender Ereignisse
Stefan Füglister hat die Empfehlungen der japanischen Untersuchungskommission im Auftrag von Greenpeace Schweiz daraufhin analysiert, welche Lehren die Schweiz daraus gezogen hat. Das Fazit ist wenig schmeichelhaft: Zwar hat die offizielle Schweiz – der Bundesrat, die Aufsicht und das Parlament – nach der Katastrophe rasch reagiert und sich für einen schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen. „Weitergehende Konsequenzen wie die Beschränkung der Laufzeiten, restriktivere Sicherheitsnormen und klarere Gesetze werden aber immer noch auf die lange Bank geschoben“, stellt Atomexperte Stefan Füglister fest. Man hoffe schlicht und einfach, die letzten Lebensjahre der alternden Atommeiler ohne gravierende Ereignisse zu überstehen.
«Sicherheitsnachweise stehen auf wackligen Füssen»
„Der Katastrophenschutz ist heute in der Schweiz genauso wenig vorbereitet wie vor zwei Jahren in Japan, als Fukushima zum Albtraum wurde“, warnt Füglister. Die Sicherheit der Bevölkerung scheint bei Behörden und Betreibern in der Schweiz nicht oberste Priorität zu sein: „Die Sicherheitsnachweise für die Schweizer AKW stehen auf wackligen Füssen und die Sicherheits-Diskussion beschränkt sich weitgehend auf die Frage der Versorgungssicherheit“, kommt der Greenpeace-Bericht zum Schluss. (Greenpeace/mc)